10. September 2022, 8:12 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Das Toxische Schocksyndrom, umgangssprachlich auch als „Tamponkrankheit“ bezeichnet, wird durch Bakterientoxine ausgelöst und kann tödlich enden. Welche Ursachen stecken dahinter und anhand welcher Symptome erkennt man es?
Es steht auf jeder Tampon-Verpackung drauf: Eine Warnung vor dem „menstruellen TSS“. Doch was bedeutet das? „TSS“ steht für das Toxische Schocksyndrom, welches unter Frauen auch als Tamponkrankheit bekannt ist. Zwar kann es jeden Menschen jeden Alters betreffen, auch Männer und Kinder, doch wird die Erkrankung häufig durch die Nutzung von Tampons ausgelöst. Da das TSS sehr plötzlich eintritt und sich schnell verschlimmert, kann es sogar tödlich enden, wenn nicht sofort gehandelt und behandelt wird. Umso wichtiger ist es, Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten sowie vorbeugende Maßnahmen zu kennen.
Übersicht
Was ist das Toxische Schocksyndrom?
Die Krankheit des Toxischen Schocksyndrom wurde erstmals 1978 beschrieben und erlangte im Jahr 1980 durch das Auftreten einer Reihe von Fällen im Zusammenhang mit der Menstruation und der Verwendung von Tampons weltweit öffentliche Aufmerksamkeit. Damals ist die Inzidenz sprunghaft angestiegen – mehr als 800 Fälle von menstruationsbedingtem TSS traten traten auf, überwiegend bei jungen Frauen.1 Heute weiß man, dass beim Toxischen Schocksyndrom Bakterien über eine offene Wunde oder die Gebärmutter in den Blutkreislauf und anschließend durch die Freisetzung schädlicher Giftstoffe einen Schock auslösen können. Die anschließenden Symptome treten dann sehr plötzlich und heftig auf. Unbehandelt kann TSS schlimmstenfalls sogar zu schwerem Organversagen und damit zum Tod führen. Es wird häufig mit dem Gebrauch von Tampons bei jungen Frauen in Verbindung gebracht, kann aber jeden Menschen jeden Alters treffen – auch Männer und Kinder.
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Ursachen des Toxischen Schocksyndroms
Das toxische Schocksyndrom ist eine seltene, lebensbedrohliche Komplikation bei bestimmten Arten von bakteriellen Infektionen. Häufig wird das TSS durch Toxine verursacht, die von Staphylococcus aureus-Bakterien (Staphylokokken) produziert werden. Aber auch Streptokokken der Gruppe A (Strep) können solche Toxine produzieren und die Krankheit auslösen.
Unter normalen Umständen leben diese Bakterien auf der Haut oder auf den Schleimhäuten, wie im Rachen oder im Mund, ohne krank zu machen. Unter bestimmten Bedingungen können einige Bakterienstämme jedoch schnell wachsen und Giftstoffe produzieren. Nicht selten können solche Staphylokokken bei der Nutzung von Tampons in die Vagina und damit in die Gebärmutter eindringen und letztlich einen Schock auslösen. Das ist auch der Grund, warum beim Toxischen Schocksyndrom umgangssprachlich auch von der Tamponkrankheit gesprochen wird.
TSS-Risikofaktoren
Auch wenn Kinder, Männer und Frauen nach der Menopause ebenfalls am Toxischen Schocksynrom erkranken können, trifft es fast immer jüngere Frauen. Zudem besitzen etwa 90 Prozent aller Menschen im späteren Erwachsenenalter Antikörper gegen das Exotoxin TSST-1. Etwa 92 Prozent der bisher beschriebenen Fälle traten bei menstruierenden Frauen mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren und vor allem im Zusammenhang mit dem Tampongebrauch auf – laut RKI gibt es drei bis sechs Fälle auf 100.000 Frauen.
Zu den Risikofaktoren für das Toxische Schocksyndrom gehören deshalb ein junges Alter, eine Staphylokokkus-Besiedelung der Scheide, die Verwendung von Tampons und deren zu lange Nutzungsdauer. Aber auch Menstruationstassen, Verhütungsschwämme oder Diaphragmen sowie Hautwunden, Verbrennungen, Insektenstiche und chirurgische Wunden können als Eintrittspforte für die Erreger eines Toxischen Schocksyndroms dienen.2
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Tamponkrankheit: Symptome
Die Symptome des toxischen Schocksyndroms beginnen plötzlich und verschlimmern sich rasch und umfassen laut Robert-Koch-Institut:
- Erbrechen, Übelkeit oder Diarrhoe
- Fieber (über 39°C)
- großflächiger Hautausschlag
- Bluthochdruck oder zu niedriger Blutdruck
- Ohnmacht, Schwindelanfälle, Bewusstseinsstörungen
- Muskelschmerzen
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- vermehrtes oder vermindertes Wasserlassen
- Harnwegsinfektion
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Diagnose und Behandlung von TSS
Wer Symptome eines TSS zeigt, sollte umgehend medizinische Hilfe suchen. Im Krankenhaus können Erreger des Toxische Schocksyndroms beispielsweise anhand von Proben der Schleimhaut nachgewisesn oder gegebenenfalls durch eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) nachgewiesen werden.
Bei einem positiven Befund kann die Krankheit durch die intravenöse Gabe von Antibiotika behandelt werden. Darüber hinaus sollten verdächtige primäre Infektionsstellen desinfiziert werden. Folgende Maßnahmen können diese Behandlung weiter unterstützen:
- intravenöse Flüssigkeitszufuhr zur Minderung des Schockrisikos und des Risikos von Organschäden
- Stabilisierung des Blutdrucks
- Dialyse bei Patienten mit Nierenversagen
- Gabe von Blutprodukten
- chirurgische Eingriffe zur Reinigung des Infektionsherdes
- Unterstützung der Atmung durch Gabe von Sauerstoff
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TSS vorbeugen: Tampons richtig verwenden
Um das Risiko eines menstruellen Toxischen Schocksyndroms bzw. der Tamponkrankheit zu minimieren, gibt es einige Maßnahmen, die zur Vorbeugung beitragen können:
- Tampons oft wechseln (nicht länger als 6 Stunden tragen)3
- Tampon oder Menstruationstasse nur mit sauberen Händen einführen/entfernen
- bei Nutzung eines Diaphragmas zur Verhütung, dieses nicht länger als unbedingt nötig tragen
- nachts Binden statt Tampons verwenden
- immer die kleinste notwendige Tampongröße nutzen
- supersaugfähige Tampons (vor allem an schwachen Tagen) vermeiden
- lieber Tampons aus 100 Prozent Baumwolle nutzen, da diese das Risiko senken können4
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Quellen
- 1. Todd, J., Fishaut, M., Kapral, F., Welch, T. (1978). Toxic-shock syndrome associated with phage-group-I Staphylococci. The Lancet.
- 2. Robert-Koch-Institut (2016) Staphylokokken-Erkrankungen, insbesondere Infektionen durch MRSA. (aufgerufen am 05.09.2022)
- 3. Billon, A., Gustin, M.P., Tritan, B. et al. (2020). Association of characteristics of tampon use with menstrual toxic shock syndrome in France. EClinicalMedicine.
- 4. Tierno, P.M., Hanna, B.A. (1994). Propensity of tampons and barrier contraceptives to amplify Staphylococcus aureusToxic shock syndrome toxin-I. Infectious Diseases in Obstetrics and Gynecology.