6. Januar 2023, 15:02 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Der „Tiger Balm“, im Deutschen oft auch Tigerbalsam genannt, gehört zu jenen Klassikern der Selbstbehandlung, von den die meisten wohl schon mal gehört haben. Aber bei welchen Beschwerden hilft dieser Balsam genau, welche Bestandteile enthält er und was ist der Unterschied zwischen weißem und rotem Tigerbalsam? FITBOOK beantwortet die wichtigsten Fragen.
Der Tigerbalsam gilt als eine gesundheitliche Allzweckwaffe. Seit Jahren gehört das frei verkäufliche Arzneimittel bei vielen Menschen in die Haushaltsapotheke. Insbesondere bei jenen, die lieber auf natürliche Mittel bei gesundheitlichen Beschwerden schwören. Entwickelt hat die Salbe der Drogist Aw Chu Kin im heutigen Myanmar in den 1870er-Jahren nach einem Jahrhunderte alten chinesischen Rezept.1 Später übernahmen seine Söhne die Produktion, optimierten die Rezeptur und gründeten die bis heute existierende Herstellerfirma „Haw Par Healthcare“.2 Seitdem wird die Salbe in Singapur hergestellt. In Deutschland hat die Firma „Queisser Pharma“ die Vertriebsrechte. Doch welche Wirkstoffe stecken eigentlich in dem berühmten „Tiger Balm“ aus Asien – und bei welchen Beschwerden hilft er? Und worin unterscheiden sich eigentlich weißer und roter Tigerbalsam?
Übersicht
Das sind die Wirkstoffe im „Tiger Balm“
Tigerbalsam gibt es in zwei Varianten: als weiße und als rote Salbe. Die Bestandteile sind ähnlich, aber nicht identisch, denn sie werden für unterschiedliche Beschwerden empfohlen. Die Inhaltsstoffe des weißen „Tiger Balm“ sind folgende:3
- 250 mg Campher, racemisch (synthetischer Kampfer)
- 160 mg Pfefferminzöl
- 130 mg Cajeputöl
- 79 mg Levomenthol
- 15 mg Nelkenöl
- Hartparaffin
- Vaselin
(Angaben je 1 Gramm weißer „Tiger Balm“)
Im Vergleich dazu ist die Zusammensetzung des roten „Tiger Balm“ etwas anders gewichtet:
- 110 mg Campher, racemisch
- 100 mg Levomenthol
- 70 mg Cajeputöl
- 60 mg Pfefferminzöl
- Hartparaffin
- Vaselin
- Nelkenöl
- Chinesisches Zimt-Öl
- Ammoniaklösung 10 Prozent
(Angaben je 1 Gramm roter „Tiger Balm“)
Wie unterscheidet sich die Wirkung von rotem und weißem Tigerbalsam?
Hauptunterschied: Weißer Tigerbalsam wirkt kühlend, roter Tigerbalsam wärmt. So ist die weiße Variante insbesondere für Erkältungen und Kopfschmerzen geeignet, während der rote Balsam dank der durchblutungsfördernden Wirkung bei Muskel-, Gelenk- und Sehnenbeschwerden hilft. Für den wärmenden Effekt ist primär das Zimt-Öl verantwortlich, welches nur im roten Tigerbalsam enthalten ist. Ansonsten sind die Inhaltsstoffe nahezu die gleichen, wenn auch in einer unterschiedlichen Gewichtung vorhanden.
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Kampfer (engl. Campher) wird aus dem immergrünen Kampferbaum gewonnen. Der Stoff wirkt sowohl schleimlösend bei Erkältungen als auch durchblutungsfördernd und schmerzlindernd bei rheumatischen Erkrankungen – deshalb kommt er in beiden Salben zum Einsatz. Weißer „Tiger Balm“ enthält jedoch deutlich mehr Pfefferminzöl, denn es wirkt kühlend, hilft dadurch bei Kopfschmerzen und beim Befreien der Atemwege. Das ätherische Öl der Cajeputpflanze kommt ebenfalls in beiden Salben vor, denn es wirkt bei Erkältungen ebenso wie bei Beschwerden in Muskeln und Sehnen, da es dort die Durchblutung fördert.
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So wird der rote Balsam speziell in schmerzende Muskeln einmassiert, etwa den Nackenbereich. Mit dem weißen Balsam reibt man hingegen bei Kopfschmerzen die Schläfen leicht ein, bei einer Erkältung die Brust oder den Bereich unter der Nase. Beide Tigerbalsam-Varianten dienen nur der äußeren Anwendung und sollte bei Erwachsenen sowie Kindern ab 12 Jahren nur in keinen Mengen aufgetragen werden.
Wurde „Tiger Balm“ in den USA verboten?
Der Tigerbalsam mag aufgrund seines Namens bei einigen Menschen den Eindruck erwecken, dass darin von bedrohten Tigern stammende Inhaltsstoffe enthalten sein könnten. Dem ist nicht so, denn das Produkt hat keine tierischen Bestandteile. Und somit ist es auch nicht der Grund dafür, dass der Hersteller „Haw Par Healthcare“ vor einigen Jahren von der US-Arzneimittelbehörde FDA verwarnt wurde. Stattdessen hat die FDA die Kennzeichnung bemängelt, denn die Salbe habe Eigenschaften eines Arzneimittels gezeigt.5 Zudem habe die FDA bei einer Inspektion festgestellt, dass die Arbeiter in der Fabrik nicht ausreichend geschult waren.
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Mittlerweile hat sich der Konflikt offenbar gelöst und die Salben sind auch in den USA als rezeptfreies Arzneimittel frei verkäuflich, ohne jedoch die Zulassung der US-Arzneimittelbehörde FDA zu haben. Auf dem deutschen Markt gab es nie ein Verkaufsverbot für den „Tiger Balm“, denn wie ein Sprecher des Unternehmens „Klosterfrau“ (die vertrieben das Produkt früher) gegenüber dem Online-Magazin APOTHEKE ADHOC erklärte, sei die Zusammensetzung der Salben damals in den USA eine andere als in Deutschland gewesen.
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Quellen
- 1. Wikipedia: Tiger Balm (aufgerufen am 5.1.2023)
- 2. Tiger Balm: Von Rangoon in die Welt: Die Herkunft und Tradition von Tiger Balm (aufgerufen am 5.1.2023)
- 3. Apotheken Umschau: Beipackzettel von TIGER BALM weiß (aufgerufen am 5.1.2023)
- 4. Apotheken Umschau: Beipackzettel von TIGER BALM rot (aufgerufen am 5.1.2023)
- 5. Apotheke adhoc: Klosterfrau gibt Entwarnung bei „Tiger Balm“ (aufgerufen am 5.1.2023)