16. Juni 2022, 15:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Lästige Speckröllchen am Bauch lassen sich nur mit schweißtreibenden Hardcore-Workouts bekämpfen? Von wegen! Wissenschaftler haben eine sanfte Methode gefunden, das ungeliebte Bauchfett loszuwerden: Tai-Chi.
„Einfache Peitsche“, „Der weiße Kranich breitet seine Flügel aus“, „Die Mähne eines Wildpferds schütteln“ – die Übungen im Tai-Chi haben oftmals poetische Namen. Viele Praktizierende sehen hinter den Bezeichnungen eine tiefere Bedeutung. Eine Übung könnte auch heißen: „Was das böse Bauchfett schmelzen lässt“. Denn genau zu dieser erstaunlichen Erkenntnis sind Forscher aus Hongkong gekommen. Sie meinen: Tai-Chi hilft, ungesundes Bauchfett zu reduzieren.
Übersicht
Bauchfett durch Tai-Chi reduzieren
Früher Kampfkunst, heute Bewegungslehre: Tai-Chi kann mehr als nur entspannen. Forscher meinen: Die sanften Übungen helfen auch gegen Bauchfett. Das ist insofern erstaunlich, als die Übungen im Tai-Chi in der Regel extrem langsam und fließend durchgeführt werden. Das soll in erster Linie zu einem seelischen Ausgleich führen, an Fettverbrennung denken dabei wohl die wenigsten. Wer Pfunde loswerden will, müht sich eher mit intensiven und anstrengenden Trainingsformen wie HIIT ab.
HIIT ist jedoch nicht jedermanns Sache. Unmotivierte, körperlich eingeschränkte Personen oder auch ältere Menschen können mit Tai-Chi und seinen sanften Bewegungsabläufen vielleicht eher etwas anfangen. Das findet auch Parco Siu von der Universität in Hongkong. Zusammen mit einem Forscherteam hat der Mediziner eine Tai-Chi-Studie an über 50-jährigen Probanden durchgeführt. Wichtig: Die Personen hatten alle einen großen Bauchumfang, was Krankheiten wie Diabetes verursachen kann.
Was haben die Forscher herausgefunden?
Die Vergleichsstudie lief insgesamt über ein Jahr. Es nahmen 543 Probanden teil, die zufällig ausgewählt und in drei Gruppen aufgeteilt wurden. Die Kontrollgruppe absolvierte keinerlei Training, die zweite Gruppe praktizierte über einen Zeitraum von zwölf Wochen dreimal pro Woche eine Stunde lang Tai-Chi, die dritte Gruppe machte klassisches Fitness-Training (Ausdauer und Kraft). Und tatsächlich reduzierte sich der Bauchumfang bei den Studienteilnehmer*innen, die über den Zeitraum Tai-Chi machten, ähnlich wie bei jenen, die Fitness bevorzugten. Zudem verbesserte sich bei den Probanden beider Gruppen der Cholesterinspiegel im Vergleich zur Kontrollgruppe.
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Für Siu und sein Team ist damit klar, dass auch die langsamen Bewegungen des Tai-Chi helfen, Bauchfett bei über 50-Jährigen zu verringern. Die Studie wurde im Fachmagazin „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht.
Tai-Chi kann Symptome von Depressionen lindern
Doch Tai-Chi kann noch viel mehr, als nur Bauchfett reduzieren. Das zeigen aktuelle Studienergebnisse. So können meditative Bewegungsabläufe, wie sie im Yoga, Quigong und Tai-Chi vorkommen, eine wertvolle ergänzende Methode bei der Behandlung von Depressionen sein. Das ergab eine Metaanalyse von chinesischen Wissenschaftlern, die 15 Studien miteinander verglichen.
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Demnach erhöhten meditative Bewegungsinterventionen die Zahl der Personen, die anschließend frei von depressiven Symptomen waren, um fast das Siebenfache. Die Wahrscheinlichkeit, dass meditative Bewegungsabläufe als ergänzende Maßnahme die Symptome von Depressiven verbesserten, stieg sogar um das Fünffache.2
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Quellen
- 1. Siu, P.M., Yu, A.P., Chin, E.C., et al. (2021). Effects of Tai Chi or Conventional Exercise on Central Obesity in Middle-Aged and Older Adults. A Three-Group Randomized Controlled Trial. Annals of Internal Medicine.
- 2. Zou, L., Yeung, A., Li, C., et al. (2018). Effects of Meditative Movements on Major Depressive Disorder: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Journal of Clinical Medicine.