28. August 2023, 11:17 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Männer, die täglich kiffen, schaden womöglich massiv ihrer Männlichkeit. Laut einer US-Studie lässt exzessiver Marihuana-Konsum die Hoden schrumpfen und den Testosteronspiegel sinken – zumindest bei Rhesusaffen. Begleiteffekt: drohende Unfruchtbarkeit.
Wie so oft macht die Dosis das Gift. Im Falle von Cannabis bzw. dem berauschenden Wirkstoff THC drohen bei starkem Gebrauch womöglich fatale Folgen für männliche Konsumenten. Denn es häufen sich wissenschaftliche Hinweise, dass Kiffen und andere Arten des Cannabiskonsums negative Auswirkungen auf die männliche Fruchtbarkeit haben kann – dabei sind offenbar auch speziell ihre Fortpflanzungsorgane betroffen. Als eine der ersten Untersuchung überhaupt, die sich mit den Auswirkungen von Marihuana auf die Funktion der Hoden beschäftigte, kamen Forschende der Oregon Health & Science University nämlich zu einem alarmierendem Ergebnis.
Übersicht
Männliche Rhesusaffen sieben Monate lang unter Drogen gesetzt
Für ihre Untersuchung verabreichten die Wissenschaftler männlichen Rhesusaffen einmal täglich essbares THC, wobei sie die Dosis über den Versuchszeitraum von sieben Monaten alle 70 Tage steigerten. Die Affen hatten bereits alle erfolgreich Nachwuchs gezeugt, galten also als fruchtbar. Samenproben wurden zu Studienbeginn vor Beginn der THC-Behandlung und erneut am Ende jedes Zeitpunkts der erhöhten THC-Dosierung entnommen. Da es sich bei Rhesusaffen um Primaten handelt, spielen die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift „Fertility & Sterility“ veröffentlicht wurden, für den Menschen eine große Rolle.1
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Wie Marihuana die Hoden angreift
„Unsere Analyse der gesammelten Proben ergab, dass die Verwendung von THC mit erheblichen nachteiligen Auswirkungen auf die Fortpflanzungshormone der Tiere verbunden war. Einschließlich verringertem Testosteronspiegel und schwerer Schrumpfung der Hoden. Insbesondere haben wir eine Abnahme der Hodengröße um mehr als 50 Prozent beobachtet“, erklärt Studienleiterin Jamie Lo in einer Universitätsmitteilung.2 Dramatisch: Mit steigender Dosis verschlimmerte sich die Wirkung.
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Dauerhafte Auswirkungen selbst nach jahrelanger Abstinenz befürchtet
Für Jason Hedges, Hauptautor der Studie, sind diese Ergebnisse aus klinischer Sicht mehr als besorgniserregend. „Da die Verbreitung von Marihuana in den USA und weltweit weiter zunimmt – speziell bei Männern im besten reproduktiven Alter – könnten selbst moderate Dosen einen tiefgreifenden Einfluss auf ihre Hoden und ihre Fruchtbarkeit haben“, befürchtet der Mediziner. Zwar stehe für Teenager oder Männer Anfang 20 die Familienplanung meist nicht im Vordergrund, aber es sei möglich, dass THC und damit Marihuana dauerhafte Auswirkungen auf die Familienplanung im späteren Leben haben könnte. Und auch ohne Kinderwunsch: Niedrige Testosteronwerte lassen nicht nur die Hoden schrumpfen, sondern machen sich durch Libidoverlust, depressive Verstimmungen, Schlafstörungen und Rückgang der Muskulatur bemerkbar.
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Auch weibliche Fruchtbarkeit wird durch übermäßigen Cannabis-Konsum beeinträchtigt
Das Forscherteam führte 2021 eine ähnliche Studie mit weiblichen Rhesusaffen durch. Auch hier zeigten sich Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Zu viel THC griff massiv in den Zyklus ein und brachte das empfindliche Hormonsystem durcheinander. So wurden bei den Weibchen erhebliche Fruchtbarkeitsstörungen festgestellt, die sie zuvor nicht aufwiesen.3 „Je höher die THC-Konzentration, desto stärker ist das Fortpflanzungssystem betroffen“, so das Fazit der Forschenden.
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Weitere Forschung zur Auswirkung von Cannabis auf die Fruchtbarkeit
Insbesondere mit dem Effekt von Cannabis auf die Fruchtbarkeit bei Männern haben sich im vergangenen Jahrzehnt bereits eine Reihe von Forschungsprojekten beschäftigt. Eine Metaanalyse von Studien aus den Jahren 2010 bis 2021 fasst zusammen, was die verschiedenen Wissenschaftler herausgefunden haben.4
Auswirkung auf die Spermien
Offenbar kann Marihuana spezifische negative Auswirkungen auf die Spermienparameter haben: auf die Spermienzahl, -konzentration, -motilität, -morphologie, -kapazitation und -lebensfähigkeit. Auf diese Weise beeinträchtigt der Cannabiskonsum also die Fruchtbarkeit von Männern.
Effekt auf Testosteron
Darüber hinaus konnten auch hormonelle Störungen bei Marihuana konsumierenden Männern festgestellt werden. Unter anderem zeigten sich negative Auswirkungen auf Testosteron, was sich ebenfalls auf Libido und Fruchtbarkeit auswirken kann.
Fazit – bei Kinderwunsch Vorsicht mit Kiffen
Männer und Frauen, die (bald oder Jahre später) Eltern werden wollen, sollten sich bewusst sein, dass Marihuana dies offenbar erschweren, wenn nicht sogar verhindern könnte. Und das womöglich auch Jahre, nachdem man aufgehört hat, Cannabis zu konsumieren.
Weitere Forschung über die kurzfristigen und langfristigen Folgen von Marihuana auf die Fruchtbarkeit ist jedoch noch nötig, da bisherige Studien aufgrund ihres Designs Schwächen bezüglich ihrer Aussagekraft aufweisen können. Denn sie basierten überwiegend auf Beobachtungen und Datenanalysen. Die aussagekräftigeren Laborstudien wurden hingegen mit Tieren durchgeführt.
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Quellen
- 1. Hedges, J., Hanna, C.B., Basg, J.C. et al. (2022). Chronic exposure to delta-9-tetrahydrocannabinol impacts testicular volume and male reproductive health in rhesus macaques. Fertility and Sterility.
- 2. Oregon Health & Science University. (2022) Chronic marijuana use negatively impacts male reproductive health, may decrease testicular function. (aufgerufen am 25.08.2023).
- 3. Ryan, S.K., Mahalingaiah, S., Cambell, L.R. et al. (2021) The effects of delta-9-tetrahydrocannabinol exposure on female menstrual cyclicity and reproductive health in rhesus macaques. F & S Science.
- 4. Srinivasan, M., Hamouda, R.K., Ambedkar, B. et al. (2021). The Effect of Marijuana on the Incidence and Evolution of Male Infertility: A Systematic Review. Cureus.