12. April 2024, 4:13 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) verläuft meist tödlich. Denn aufgrund der versteckten Lage der Bauchspeicheldrüse wird der bösartige Tumor häufig erst entdeckt, wenn die Erkrankung weit fortgeschritten ist.
Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs handelt es sich um eine bösartige Erkrankung im Gewebe der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Das lebenswichtige endokrine Organ liegt hinter dem Magen und spielt eine essenzielle Rolle bei der Produktion von Verdauungsenzymen. Daneben produziert die Bauchspeicheldrüse die Hormone Glukagon und Insulin, die für den Zuckerstoffwechsel verantwortlich sind. Aufgrund der versteckten Lage wird die Diagnose eines bösartigen Tumors in der Bauchspeicheldrüse häufig erst in weit fortgeschrittenem Stadium entdeckt. Erfahren Sie hier mehr über mögliche Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs, Risikofaktoren, Diagnose, Therapiemöglichkeiten sowie präventive Maßnahmen.
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Übersicht
- Häufigkeit und 5-Jahres-Überlebensrate
- Mögliche Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs
- Risikofaktoren
- Arten von Bauchspeicheldrüsenkrebs
- So wird die Erkrankung diagnostiziert
- Therapie
- Was man tun kann, um das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs möglichst klein zu halten
- Quellen
Häufigkeit und 5-Jahres-Überlebensrate
2020 erkrankten in Deutschland etwa 20.300 Menschen neu an Bauchspeicheldrüsenkrebs (9.960 Frauen, 10.270 Männer). Zur Einordnung: Je 100.000 Personen beträgt die Erkrankungsrate damit bei 11,4 Prozent (Frauen) und 15,1 Prozent (Männer). Aufgrund der ungünstigen Prognose (der Tumor wird wie bereits erwähnt häufig erst spät erkannt) verstarben auch fast ebenso viele Personen an dieser Erkrankung. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate bei beiden Geschlechtern liegt bei 11 Prozent, zehn Jahre überleben im Schnitt 9 Prozent de Erkrankten. Die absolute Zahl der Neuerkrankungs- und Sterbefälle hat für beide Geschlechter über die Jahre kontinuierlich zugenommen, auch aufgrund der demografischen Entwicklung. Laut dem Robert Koch-Institut weist das Pankreaskarzinom neben dem Mesotheliom die niedrigste Überlebensrate unter allen Krebserkrankungen auf.1
Mögliche Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs
Symptome einer Bauchspeicheldrüsenkrebserkrankung sind selbst in fortgeschrittenen Stadien unspezifisch und oft sehr subtil. Dadurch werden sie nicht selten zunächst mit anderen, weniger lebensbedrohlichen Gesundheitsbeschwerden in Verbindung gebracht. Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs können sein:
- Ungewollte Gewichtsabnahme
- Appetitlosigkeit
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall oder Verstopfung
- heller, fettiger Stuhlgang
- Bauch- und Rückenschmerzen
- Gelbsucht, also Gelbfärbung der Haut und Augen
- juckende Haut
- Müdgkeit, verminderte Leistungsfähigkeit
- Depressionen
Da die Bauchspeicheldrüse die Blutzucker-regulierenden Hormone Insulin und Glukagon produziert, kann eine Krebserkrankung am Organ den normalen Blutzuckerhaushalt stören. In manchen Fällen kann das zu der Entstehung von Diabetes führen oder eine bestehende Erkrankung verschlimmern.
Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs
Bauchspeicheldrüsenkrebs entsteht in der Regel aus vorbestehenden Krebsvorstufen (Dysplasien) der Drüsenzellen, die sich wiederum durch das Auftreten einer Vielzahl von genetischen Veränderungen der DNA (Mutationen) bilden. Mutierte Tumorzellen entziehen sich dabei den Zelltodmechanismen, denen gesunde Zellen unterliegen, und leben entsprechend länger bzw. vermehren sich schneller als gesunde Zellen. Diese abnormalen Zellen verdrängen Schritt für Schritt die gesunden und streuen im schlimmsten Fall in andere Organe.
Risikofaktoren
Welche Ursache genau hinter der Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs steckt, ist noch nicht bekannt. Es gibt allerdings bestimmte Faktoren, die das Risiko einer Erkrankung erhöhen. Das sind:
- Rauchen. Aktiv aber auch passiv zu rauchen, erhöht das Risiko an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken um bis zu 70 Prozent.2 Daten des Pancreatic Cancer Case-Control Consortium zeigen, dass Rauchen über 40 Jahre mit einem mehr als zweifach erhöhten Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs verbunden ist. Es steigt mit der Anzahl der gerauchten Zigaretten und der Dauer des Rauchens.3
- Übermäßiger Alkoholkonsum. Hoher Alkoholkonsum ist mit einem erhöhten Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs verbunden.4
- Pankreatitis. Eine chronische oder vererbte Bauchspeicheldrüsenentzündung erhöht das Risiko für Krebs
- Ernährung. Eine ungesunde Ernährungsweise mit zu viel rotem und industriell verarbeitetem Fleisch, Frittiertem, Zucker oder fetthaltigem Essen kann das Risiko ebenfalls erhöhen.
- Übergewicht. Zu viel Gewicht oder krankhaftes Übergewicht wurde ebenfalls mit einem erhöhten Risiko in Verbindung gebracht.
- Diabetes.
- Alter. Menschen, die älter als 65 Jahre sind, werden öfter diagnostiziert als jüngere.
- Gene. Wenn in der Familiengeschichte Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie bestimmte genetische Syndrome wie das familiäre atypische multiple Muttermal- und Melanom (FAMMM), Lynch Syndrom oder Peutz-Jeghers-Syndrom (PJS) aufgetreten sind, ist das Risiko einer Erkrankung potenziell erhöht. Genauso wird ein höheres Risiko für vererbten Brust- und Eierstockkrebs mit der Entstehung eines Pankreaskarzinoms in Verbindung gebracht.
Vor allem die Kombination von unterschiedlichen Risikofaktoren wie Rauchen zusammen mit Diabetes und einer genetischen Prädisposition erhöht die Gefahr der Erkrankung enorm.
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Arten von Bauchspeicheldrüsenkrebs
Basierend auf der Art der Zelle, in der sich der Krebs entwickelt, unterscheidet man zwischen zwei Typen von Bauchspeicheldrüsenkrebs:
- Adenokarzinom oder exokrines Pankreaskarzinom bezeichnet den Typ Bauchspeicheldrüsenkrebs, der seinen Ursprung in den Zellen hat, die die Gänge der Bauchspeicheldrüse auskleiden.
- Als neuroendokrine Tumore, Inselzelltumore der Bauchspeicheldrüse oder endokriner Krebs werden Krebsarten bezeichnet, die sich in den hormonproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse bilden.
Die neuroendokrinen Tumore der Bauchspeicheldrüse sind seltener und stören die Hormonproduktion, wodurch alle Stoffwechselvorgänge im Körper gestört werden.4
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So wird die Erkrankung diagnostiziert
Je früher man die Erkrankung entdeckt, desto besser sind die Heilungschancen. Dementsprechend wichtig ist es, bei ersten Symptomen, die auf Bauchspeicheldrüsenkrebs hindeuten könnten, einen Arzt aufzusuchen. Insbesondere, wenn man eine genetische Prädisposition hat und/oder ein oder mehrere Risikofaktoren aufweist. Beim Arzt werden nach ausführlicher Anamnese möglicherweise eine oder mehrere Untersuchungen durchgeführt, die weiter Klarheit schaffen können, wie beispielsweise:
- eine Computertomographie (CT) T- oder Magnetresonanztomographie (MRT), um eine Bild der Bauchspeicheldrüse zu bekommen
- eine endoskopische Ultraschalluntersuchung, bei der mithilfe einer kleinen Kamera, die in den Magen eingeführt wird, Bilder von der Bauchspeicheldrüse gemacht werden
- Bluttests, die Aufschluss über Tumormarker geben können
- eine Biopsie des Tumors in der Bauchspeicheldrüse
In dem unglücklichen Fall, dass ein Arzt Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert, folgen in der Regel weitere Untersuchungen, die zeigen, in welchem Stadium die Erkrankung ist.
Therapie
Bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs kann nur durch eine Operation eine vollständige Heilung erzielt werden. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die möglichst frühe Erkennung des Tumors und die lokale Begrenzung auf die Bauchspeicheldrüse. Eine Chemotherapie vor oder nach der Operation kann dabei von Vorteil sein, um bessere Ergebnisse zu erzielen.
Leider wird ein Bauchspeicheldrüsenkrebs aber meistens erst erkannt, wenn schon Umgebungsstrukturen befallen oder Fernabsiedlungen nachweisbar sind, sodass hier nur noch Chemotherapien oder in ausgewählten Fällen Immun- bzw. molekular zielgerichtete Therapien infrage kommen, die Beschwerden lindern und das Überleben verlängern können. In letzter Zeit zeigte sich auch die Bedeutung bestimmter molekularer Testverfahren an den Tumorzellen, um gerade Patienten herauszufiltern, die für eine Immuntherapie oder auch bestimmte zielgerichtete Therapien infrage kommen. Somit stehen für die Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs folgende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Behandlungsmöglichkeiten im Überblick
- eine Operation, bei der betroffene Teile der Bauchspeicheldrüse entfernt werden. Diese Behandlungsform kommt allerdings nur infrage, wenn sich der Krebs noch nicht ausgebreitet hat.
- Strahlentherapie
- Chemotherapie
- Immuntherapie, bei der verschiedene Methoden angewandt werden, sodass das körpereigene Immunsystem die Krebszellen angreift.
- bei einer zielgerichteten Krebstherapie setzt man Medikamente ein, die gezielt das Tumorwachstum stoppen sollen.
Ebenso kann es sein, dass der behandelnde Arzt eine Kombination aus verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten wählt. Im schlimmsten Fall, wenn der Krebs zu stark fortgeschritten ist oder Behandlungsversuche keinen Erfolg erbracht haben oder mehr erbringen, wird sich die Therapie auf die Behandlung von Beschwerden wie Schmerzen konzentrieren.5
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Was man tun kann, um das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs möglichst klein zu halten
Um das Risiko einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung möglichst klein zu halten, sollte man einen gesunden Lebensstil pflegen und sich gut ernähren. Das heißt, zum einen regelmäßige Bewegung, nicht rauchen und keinen oder wenig Alkohol trinken. Große Studien haben gezeigt, dass eine obst- und gemüsereiche Ernährung mit hohem Faser- und Vitamingehalt allgemein das Krebsrisiko senken kann. Ungünstig sind rotes sowie industriell verarbeitet Fleisch, frittierte sowie stark zuckerhaltige Lebensmittel.
Wie erwähnt, sind die Symptome von Bauchspeicheldrüsenkrebs unspezifisch und oft sehr subtil – selbst in fortgeschrittenen Stadien. Ein Arztbesuch kann immer Klarheit schaffen. Wer weiß, dass er genetisch prädisponiert ist, sollte ganz besonders auf einen gesunden Lebensstil achten, Risikofaktoren vermeiden und regelmäßig einen Facharzt zu Kontrolluntersuchungen aufsuchen.