19. Februar 2021, 16:33 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Koffein ist in zahlreichen beliebten Getränken enthalten, zum Beispiel in Kaffee, Energydrinks oder Cola. Forschende der Universität Basel sind der Frage nachgegangen, ob die Substanz den Schlaf beeinträchtigt – und in diesem Zusammenhang die grauen Zellen im Gehirn verändert.
In der Forschung ist schon länger bekannt, dass sich Schlafmangel auf die graue Substanz des Gehirns auswirkt. Da Kaffee (bzw. Koffein) ein gängiges Mittel ist, um Schläfrigkeit zu bekämpfen, sind Forscher*innen aktuell der Frage nachgegangen, ob Koffein ebenfalls zu entsprechenden Veränderungen in der Gehirnsubstanz führt.
So lief die Koffein-Schlaf-Studie der Uni Basel ab
Für ihre Studie wählten die Forschenden 20 gesunde, junge Proband*innen aus, die regelmäßig Kaffee konsumieren. Zehn Tage lang erhielten sie über den Tag verteilt 450 Milligramm Koffein in Tablettenform, an weiteren zehn Tagen Placebos. Während der zwanzig Tage wurden sie gebeten, keinen Kaffee und andere koffeinhaltige Lebensmittel zu konsumieren.
Anschließend wurde das Volumen der grauen Substanz mittels Hirnscans gemessen – und die Schlafqualität der Proband*innen dokumentiert und überprüft. Dazu wurde in einem Schlaflabor eine Elektroenzephalografie (EEG) genutzt, die die elektrischen Aktivitäten des Gehirns verfolgt.
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Ergebnis: Der Schlaf leidet nicht, die graue Substanz schon
Zum einen zeigte sich, dass sich die Schlafqualität durch das verabreichte Koffein nicht verschlechtert hatte. Die Proband*innen schliefen gleich tief, egal ob sie Koffeintabletten oder Placebos genommen hatten. Bei der grauen Substanz hingegen zeigte sich ein Unterschied: Ihr Volumen war nach den zehn Tagen mit Koffein – geringer.
Die umgangssprachlich als „graue Zellen“ bezeichnete graue Substanz ist ein wichtiger Teil des zentralen Nervensystems. Sie steuert unter anderem die Intelligenz und die Motorik.
Die Veränderung des Volumens der grauen Substanz zeigte sich besonders deutlich im Hippocampus, einer Region des Gehirns, die für die Vertiefung von Erinnerungen verantwortlich ist.
Forscherin: „Täglicher Koffeinkonsum hat Einfluss auf kognitive Hardware“
„Unsere Ergebnisse müssen nicht unbedingt bedeuten, dass Koffeinkonsum einen negativen Einfluss auf das Gehirn hat“, erklärt Dr. Carolin Reichert in einer Pressemitteilung. Sie hat gemeinsam mit ihrem Kollegen Professor Christian Cajochen das Forschungsteam geleitet. „Aber täglicher Koffeinkonsum hat nachweislich einen negativen Einfuss auf unsere kognitive Hardware.“
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Graue Substanz erholt sich offenbar schnell wieder
Wie die Studienergebnisse jedoch auch zeigen, hatte sich die graue Substanz nach zehn Tagen ohne Koffein wieder regeneriert. „Die Veränderungen in der Morphologie des Gehirns scheinen nur temporär zu sein“, wird Dr. Reichert zitiert. Die Wissenschaftlerin betont jedoch auch, dass es bislang kaum Vergleiche gibt zwischen Kaffeetrinkern und Menschen, die selten oder gar keinen Koffein konsumieren.
Im Schlusswort ihrer Forschungsarbeit weisen die Wissenschaftler daraufhin, dass sich der Effekt je nach Menge des Koffeins und Zustand des Gehirns anders auswirken könnte. Denn die Proband*innen waren alle jung und gesund. Erkrankte oder ältere Gehirne könnten auf regelmäßigen und intensiven Koffeinkonsum anders reagieren. Aus diesem Grund seien weitere klinische Studien nötig, um das volle Potenzial des Effekts von Koffein auf das Gehirn zu untersuchen.