16. August 2021, 21:31 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bevor in den ersten Bundesländern das neue Schuljahr beginnt, stellen sich viele die Frage: Sollen auch Kinder und Jugendliche gegen Corona geimpft werden? Über dieses Thema wird in Deutschland seit Wochen hitzig debattiert. Jetzt ändert die Ständige Impfkommission (Stiko) auf Basis weiterer Daten ihre bisherige Einschätzung.
Kinder leiden unter der Pandemie besonders. Daran ist wohl kaum zu zweifeln. Lange Phasen von Unterricht in den eigenen vier Wänden, kaum Möglichkeiten, Sport zu machen und eingeschränkte soziale Kontakte. Deshalb kam schon früh die Frage nach der Corona-Impfung für Kinder auf. Jetzt spricht sich die Ständige Impfkommission (Stiko) offiziell für die Corona-Impfung ab 12 Jahren aus.
Übersicht
Vorteile der Corona-Impfung ab 12 Jahren überwiegen
Bisher empfahl die Stiko die Immunisierung für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen wie Fettleibigkeit oder chronische Lungenkrankheiten. Oder in dem Fall, dass sie Menschen mit besonderem Corona-Risiko im Umfeld haben. Nun aktualisierte sie die Empfehlung zur Corona-Impfung in dieser Altersgruppe.
Zu dieser Entscheidung kam die Stiko nach sorgfältiger Bewertung neuer wissenschaftlicher Beobachtungen und Daten. So lautet ihre Einschätzung nach aktuellem Wissenstand, dass „die Vorteile der Impfung gegenüber dem Risiko von sehr seltenen Impfnebenwirkungen überwiegen.“ Dabei berief sich das unabhängige medizinische Beratergremium auf einen Beschlussentwurf.
Corona-Impfung nicht Voraussetzung für soziale Teilhabe
Die Corona-Impfung ab 12 Jahren soll Kinder und Jugendliche vor Covid-19 und den damit assoziierten, psychosozialen Folgeerscheinungen schützen. Unverändert solle die Corona-Impfung in dieser Altersgruppe nach ärztlicher Aufklärung zum Nutzen und Risiko durchgeführt werden. Die Stiko spreche sich zudem „ausdrücklich dagegen aus, dass bei Kindern und Jugendlichen eine Impfung zur Voraussetzung sozialer Teilhabe gemacht wird.“
Risiken können nun besser bewertet werden
Das Gremium aktualisierte seine Empfehlung, weil mögliche Risiken der Impfung in der Altersgruppe mittlerweile zuverlässiger beurteilt werden könnten. Dabei verwies es auf nahezu zehn Millionen geimpfte Kinder und Jugendliche im amerikanischen Impfprogramm. Die bisherige Zurückhaltung hatte Stiko-Chef Thomas Mertens zuletzt mit unzureichenden Daten zur Sicherheit der Impfung bei Heranwachsenden begründet. Im Fokus standen vor allem mögliche Folgen von Herzmuskelentzündungen bei Geimpften. Am Montag sprach die Stiko von meist unkomplizierten Verläufen.
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24,3 Prozent der 12- bis 17-Jährigen bereits geimpft
Auch ohne generelle Empfehlung waren bisher auch bereits bei Gesunden in der Altersgruppe Impfungen möglich. Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montag sind 24,3 Prozent der 12- bis 17-Jährigen mindestens einmal gegen Corona geimpft und 15,1 Prozent vollständig.
Anfang August hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern bereits breitere Angebote für Kinder ab 12 Jahren vereinbart – zum Corona-Schutz für den Schulstart nach den Sommerferien. Mit den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna sind in der EU zwei mRNA-Impfstoffe für diese Gruppe zugelassen. Für Kinder unter 12 Jahren ist bislang kein Impfstoff verfügbar.
Der offizielle Empfehlungstext liegt noch nicht vor, Änderungen sind in einem Abstimmungsverfahren mit Bundesländern und Fachkreisen noch möglich.
Mit Material von dpa