18. Februar 2020, 14:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Eine britische Studie hat bei Menschen mit zehn und mehr Sexualpartnern ein erhöhtes Risiko offengelegt, an Krebs zu erkranken. Einen nachweislichen Einfluss von Sexpartnern auf die Gesundheit bedeutet das aber noch lange nicht. Die Ergebnisse könnten sich dennoch als sinnvoll für die Prävention erweisen.
Welche Auswirkungen hat die Anzahl der Partner, mit der ein Mensch im Laufe seines Lebens Sex hat, auf dessen Gesundheit? Dieser spannenden und in der Forschung wenig thematisierten Frage sind Forscher der Medizinischen Universität Wien, der Cambridge University und des University College London (u.a.) nachgegangen. Die Ergebnisse wurden in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „BMJ Sexual and Reproductive Health“ (zahlungspflichtig) veröffentlicht. „Medical Xpress“ zitiert Details aus der Studie.
Die Studie
Zwischen 2012 und 2013 waren 2537 Männer und 3185 Frauen (im Schnitt 64 Jahre alt, zwei Drittel von ihnen verheiratet) befragt worden, wie viele Sexualpartner sie in ihrem bisherigen Leben hatten. Die meisten (29 Prozent) gaben an, mit 0-1 oder 2-4 Personen Geschlechtsverkehr gehabt zu haben; weitere 20 Prozent nannten 5-9. Und 22 Prozent erwähnten 10 und mehr Sexualpartner. Wie häufig die Teilnehmer Sex hatten, wurde nicht erhoben.
Bei den Frauen hatten etwa 40 Prozent keinen oder nur einen Sexpartner, fast ebenso viele 2-4; 16 Prozent hatten 5-9 und nur 8 Prozent 10 oder mehr. Sowohl Frauen als auch Männer mit der größten Anzahl von Sexualpartnern waren in der Regel ledig und etwas jünger. In dieser Gruppe befanden sich auch besonders viele Raucher und Personen, die regelmäßig Alkohol trinken, heißt es. Gleichzeitig seien diese Personen körperlich aktiver (nicht nur im Bett…).
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Die Ergebnisse
Interessanter ist jedoch dieser Zusammenhang: Jene Frauen, die im Laufe ihres Lebens mit zehn oder mehr Personen Sex hatten, hatten eine um 91 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, eine Krebsdiagnose zu erhalten, als Frauen, die im Laufe ihres Lebens einen oder gar keinen Sexualpartner hatten. Bei den Männern seien es 69 Prozent.
Frauen mit vielen Sexualpartnern litten auch häufiger unter chronischen Erkrankungen. Die Männer hingegen nicht. Bei Frauen, die mit 5-9 oder 10 und mehr Menschen im Bett waren, sei die Wahrscheinlichkeit, ernstzunehmende gesundheitliche Probleme zu bekommen, um 64 Prozent höher ausgefallen.
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Begrenzte Aussagekraft
Menschen mit vielen sexuellen Beziehungen haben also scheinbar mehr Gesundheitsprobleme. Bedeutet dieser Zusammenhang aber auch, dass die Anzahl der Sexualpartner zwingend Einfluss auf die eigene Gesundheit hat?
Nein. Die Studie deutet lediglich eine Korrelation an, keine Kausalität. Und ihre Aussagekraft ist aus zwei weiteren Gründen begrenzt:
- Ob die Angaben über die Anzahl der Sexualpartner wirklich der Wahrheit entsprachen, kann niemand überprüfen.
- Außerdem war die Gruppe der Studienteilnehmer mit 0-1 Sexualpartnern deutlich älter als die Gruppe derer, die zehn und mehr sexuelle Partner hatten. Das könnte bedeuten, dass Letztere bereits jung gestorben sind und ihre Krebsdiagnosen daher fehlten.
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Krebs-Vorsorge
Aber sagt die Studie überhaupt etwas aus? Die Bedeutung liegt eher in ihrem Potenzial, Männer und Frauen zu identifizieren, die auf Krebs untersucht werden müssen, weil sie aufgrund ihrer vielen Sexualpartner einem erhöhten gesundheitlichen Risiko ausgesetzt sind.
Denn: Dass sexuell übertragbare Infektionen (mit Hepatitis-, Papillom-, Herpesviren oder HIV) langfristig zu einer Krebserkrankung führen können, haben frühere Studien gezeigt. So sind bestimmte Papillomviren an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs oder Rachenkrebs beteiligt; Infektionen mit Hepatitis C und B sind mit einem viel höheren Risiko für Leberkrebs verbunden, während HIV häufig verschiedene Tumorarten verursacht.
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