Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für Fitness, Gesundheit und Ernährung
Es gibt eine klare Antwort

Ist Sport vor der Corona-Impfung gut oder schlecht?

Sport vor Corona-Impfung
Aus der Forschung zur Grippe-Impfung weiß man: Sport vor dem Pieks verbessert die Immunantwort – und verlängert sogar die Impfwirkung. Gilt das auch für die Corona-Impfung? Foto: Getty Images, Collage: FITBOOK
FITBOOK Logo
FITBOOK Redaktion

24. August 2021, 9:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Kann man mit einem Workout vor der Corona-Impfung möglicherweise deren Wirkung verbessern? Oder ist davon abzuraten? Jüngere gut untersuchte Studien zu anderen Impfstoffen haben auf diese Frage eine ganz klare Antwort.

Artikel teilen
Auf fachliche Richtigkeit geprüft von
Enrico Zessin
Enrico Zessin, Arzt in Weiterbildung für Innere Medizin und Sportmedizin, Verbandsarzt Deutscher Leichtathletik Verband und Diplom-Molekularbiologe

Für einige, die sich gegen Covid-19 impfen lassen, stellt sich die Frage: Darf ich vor der Corona-Impfung Sport machen? Ist es vielleicht sogar nützlich oder könnte es die Schutzwirkung gar negativ beeinträchtigen? Gedanken, die berechtigt sind. Doch glücklicherweise wurde der Zusammenhang zwischen Training und Impfstoffen in der Vergangenheit bereits gut untersucht.

Immunantwort und Sport

Wer sich regelmäßig bewegt – vom gemütlichen Spaziergang bis hin zum Krafttraining – hat bekanntermaßen ein stärkeres Immunsystem. So kam auch eine recht neue US-Studie aus dem Jahr 2020 mit 50.000 Probanden zu dem Schluss: Menschen, die gar keinen Sport machen, werden mehr als doppelt so häufig ins Krankenhaus eingeliefert als Menschen, die jede Woche mindestens 150 Minuten aktiv sind.1 Es ist auch 2,5 Mal wahrscheinlicher, dass Fitnessmuffel an den Folgen einer Infektion sterben. Eine gute Immunantwort und Sport hängen also eng miteinander zusammen.

Auch interessant: Muss ich mich impfen lassen, wenn ich Corona schon hatte?

Verlängerter Impfschutz durch regelmäßigen Sport?

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2020 ergab, dass Spitzenathleten nach einer Grippeschutzimpfung signifikant mehr Anti-Influenza-Immunzellen aufwiesen als andere gesunde Erwachsene.2 Doch reicht offenbar ganz normales, alltagstaugliches Training, um einen ähnlich positiven Effekt zu erzielen, wie sich 2019 bei einer Untersuchung herausstellte. Hier zeigte sich, dass ältere, bewegungsfreudige Erwachsene eine viel höhere Antikörperreaktion auf den Grippe-Impfstoff zeigten als gesunde Erwachsene, die nicht trainierten. Die Erkenntnis: Konsequentes Training verbessert nicht nur den Schutz, es scheint ihn auch zu verlängern.3

Auch interessant: Gerüchte und Wahrheiten zum Thema Impfen

Trainierter Muskel „zieht“ Impfstoff möglicherweise besser in die Zellen

Mit mehr Immunzellen im Körper – was dank ausreichend Bewegung der Fall ist – gibt es auch für den Impfstoff mehr „zu tun“. Muskelbewegungen wirken da wie zusätzliche Helfer. „Wenn Sie die Muskeln trainieren, in die Sie auch den Impfstoff erhalten, setzen diese Immunsignale frei, was ihn möglicherweise effektiver in die Zellen zieht“, zitiert „The Sydney Morning Herald“ den australischen Sportmediziner Rob Newton. Daher liegen für ihn die Vorteile, vor der Corona-Impfung Sport zu machen, auf der Hand. Sein Tipp: Eine Stunde leichte Bewegung vor und nach der Impfung erzielt die besten Effekte. Am Folgetag sollte man seinem Körper allerdings eine Pause gönnen.

Auch interessant: Woran erkennt man, dass man ein schwaches Immunsystem hat?

Ist es ratsam, vor der Corona-Impfung zu trainieren?

Ob Sport vor der Corona-Impfung zu ähnlich positiven Ergebnissen führt wie bei der Grippe-Impfung, konnte bislang natürlich noch nicht bewiesen werden. Laut Newton ist davon auszugehen: „Auch Corona-Impfstoffe erfordern immer noch die Beteiligung des Immunsystems und die Aktivierung von Immunzellen. Und Bewegung sorgt dafür, dass sich diese besser verteilen.“ Er selbst wird es so halten: „Ich trainiere bereits regelmäßig und wenn ich an der Reihe bin, werde ich vor meinem Termin Sport machen.“

Auch interessant: Spazierengehen oder Joggen – was ist besser für mich?

Fazit

Es ist davon auszugehen, dass lockerer Sport bzw. leichte Bewegung den Corona-Impfstoff bei seiner „Arbeit“ im Körper genauso oder ähnlich gut unterstützt wie der Grippe-Impfstoff. Intensives Krafttraining sollte jedoch vermieden werden, da hier (gewollte) Mikroläsionen in der Muskulatur entstehen. Das Immunsystem ist dann auch mit dessen Reparatur beschäftigt und es fehlt entsprechend an Kapazität für den Impfstoff. Auch lange härtere Ausdauereinheiten sollte man mindestens einen Tag zuvor nicht machen, da es aufgrund der hohen Belastung und besagten Muskelläsionen nach drei Stunden bis zu drei Tagen nach der Trainingseinheit zu einer Immunsuppression kommen kann. Das Immunsystem ist dann mit der „Reparatur der Trainingsschäden“ beschäftigt und steht nur vermindert für andere Dinge zur Verfügung. In dieser Zeit ist man auch vermehrt infektanfällig.

Vor der Impfung sollte also nur lockerer Sport bzw. leichtes Bewegungstraining durchgeführt werden, damit die Durchblutung und der Stoffwechsel gesteigert wird und das Immunsystem besser arbeiten kann. Die Frage, ob Sport vor der Corona-Impfung eine gute Idee ist, kann also mit einem klaren Ja beantwortet werden, sofern es sich um moderates Training handelt.

Mehr zum Thema

Quellen

Themen Coronavirus Impfen
afgis-Qualitätslogo mit Ablauf Jahr/Monat: Mit einem Klick auf das Logo öffnet sich ein neues Bildschirmfenster mit Informationen über FITBOOK und sein/ihr Internet-Angebot: www.fitbook.de

FITBOOK erfüllt die afgis-Transparenzkriterien.
Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale- Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für diesen .
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.