12. Juli 2018, 14:42 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Obwohl es Arzneipflaster schon seit Jahrhunderten gibt, hat sich trotz Digitalisierung wenig an ihrem Anwendungsprinzip geändert. Doch nun haben Wissenschaftler von der amerikanischen Tuffts Universität ein smartes Pflaster entwickelt. Allerdings ist es für besondere Wunden gedacht.
Normalerweise benutzen wir Pflaster, um eine Blutung zu stoppen oder um den Heilungsprozess zu unterstützen, indem wir eine Salbe auftragen und sie dann abdecken. Das Pflaster hat also bislang eine „passive“ Rolle und ist lediglich ein Schutzmantel.
So funktioniert das Pflaster der Zukunft
Das wollen Wissenschaftler von der amerikanischen Tufts Universität im Bundesstaat Massachusetts ändern. Sie entwickelten ein Pflaster, dass aktiv den Heilungsprozess unterstützen soll. Es ist mit Sensoren ausgestattet, die den pH-Wert sowie die Temperatur der entzündeten Wunde messen und je nach Bedarf ein Medikament verabreichen. Das Medikament liegt in fester Gel-Form vor und wird anhand von kleinen Heizelementen aktiviert.
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„Durch das Vorhandensein von biegsamer Elektronik war es uns möglich, einen neuen Ansatz für Pflaster zu entwickeln“, sagt Sameer Sonkusale, Professor für Elektrotechnik und Computer-Entwicklung an der Tufts Universität. „Wir verwenden einfach moderne Technik für eine uralte Methode in der Hoffnung, ein hartnäckiges Problem besser bekämpfen zu können“, fügt er hinzu.
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Hoffnung bei schweren Fälle
Denn die Pflaster sind in erster Linie für Wunden gedacht, die nicht oder nur sehr schwer verheilen. Solche treten bei Verbrennungen oder bei Diabetes auf und überfordern die Heilungsfähigkeiten der Haut. Im schlimmsten Fall führen sie zu dauerhaften Entzündungen und einer Amputation der betroffenen Partien.
Bei chronischen Wunden ist der pH-Wert ein Indikator für den Heilungsfortschritt. Bei normal verheilenden Wunden liegt er zwischen 5,5 und 6,5, bei chronischen liegt er oberhalb von 6,5. Und anhand der Temperatur lässt sich der Entzündungsgrad erkennen. Doch es können auch andere Sensoren in die Pflaster eingebaut werden, die beispielsweise die Sauerstoffanreicherung messen, ebenfalls ein Indikator für den Heilungsverlauf.
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„Bei unserem smarten Pflaster handelt es sich wirklich um einen Prototyp für ein breites Anwendungsspektum. Es ist vorstellbar verschiedene Sensoren und Medikamente zu implementieren und das bei unterschiedlichen Pflastergrößen“, erklärt Professor Sonkusale.
Als Nächstes soll die Wirkung der smarten Pflaster in klinischen Studien untersucht werden – es könnte die Wundheilung in Zukunft revolutionieren.