22. Juli 2020, 6:47 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Nach einem verhinderten Badeunfall sollte man den Geretteten unbedingt weiterhin im Auge behalten. Denn Ertrinken kann man auch noch Stunden später an Land. Was hinter dem tückischen Phänomen des „sekundären Ertrinkens“ steckt, lesen Sie hier.
Übersicht
Was ist sekundäres Ertrinken?
Was viele Menschen nicht wissen: auch ein scheinbar glimpflich ausgegangener Badeunfall kann im Nachhinein noch lebensgefährliche Folgen haben. Vom sogenannten sekundären oder auch verzögerten Ertrinken ist die Rede, wenn ein Geretteter nach einem Badeunfall über 24 Stunden später an daraus resultierenden Komplikationen verstirbt. Denn eingeatmetes Wasser, dass in die Lunge gelangt, kann dort Entzündungen und Schwellungen verursachen, die den Gasaustausch erheblich beeinträchtigen. Daraus kann ein zunehmender Sauerstoffmangel entstehen. Wenn er unerkannt bleibt und nicht rechtzeitig behandelt wird, kann das tödlich enden.
Ein typisches Beispiel dafür nennt Fabian Preuss von der Deutschen-Lebensrettungs-Gesellschaft, kurz DLRG: „Eltern haben ihr Kind aus dem Meer gerettet, nachdem es drohte zu ertrinken. Es hustet danach ein bisschen und die Eltern vermuten, es habe sich verschluckt. Hier sollte man aber umgehend einen Arzt aufsuchen, da Wasser in die Lunge geraten sein könnte. So paradox es klingen mag: Das Kind ertrinkt praktisch an Land und man erkennt nicht direkt, dass mit ihm etwas nicht stimmt“.
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Kinder sind häufiger betroffen
Kinder sind vom Phänomen des sekundären Ertrinkens häufiger betroffen, da sie im jungen Alter teils noch keine geübte Atemtechnik haben und bei ihnen aufgrund der Körpergröße bereits deutlich weniger Wasser ausreicht, um die gefährliche Reaktion hervorzurufen. „Generell kann sekundäres Ertrinken aber bei Personen aller Altersklassen gleichermaßen auftreten“, so DLRG-Experte Preuss weiter.
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Diese Symptome deuten auf sekundäres Ertrinken hin
Beim sekundären Ertrinken kommt es vor allem darauf an, es rechtzeitig zu erkennen. „Selbst wenn eine Person beschwerdefrei scheint, sollte auch nach einem Badeunfall mit glimpflichem Ausgang zeitnah ein Arzt aufgesucht werden“, appelliert Fabian Preuss. Ein klares Warnsignal seien regelmäßiges Husten noch Stunden oder Tage nach dem Unfall. Der Körper versucht so, das angesammelte Wasser in der Lunge wieder herauszubekommen. Weitere Symptome können Atemprobleme, Schmerzen in der Brust oder Erbrechen sein, erklärt der Experte.
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Schutzmaßnahmen vor sekundärem Ertrinken
„Je schneller und effizienter der betroffenen Person geholfen werden kann, desto geringer ist die Gefahr des sekundären Ertrinkens oder die Möglichkeit von Folgeschäden“, so Fabian Preuss weiter. Im akuten Notfall sei immer zuerst die 112 anzurufen. Auch sei es besonders wichtig, Personen nach einem Ertrinkungsunfall ausreichend lange stationär zu überwachen.
Preuss rät außerdem zu einem gesteigerten Maß an Vorsicht, lieber zu viel als zu wenig. „Die beste Maßnahme ist es, die genannten Symptome schnell zu erkennen und nicht als harmlos abzutun und entsprechend zu handeln“, so Fabian Preuss. Klar abzuraten sei von Versuchen, das Wasser in der Lunge durch Klopfen herauszuholen. „Das funktioniert nicht und erhöht nur zusätzlich die Gefahr für die Gesundheit“, warnt der DLRG-Experte.
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Am besten sei es natürlich, die Gefahr zu ertrinken von vornherein zu vermeiden. Insbesondere Kinder und ungeübte Schwimmer sollten niemals alleine ins Wasser gehen und durchgehend von Eltern oder einer Aufsichtsperson überwacht werden.