11. Oktober 2022, 13:41 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viele Menschen, die sich im Alltag ausreichend bewegen und so ihr Gewicht halten wollen, orientieren sich noch an den lange empfohlenen rund 10.000 Schritten am Tag. Dabei müssen es offenbar gar nicht so viele sein – das jedenfalls legt eine aktuelle Studie nahe. Wer jedoch abnehmen will, muss demnach noch etwas mehr gehen.
Gehen hat zahlreiche positive Auswirkungen auf den Körper, soweit nichts Neues. Gleichzeitig ist es gerade für (stark) Übergewichtige eine gute Möglichkeit, sich in einem moderaten Ausmaß sportlich zu betätigen – und dadurch idealerweise auch etwas abnehmen zu können. Doch wie viele Schritte täglich sollten es zu diesem Zweck sein?
Übersicht
Wie viele Schritte am Tag helfen beim Abnehmen?
Mit dieser Frage haben sich Forscher der Vanderbilt University Medical Center in Nashville intensiver auseinandergesetzt. Ebenso ging es bei der Untersuchung darum, wie viele Schritte es täglich sein müssen, wenn man den typischen, mit Übergewicht und Bewegungsmangel assoziierten Krankheiten vorbeugen will.
Es zeigte sich: Mit rund 8600 Schritten am Tag können Erwachsene ihr Gewicht zuverlässig halten. Übergewichtige sollen dadurch verhindern können, in eine Fettleibigkeit abzurutschen. Wollen sie abnehmen, reiche das Pensum aber nicht. In dem Fall müssten es 2400 Schritte mehr sein, also insgesamt rund 11.000 Schritte pro Tag.
Details zur Studie
Die Wissenschaftler haben für ihre Untersuchung mit den Gesundheitsdaten von rund 6000 Patienten gearbeitet, die im großen, US-amerikanischen Gesundheitsforschungsprogramm „All of Us Research“ teilgenommen haben. Es waren Frauen (zu ca. 70 Prozent) und Männer im Alter zwischen 41 und 67 Jahren. Ihr durchschnittlicher Body-Mass-Index (BMI) betrug 28, was gemeinhin als Übergewicht gewertet wird. Alle weiteren Details sind in der Studiendokumentation nachzulesen, die am Montag in der Fachzeitschrift „Nature Medicine“ veröffentlicht wurde.1
Die Probanden hatten über einen Zeitraum von vier Jahren täglich 10 Stunden lang einen Aktivitätstracker getragen. „So konnten wir die Gesamtheit ihrer Aktivität zwischen dem Beginn der Untersuchung und der Diagnose einer Krankheit bewerten“, erklärt dazu Studienautor Dr. Evan Brittain in einem Beitrag von „CNN Health“. Das sei sehr vorteilhaft gewesen. Viele andere Studien basieren auf Annahmen zur Aktivität der Probanden beziehungsweise deren subjektive Darstellungen.
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Schritte können beim Abnehmen helfen und so Krankheiten vorbeugen
Der Untersuchung zufolge konnten die Probanden, wenn sie täglich zwischen 8000 und 9000 Schritte gingen, ihr Risiko auf Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Depressionen oder Schlafapnoe maßgeblich reduzieren. Bei denjenigen von ihnen, die aufgrund ihres Übergewichts bereits an Folgeerkrankungen litten, bewirkte ausreichendes Gehen zumindest eine Linderung ihres Zustands.
Für Fitness-Ambitionen muss es schon mehr an
Auch wenn Gehen gesundheitsförderlich sein kann, den Sport ersetzt es nicht. Höchstens dann, wenn man aufgrund von körperlichen Vorbelastungen oder eben Übergewicht eingeschränkt ist. Menschen mit einem generell hohen Fitnesslevel werden einzig durch das Gehen von 11.000 Schritten sehr wahrscheinlich nicht abnehmen. Und solche, die sich einen durchtrainierten Körper wünschen und/oder etwas für ihre Ausdauer und ihr Herz-Kreislauf-System tun wollen, müssen da schon an ihre Grenzen gehen. Lesen Sie mehr dazu hier: Können 10.000 Schritte pro Tag wirklich den Sport ersetzen? Zum Abnehmen ist letztlich die Menge an täglich zugeführter Energie von Bedeutung. Bei Energieüberschuss führt auch vieles Gehen nicht zum Abnehmen.
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Laut US-Studie Stark Übergewichtige können Sterberisiko durch Abnehmen um Hälfte reduzieren
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Quelle
- 1. Master, H., Annis, J., Huang, S. et al. (2022). Association of step counts over time with the risk of chronic disease in the All of Us Research Program. Nat Med.