15. Dezember 2022, 11:45 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Als Schlaganfall werden eine „schlagartig“ gestörte Durchblutung von Gehirnbereichen und deren daraus folgende Ausfallerscheinungen bezeichnet. Eine rasche Behandlung ist zwingend erforderlich, um dauerhafte Schäden zu verhindern. Verschiedene Faktoren können das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. FITBOOK erklärt, was man in puncto Prävention tun kann.
Schlaganfälle gehören laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) neben Krebs und Herzinfarkt zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Bei Betroffenen, die überlebt haben, hinterlassen sie oft bleibende Behinderungen. Das unterstreicht, wie brenzlig es wird, wenn es erst mal zu einem Schlaganfall gekommen ist. Umso wichtiger ist die Vorbeugung.
Übersicht
Faktoren, die das Schlaganfallrisiko erhöhen
Bei einem Schlaganfall werden plötzlich Teile des Gehirns nicht mehr richtig durchblutet. Grund dafür können Gerinnsel sein, die Blutgefäße verstopfen. Bei Menschen mit einer entsprechenden Vorbelastung (z. B. aus Altersgründen verschlissene Arterien oder dünne Seitenadern im Nacken) kann auch ein mechanisches Abklemmen die Blutversorgung im Nacken einschränken und einen Gehirninfarkt herbeiführen.
Die Risikofaktoren für einen Schlaganfall sind ähnlich wie für andere Formen von Gefäßerkrankungen: etwa Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes Typ 2, ebenso hohe Cholesterinwerte und Rauchen. Daneben gibt es Prädispositionen, die sich nicht beeinflussen lassen. Dazu zählt das Alter, das mit Verschleißerscheinungen und daher auch einem Abnutzen der Arterien entlang der Halswirbelsäule einhergeht. Überdies sind Menschen, in deren Familien Schlaganfälle vorkommen, erblich bedingt stärker gefährdet. Auch haben, besonders im mittleren Lebensalter, ein höheres Schlaganfallrisiko als Frauen.1
Das Schlaganfallrisiko lässt sich leider nicht auf null reduzieren. Jedoch hilft eine allgemein „gesundheitsförderliche“ Lebensführung dabei, einem Hirninfarkt vorzubeugen.
Vorbeugung: Tipps, um das Schlaganfallrisiko zu senken
1. Treiben Sie Sport!
Bewegungsmangel gilt als wesentliche Ursache für ein erhöhtes Schlaganfallrisiko sowie verschiedene chronische Erkrankungen, von denen einige wiederum die Wahrscheinlich, einen Hirnfarkt zu erleiden, sogar erhöhen. Umso wichtiger ist es, sich regelmäßig sportlich zu betätigen. Denn vor allem Ausdauersport stärkt das Herz-Kreislauf-System, sorgt für elastische Gefäße und einen funktionierenden Zuckerstoffwechsel. Ebenso hilft es dabei, den Blutdruck zu regulieren und die Cholesterinwerte zu senken, was sich weiterhin günstig auf den Gesundheitszustand auswirkt.
2. Übergewicht vermeiden (oder vorhandenes abbauen)
Übergewichtige und Fettleibige sind stärker gefährdet, an einer Stoffwechselkrankheit wie Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und Arteriosklerose zu erkranken, und daher anfälliger für einen Schlaganfall. Es ist daher von großer Bedeutung, insbesondere starkes Übergewicht abzubauen. Dabei hilft Sport genauso wie eine Ernährungsumstellung. Setzen Sie auf unverarbeitete Lebensmittel und frische Zutaten. Ihr Schwerpunkt sollte auf Proteinen liegen, denn diese unterstützen nicht nur den Muskelaufbau, was unter anderem auch den Energieumsatz erhöht (und dadurch weiterhin beim Abnehmen hilft), sondern bewirken einen länger anhaltendes Sättigungsgefühl. Zuckerhaltige Lebensmittel dagegen können Heißhungerattacken begünstigen. Als Faustregel gilt: Raffinierte bzw. einfache Kohlenhydrate aus Weißmehl oder weißem Reis sollte man meiden oder nur in Maßen konsumieren.
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3. Vorsicht mit verschiedenen Genussmitteln
Verschiedene Genussmittel erhöhen die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall. Zwar könnte verschiedenen Studien zufolge moderater Alkoholkonsum einen positiven Einfluss auf die Herzfunktion haben und auch einem Schlaganfallrisiko entgegenwirken, dies gilt jedoch allenfalls für einen sehr gelegentlichen Genuss von Wein, Schnaps und Co. Andere Untersuchungen zeigen zudem, dass Alkohol das Risiko für Hirnblutungen („Platzen“ von Gefäßen im Gehirn) erhöht, in deren Folge es auch wieder zu einer Minderdurchblutung von Gehirnarealen kommen kann. Wer bereits Risikofaktoren aufweist, sollte von alkoholischen Getränken Abstand nehmen.
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Allen voran zählen zu den als kritisch zu bewertenden Genussmitteln Zigaretten. Denn unter anderem bewirkt das enthaltene Nikotin ein Verengen der Arterien. Ebenso führt es zum Freisetzen von verschiedenen Botenstoffen in den Nebennieren, wie die sogenannten Stresshormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol, was eine anregende Wirkung auch auf die Herzaktivität hat. Deshalb versprechen sich Raucher durch eine Zigarette eine verbesserte Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit. Doch dadurch steigt nicht zuletzt der Blutdruck, was weiterhin anfällig für einen Schlaganfall sowie zahlreiche Herz-Kreislauf-Erkrankungen macht. Laut der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ist das Schlaganfallrisiko bei Rauchern bis zu viermal höher.
4. Stress umgehen
Stress führt zur Ausschüttung von Stresshormonen. Unmittelbar kann er einen schnelleren Herzschlag und ein Zusammenziehen der Blutgefäße verursachen. Dauerhaft ist bei Betroffenen die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Blutgerinnseln, und somit für einen Schlaganfall, erhöht.
Atem- und/oder Achtsamkeitsübungen oder solche, die neuronale Funktionen des Gehirns adressieren, können effektive Möglichkeiten sein, um Stress abzubauen. Auch ein Spaziergang, idealerweise an der frischen Luft, kann hilfreich sein.
5. Ausreichend schlafen
Schlechter bzw. zu wenig Schlaf bedeutet Stress für den Körper. Darauf gingen Londoner Forscher in einer Studie genauer ein, die 2021 in der Fachpresse veröffentlicht wurde.2 Das Team fand heraus, dass Menschen mit pro Nacht sieben bis acht Stunden Schlaf, die nicht an Schlafaponoe und allenfalls selten an Schlaflosigkeit litten und daher auch keine übermäßige Tagesmüdigkeit aufwiesen, das geringste Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen aufwiesen. Demnach soll guter Schlaf das Schlaganfallrisiko um 75 Prozent senken.
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6. Vermeiden Sie ein Überdehnen bzw. Manipulationen des Nackens
Manch einer dürfte ein mulmiges Gefühl dabei haben, den Kopf beim Friseur in das Waschbecken zu legen; spätestens dann, wenn die Keramik hart in den Nacken drückt. Das ist nicht nur unangenehm, sondern kann „zu Abklemmungen der Blutversorgung führen“ und somit schlimmstenfalls einen Schlaganfall auslösen. Dies bestätigt auf FITBOOK-Nachfrage der Hamburger Internist Dr. med. Matthias Riedl. Die Rede ist vom sogenannten Beauty Parlor Stroke Syndrome. Vor allem ältere Menschen sollten deshalb davon absehen, ihren Kopf beim Friseur oder anderen Situationen stark zu überstrecken. Versuchen Sie, so zu sitzen, dass sich eine extreme Rückwärtsneigung des Kopfes vermeiden lässt. Ebenso empfiehlt sich das Abpolstern des Nackens, z. B. mit einem kleinen Handtuch.
Orthopäden warnen weiterhin vor fachlich falschen chiropraktischen Manipulationen an der Halswirbelsäule. Denn auch durch Fehler beim Einrenken im Nacken- und Rückenbereich kann die Blutzufuhr abgeklemmt werden.
7. Gegen Grippe / Schlaganfall impfen lassen
Forscher der spanischen Universität Alcalá wollen herausgefunden haben, dass die Grippeimpfung nicht nur vor der gemeinten viralen Infektion schützt, sondern auch das Schlaganfallrisiko senken kann.
Dramatische Entwicklung Schlaganfall-Todesfälle weltweit könnten sich bis 2050 verdoppeln
„Beauty Parlor Stroke Syndrome“ Haarewaschen beim Friseur kann einen Schlaganfall auslösen
Studie 9 Schlafprobleme, die das Schlaganfallrisiko verfünffachen können
Quellen
- 1. Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, „Risikofaktoren erkennen – dem Schlaganfall vorbeugen“
- 2. Shahram Nikbakhtian, Angus B Reed, Bernard Dillon Obika, Davide Morelli, Adam C Cunningham, Mert Aral, David Plans, Accelerometer-derived sleep onset timing and cardiovascular disease incidence: a UK Biobank cohort study, European Heart Journal – Digital Health, Volume 2, Issue 4, December 2021, Pages 658–666, https://doi.org/10.1093/ehjdh/ztab088
- 3. Rodríguez-Martín S, Barreira-Hernández D, Gil M, García-Lledó A, Izquierdo-Esteban L, De Abajo FJ. Influenza Vaccination and Risk of Ischemic Stroke: A Population-Based Case-Control Study. Neurology. 2022 Sep 7:10.1212/WNL.0000000000201123. doi: 10.1212/WNL.0000000000201123. Epub ahead of print. PMID: 36240087.
Fachliche Beratung von Dr. med. Matthias Riedl, ärztlicher Leiter und u. a. Internist am Medicum Hamburg