4. November 2022, 4:39 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Für viele ist sie das Highlight eines Friseurbesuchs: die ausgiebige Kopfmassage beim Haarewaschen mit zumeist duftenden Pflegeprodukten. Doch genau dabei setzt man sich offenbar einem ernsthaften Risiko aus. Denn die Kopfhaltung am harten Waschbecken, genauer gesagt der Druck auf die Arterien im Nacken kann einen Schlaganfall begünstigen – das sogenannte Beauty Parlor Stroke Syndrome.
Inhaltsverzeichnis
Der Fall einer 50-jährigen Inderin machte kürzlich Schlagzeilen1. Sie kam im Anschluss an einen Friseurbesuch mit starker Übelkeit, Schwindelgefühlen und Gleichgewichtsstörungen – sprich mit Symptomen eines Schlaganfalls – ins Krankenhaus. Nachdem sie zunächst nur symptomatisch behandelt und nach Hause geschickt wurde, bestätigte sich am Folgetag der anfängliche Verdacht: Die Frau hatte einen Schlaganfall erlitten, die Folge eines Beauty Parlor Stroke Syndrome.
Beauty Parlor Stroke Syndrome – was steckt dahinter?
Übersetzt bedeutet „Beauty Parlor Stroke Syndrome“ so etwas wie „Schönheitssalon-Schlaganfall-Syndrom“. Der Begriff taucht immer mal wieder in den Medien auf, wenn bei Menschen nach einem Friseurbesuch ein Schlaganfall diagnostiziert wurde. Dabei handelt es sich nicht um zufällig gemeinsam auftretende Ereignisse: Die Behandlung beim Friseur gilt als Ursache für den Schlaganfall.
Deshalb droht nach Friseurbesuch ein Schlaganfall
FITBOOK hat bei Dr. med. Matthias Riedl nachgefragt, Internist und medizinischer Leiter am Medicum Hamburg. Er bestätigt, dass es in Folge einer Behandlung beim Friseur zu einem Schlaganfall kommen kann. Genauer gesagt: durch die Hochlagerung des Kopfes am Waschbecken, die den Nacken belastet. „Die extreme Rückwärtsneigung beim Haarewaschen im Salon kann zu Abklemmungen der Blutversorgung im Nacken führen“, so Dr. Riedl. Solche Fälle seien etwa seit dem Jahr 1993 in Fachmedien dokumentiert.2 Die Gefahr auf derartige Verletzungen betreffen demnach vor allem Personen mit bereits bestehenden arteriellen Verkalkungen und zumeist ältere Frauen.
Vorbelastungen erhöhen das Risiko
Dr. Sudhir Kumar, der nach eigenen Angaben schon zwölf Betroffene eines Beauty Parlor Stroke Syndrome behandelt haben will, betreute auch die aktuell in den Medien thematisierte indische Patientin. Er erklärt ihren speziellen Fall mit einer dünnen Seitenarterie im Nacken. Dies sei bei 10 bis 20 Prozent der Menschen auf der linken oder rechten Seite der Fall, und könne zu einem Schlaganfall führen, wenn die dickere Arterie auf der anderen Nackenseite geknickt oder überdehnt würde. Dazu sei es bei der 50-jährigen Frau gekommen, so Kumars Vermutung, als sie beim Haarewaschen den Kopf zu stark nach rechts neigte.
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Inzwischen gehe es der Patientin besser. Sie habe rund drei Wochen gebraucht, um sich von ihrem Schlaganfall zu erholen, doch sie werde für den Rest ihres Lebens Blutverdünner nehmen müssen. Sie habe schon vor der akuten Erkrankung an Bluthochdruck gelitten. Auf Twitter geht er ziemlich genau auf ihre Geschichte ein, und das nicht ohne Grund.
Arzt fordert mehr Bewusstsein über die Gefahr
„Wir müssen das Bewusstsein in der breiten Öffentlichkeit schärfen“, befindet Dr. Kumar. Dies gelte insbesondere für Mitarbeiter von Friseur- und Beauty-Salons, die darauf achten sollten, dass die Köpfe der Kunden nicht zu stark gedreht und gedehnt werden. Weiterhin soll die Kenntnis möglicher Symptome eines Schlaganfalls verbreitet werden. Bei plötzlich auftretender Übelkeit und Schwindel sei Aufmerksamkeit geboten, und gegebenenfalls die Kontaktaufnahme mit einem Notfallmediziner.
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Quelle
- 1. Woman shows symptoms of ‘Beauty Parlour Stroke Syndrome’ after a hair wash at salon. The Indian Express. (aufgerufen am 03.11.2022)
- 2. Weintraub, M.I. (1993). Beauty Parlor Stroke Syndrome: Report of Five Cases, JAMA.