2. Oktober 2024, 10:55 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Durch eine rasche Behandlung steigt die Chance, bleibende Hirnschäden zu verhindern – oder zumindest zu vermindern. Wie man die ersten Anzeichen richtig deutet und was dann wichtig ist.
Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Überwiegend sind ältere Menschen über 60 Jahre betroffen, doch auch rund 30.000 Menschen unter 55 Jahren sowie mindestens 300 Kinder erleiden hierzulande jährlich einen Schlaganfall.1 Lesen Sie hier, was Risikofaktoren sind, mit welchem einfachen Test man Anzeichen eines Schlaganfalls schnell und einfach erkennen kann, was zu tun ist, bis der Rettungswagen eingetroffen ist und wie ein Schlaganfall auf der Stroke Unit behandelt wird.
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Übersicht
- Formen des Schlaganfalls: Hirninfarkt und Hirnblutung
- Wie kommt es zu einem Schlaganfall?
- Wer ist betroffen?
- Wie sind die Aussichten nach einem Schlaganfall?
- Risikofaktoren
- Das sind die Anzeichen eines Schlaganfalls
- Die Beschwerden sind wieder abgeklungen – was tun?
- Was kann ich tun, bis Hilfe eingetroffen ist?
- Wie sieht die Therapie bei einem Schlaganfall aus?
- Quellen
Formen des Schlaganfalls: Hirninfarkt und Hirnblutung
Bei einem Schlaganfall gibt es zwei wesentliche Hauptformen: den Hirninfarkt und die Hirnblutung. Beim Hirninfarkt wird ein Hirnbereich aufgrund einer Gefäßverstopfung nicht mehr durchblutet und mit Sauerstoff versorgt. Bei der Hirnblutung platzt ein Hirngefäß; dadurch läuft Blut ins Hirngewebe und schädigt durch Druck das Hirngewebe.
Im Durchschnitt gehen bei einem Schlaganfall 1,9 Millionen Nervenzellen pro Minute zugrunde. Bereits nach wenigen Minuten treten neurologische Schäden auf, die in der Regel nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Wie kommt es zu einem Schlaganfall?
Zur Verstopfung der Gefäße kommt es oft durch wachsende Verengungen im Rahmen der sogenannten Arteriosklerose. Auch die Einschwemmung eines Blutgerinnsels vom Herzen ins Gehirn (z.B. bei bestimmten Herzrhythmusstörungen) kann ein Hirngefäß verstopfen und zu einem Schlaganfall führen. Die Hirnblutungen entstehen auch durch Gefäßwandveränderungen im Rahmen der Arteriosklerose: es kommt zu einer erhöhten Brüchigkeit der Gefäßwände.
Wer ist betroffen?
Laut der Deutschen Schlaganfall-Hilfe erleiden annähernd in Deutschland jährlich 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Knapp 200.000 davon seien erstmalige Schlaganfälle.1 Betroffen sind hauptsächlich ältere Menschen, mehr als 80 Prozent der Schlaganfall-Patienten sind älter als 60 Jahre (und das ist heute ein Viertel der deutschen Bevölkerung).
Von einem Schlaganfall betroffen sind jährlich aber auch rund 30.000 Menschen unter 55 Jahren sowie mindestens 300 Kinder. Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe vermutet, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt.
Laut einem Bericht des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2023 könnte die Zahl der Menschen, die an Schlaganfällen sterben, in den nächsten 30 Jahren verdoppeln – insbesondere bei den Unter-55-Jährigen könnte die Entwicklung dramatisch sein. Worauf diese Prognose zurückgeführt wird, hat FITBOOK hier berichtet.
Wie sind die Aussichten nach einem Schlaganfall?
Bei zu langer Dauer der Durchblutungsstörung sind die unterversorgten Gehirnzellen unwiederbringlich defekt – der Patient hat dann oft dauerhaft Lähmungen oder Sprachstörungen. Laut der Deutschen Schlaganfall-Hilfe bleiben ein Jahr nach dem Schlaganfall rund 60 Prozent der Patienten auf Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen, was den Schlaganfall zum häufigsten Grund für erworbene Behinderungen im Erwachsenenalter macht.
Innerhalb des ersten Jahres versterben bis zu 40 Prozent aller Schlaganfall-Betroffenen. Damit ist der Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache.
Risikofaktoren
Die meisten Schlaganfälle gehen auf den Lebensstil oder auf behandelbare Krankheiten zurück. Zu den Risikofaktoren zählen:
- Bluthochdruck
- Bewegungsmangel
- erhöhte Blutfettwerte
- ungesunde Ernährung
- Übergewicht
- Rauchen
- Herzkrankheiten
- Alkohol
- Stress
- Diabetes
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Das sind die Anzeichen eines Schlaganfalls
Die häufigsten Schlaganfall-Symptome im Überblick:
- Einsetzende halbseitige Lähmungen im Gesicht und am Körper (bspw. Probleme, beide Arme zu heben)
- Halbseitige Gefühlsstörungen bzw. Taubheitsgefühle
- Einseitig hängender Mundwinkel bzw. Schwierigkeiten zu lächeln
- Seh- und Sprachstörungen
- Schwindel mit Gangunsicherheit
- plötzlich einsetzende sehr starke Kopfschmerzen
Ist es ein Schlaganfall? Mit dem FAST-Test kann man es erkennen
Medizinischen Laien steht seit den 1990er-Jahren mit dem sogenannten FAST-Test ein Tool zur Verfügung, um Anzeichen eines Schlaganfalls schnell und einfach zu erkennen. Die Abkürzung steht für die englischen Begriffe Face (F), Arms (A), Speech (S), Time (T) – also: Gesicht, Arme, Sprache, Zeit.
So führt man den FAST-Test aus – er besteht aus vier Schritten:
- F (Face/Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Bewegen sich die beiden Gesichtshälften unterschiedlich bzw. hängt ein Mundwinkel herunter, kann dies ein Anzeichen sein.
- A (Arms/Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme gleichzeitig hochzuheben. Klappt das auf einer Seite nicht oder nur mit Schwierigkeiten, besteht dringend der Schlaganfall-Verdacht.
- S (Speech/Sprache): Klingt die Sprache plötzlich verwaschen oder können keine Worte gebildet werden, ist das ebenfalls ein Alarmzeichen.
- T (Time/Zeit): Tritt EINES der oben genannten Anzeichen auf, rufen Sie sofort den Notruf unter 112. Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute, um bleibende Schäden zu verhindern.
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Die Beschwerden sind wieder abgeklungen – was tun?
Wie bereits erwähnt, gilt es in jedem Fall, schnell zu handeln und einen Rettungswagen (112) zu rufen. Auch dann, wenn die Beschwerden wieder abklingen. Dahinter könne die transitorische ischämische Attacke (kurz: TIA) stecken. Bei einer TIA verschwinden die Symptome üblicherweise nach einigen Minuten oder Stunden – dabei ist genau dies häufig ein Vorbote des Schlaganfalls. Die TIA ist sozusagen ein „Warnschuss“, dem ein behindernder Schlaganfall folgen kann. Daher sollte immer dringlich eine ärztliche Untersuchung erfolgen und notfalls ein Rettungswagen gerufen werden.
Was kann ich tun, bis Hilfe eingetroffen ist?
Bis der Rettungswagen eintrifft, sollten Anwesende Erste Hilfe leisten. Ist die Person bei Bewusstsein, sollte sie leicht erhöht liegen oder sitzen und man sollte sie nicht alleine lassen.
Bei fehlender Atmung sollte sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden.
Herz-Lungen-Wiederbelebung – Anleitung: Sobald der Rettungsdienst verständigt ist, sollte die Herzdruckmassage ohne Mund-zu-Mund-Beatmung beginnen. Dabei setzt man in kniender Position neben dem Betroffenen einen Handballen auf die Mitte des Brustkorbs. Die andere Hand legt man auf den Handrücken der ersten. Mit gestreckten Armen das Brustbein fünf bis sechs Zentimeter tief und 100 bis 120 Mal pro Minute drücken. Wichtig dabei: Erst dann aufhören, wenn der Rettungsdienst da ist und übernimmt.
Patienten mit Verdacht auf Schlaganfall kommen in der Klinik auf sogenannte Stroke Units – das sind spezialisierte Schlaganfallstationen, die innerhalb weniger Stunden Diagnosen sichern und sofortige Therapien einleiten können. In Deutschland gibt es eine nahezu flächendeckende Versorgung mit solchen Einheiten, aktuell zählt das Land 300 zertifizierte Stroke Units. Eine Klinikliste gibt es hier.
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Wie sieht die Therapie bei einem Schlaganfall aus?
Vorab: Je schneller diese Schlaganfall-Therapie beginnt, desto besser sind die Chancen, bleibende Schäden zu minimieren. Die tatsächliche Therapie hängt von der Ursache ab.
Im Krankenhaus wird per Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) zunächst der Kopf des Patienten untersucht.
Lysetherapie
Ist ein Blutgefäß durch ein Gerinnsel verstopft, gibt man den Betroffenen Medikamente, die das Gerinnsel auflösen. Diese Therapieart heißt Thrombolyse-Verfahren, kurz „Lyse“. Für die Lysetherapie gibt es ein Zeitfenster von viereinhalb Stunden, das abhängig von speziellen Erkenntnissen aus den Gehirnbildern auf bis zu neun Stunden erweitert werden kann.
Ausgeschlossen ist eine Lysetherapie bei einer Gehirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall). Weitere Kontraindikationen sind etwa eine Störung der Blutgerinnung oder eine Allergie auf Bestandteile des Medikaments.
Mechanische Entfernung des Gerinnsels
Bei Verschlüssen großer Gehirngefäße können die Gerinnsel auch mit einem Katheter herausgezogen werden, damit das Gefäß wieder geöffnet wird.
Notfalloperation bei Gehirnblutung
Bei einer Gehirnblutung wird meist konservativ behandelt, das heißt ohne Operation. Diese ist nur bei bestimmten Formen der Blutung nötig. Liegt etwa ein akuter neurologischer Notfall vor, der durch eine Einblutung in den sogenannten „Subarachnoidalraum“ gekennzeichnet ist, der das Gehirn und Rückenmark umgibt, erfolgt eine Katheterangiographie zur weiteren Abklärung. Wird als Ursache für eine TIA oder einen ischämischen Schlaganfall eine hochgradige Verengung der Halsschlagader gefunden, wird die Verengung innerhalb der nächsten Tage operativ oder endovaskulär beseitigt.