19. Juni 2023, 16:16 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Scharfes Essen könnte auf Dauer die Entstehung von Magenkrebs begünstigen, heißt es immer wieder. Andere Studien sagen: Chili und Co. sind extrem gesund. Was stimmt? Und welche Faktoren begünstigen ein Magenkarzinom nun wirklich?
Ja, es gibt tatsächlich Studien, die einen Zusammenhang zwischen scharfem Essen und Magenkrebs gefunden haben wollen.1 Und doch stellt die besagte Meta-Untersuchung am Schluss fest, dass der als Scharfmacher bekannte Stoff Capsaicin (in Chili und Paprika enthalten) auch eine krebshemmende Wirkung hat. Zugleich stimmt aber auch: Schärfe erhöht nicht nur die Säureproduktion, sondern reizt auch die Magenschleimhaut. Dies kann zu Entzündungen und schließlich zu Schäden in der Magenwand führen. Doch liegt die daraus resultierende Krebserkrankung wirklich am Capsaicin allein?
Übersicht
Warum viele Studien so widersprüchlich ausfallen
In China, wo gerne und häufig scharf gegessen wird, haben Forscher im jahr 2021 500.000 Menschen untersucht und festgestellt, dass ihre Vorliebe für gut gewürzte Speisen sie nicht nur vor Magenkrebs, sondern auch vor Speiseröhrenkrebs schützt.2 Warum andere, kleinere Studien zu einem gegenteiligen Ergebnis kommen, liegt laut Wissenschaftlern daran, dass hier – wie so oft – die Dosis das Gift macht. Große Mengen scharfes Essen (Capsaicin) erhöhen das Magenkrebsrisiko signifikant, während moderate Mengen die Krankheit offenbar verhindern können. Es ist also ratsam und um Sinne der Gesundheit, sich gelegentlich mal ordentlich „Feuer“ auf den Teller zu laden, sofern es einem schmeckt.
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Kann scharfes Essen Magenkrebs verursachen?
Wodurch Magenkrebs begünstigt wird, hängt tatsächlich von vielen Faktoren ab. Ernährung spielt eine wichtige Rolle, aber auch Alter, Geschlecht, Rauchen und Alkoholkonsum sind ausschlaggebend. Die Liebe zum Chili ist daher sicher nicht Ursache für Magenkrebs, höchstens ein „Beschleuniger“, wenn man es übertreibt. Übrigens: Laut der American Cancer Society erhöhen gepökeltes bzw. auf Holzkohle gegrilltes Fleisch, haltbar gemachter Fisch und eingelegtes Gemüse das Risiko für Magenkrebs erheblich. Auch scheint eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori ( H. pylori ) eine Hauptursache zu sein. Sie wird meist im Kindesalter durch engen Kontakt zur Mutter übertragen. Im Erwachsenenalter ist die Ansteckungsgefahr nur noch sehr gering. Aber: Die Infektion mit dem Bakterium bedeutet auch nicht automatisch, dass man die Krankheit später im Leben entwickelt. Die meisten Menschen, die diesen Keim in ihrem Magen tragen, bekommen nie Krebs.3
Diese 5 Faktoren begünstigen die Entstehung von Magenkrebs wirklich
Die Angaben haben wir der Leitlinie Magenkarzinom der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie entnommen:4
Alter
In Deutschland liegt das mittlere Erkrankungsalter bei 71 Jahren für Männer und 76 Jahren für Frauen.
Geschlecht
Das Verhältnis bei Neuerkrankungen liegt bei 60:40 Prozent (Männer:Frauen).
Familiäre/genetische Belastung
- Hereditäres kolorektales Karzinom ohne Polyposis (HNPCC, Lynch Syndrom
- Hereditäres diffuses Magenkarzinom (HDGC) mit Mutationen im Cadherin 1- (CDH-1) oder im Catenin-alpha-1 (CTNNA1)
- Peutz-Jeghers-Syndrom (Mutation im Serin-Threonin-Kinase-Gen [STK11])
- Verwandte ersten Grades mit einem Magenkarzinom
- Blutgruppe A
Erworbene Bedingungen
- Helicobacter-pylori-Infektion der Magenschleimhaut
- Epstein-Barr-Virus-Infektion der Magenschleimhaut
- inhalativer Tabakkonsum
- atrophische Gastritis (Anm.: häufig bei Alkoholkonsum)
- partielle Gastrektomie (Magenentfernung)
- Morbus Ménétrier (seltene Erkrankung, die zu einer Verdickung der Magenschleimhautfalten führt)
Anatomische Lokalisation
Magenkarzinome im unteren Magenabschnitt finden sich häufig assoziiert mit einer Helicobacter-pylori-Infektion der Magenschleimhaut, salzreicher Ernährung und geringer Obst- und Gemüsezufuhr.
Karzinome des Übergangs Speiseröhre-Magen hingegen sind häufiger assoziiert mit Adipositas und gastro-ösophagealem Säurereflux.
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Fazit
Es ist laut Medizinern nie zu spät, zumindest seine ungesunden Lebensgewohnheiten zu ändern, um das Risiko für Magenkrebs ab sofort zu reduzieren. Grüner Tee, Knoblauch und Obst bzw. Gemüse mit viel Vitamin C haben zudem eine nachweislich vorbeugende Wirkung.
Risikofaktoren erkennen und vermeiden Die Diagnose, Ursachen und Symptome von Magenkrebs
akute und chronische Gastritis Magenschleimhautentzündung – Ursachen, Symptome und Behandlung
Studie Diese tägliche Angewohnheit erhöht das Magenkrebs-Risiko um 41 Prozent
Quellen
- 1. Chen, Y.H., Zou, XN, Zheng T.Z. et al. (2017). High Spicy Food Intake and Risk of Cancer: A Meta-analysis of Case-control Studies, Chinese Medical Journal.
- 2. Chan, W.C., Millwood, I.Y., Kartsonaki , C. et al. (2021). Spicy food consumption and risk of gastrointestinal-tract cancers: findings from the China Kadoorie Biobank, International Journal of Epidemiology.
- 3. American Cancer Society. Stomach Cancer Risk Factors (aufgerufen am 28.3.2023)
- 4. Leitlinie Magenkarzinom der DGHO, Stand Mai 2023 (aufgerufen am 14.06.2023)