22. Februar 2021, 11:46 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bei einer kleinen Untersuchung mit schwer erkrankten Corona-Patienten, entdeckten Forschende der Universität Paris Anomalien an den Augen: Knotenartige Veränderungen im Bereich der Makula, dem Bereich des schärfsten Sehens. Schädigt Sars-CoV-2 das Auge?
Wir wissen bereits, dass das Coronavirus unterschiedliche Organe und Gewebe im Körper befallen und deshalb zahlreiche Symptome auslösen kann. Forschende der Universität Paris haben nun bei Corona-Patienten mit schweren Verläufen knotenartige Veränderungen im Bereich der Makula entdeckt. Jener Gelbe Fleck, der uns insbesondere scharf und farbig sehen lässt. Drohen Augenschäden durch Corona? Die Forscher rätseln, was hinter den Veränderungen steckt.
Augenschäden bei 9 Patienten mit schwerem Covid-19-Verlauf
Die Untersuchung wurde Mitte Februar in im Fachmagazin „Radiology“ veröffentlicht. Dafür wurden 129 Covid-19 Patienten, die einen schweren Verlauf hinter sich hatten, einigen MRT-Untersuchungen unterzogen. Bei den Gehirn-Scans entdeckten die bei neun Patienten Augenschäden bzw. knotenartige Veränderungen im Augapfel. Die Betroffenen hatten mit besonders schweren Verläufen zu kämpfen, so mussten acht von ihnen auf der Intensivstation künstlich beatmet werden, sieben davon in Bauchlage. Außerdem litten sie an Vorerkrankungen wie Diabetes, Asthma, starkes Übergewicht oder Bluthochdruck.
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Verursacht Corona Augenschäden?
Verursacht Corona eine Makula-Degeneration und damit verbunden einen Verlust des Detail-Sehens? Diese Frage gilt es erst noch zu klären, aber ganz auszuschließen wäre es nicht, erklärt die Radiologin Dr. Claudia Kirsch gegenüber „healthline“: „Wenn ein Virus in den Blutkreislauf gelangt, werden die Blutgefäße blockiert, was zu einer Entzündungsreaktion führt, welche auch die Augen beeinträchtigen kann.“ Eine andere Theorie besagt, dass die Knötchen durch die für die künstliche Beatmung erforderliche Bauchlage entstanden sein könnten. Der Augenarzt Dr. Raphael Aharon schließt im Gespräch mit „health“ nicht aus, dass die Augen-Knötchen ein zufälliger Befund sein könnten. Sie müssen daher nicht zwingend etwas mit dem Corona-Krankheitsverlauf oder den Beatmungsmaßnahmen zu tun haben. „Knötchen können sich aus vielen verschiedenen Gründen an den Augäpfeln festsetzen, einschließlich Entzündungen, Infektionen und Krebs.“
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Forschende empfehlen Augenscreening für schwere Covid-19-Verläufe
Die Studie legt nahe, dass bei allen Patienten mit schwerem Covid-19 ein Augenscreening in Betracht gezogen werden sollte. Denn im schlimmsten Fall können besagte Knötchen am Auge zur Erblindung führen. Deshalb ist es jetzt umso wichtiger herauszufinden, in welcher Verbindung Corona und die Anomalie am Auge zueinander stehen, betont auch Studienleiter Dr. Augustin Lecler weiter. „Wir planen, radiologisch-pathologische Korrelationen bei verstorbenen Patienten durchzuführen, um die genaue Natur der Knötchen besser zu verstehen.“