18. September 2024, 4:14 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Entzündete und steife Gelenke, unerklärliche Schmerzen: Rheuma ist ein Sammelbegriff für viele Krankheiten. Was sind die häufigsten Formen und wie werden sie am besten behandelt? FITBOOK gibt einen Überblick.
Immer mehr Menschen leiden an einer rheumatischen Erkrankung, in Deutschland sind etwa 2,6 Prozent – also 1,8 Millionen – der Erwachsenen davon betroffen.1 Häufig bringt man die Krankheit mit einem höheren Alter in Verbindung, doch auch die jüngeren Generationen können daran erkranken. So zählt man in Deutschland rund 20.000 Kinder und Jugendliche mit einer derartigen Diagnose. Wie genau sich Rheuma äußert, was Ursachen sein können und wie man die Krankheit behandelt, lesen Sie im Folgenden.
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Übersicht
Rheuma – ein Begriff für über 100 Krankheiten
Rheuma ist nicht gleich Rheuma. „Der Begriff umfasst sehr viele unterschiedliche Erkrankungen und bedeutet eigentlich Schmerzen im Bewegungsapparat“, erklärte der Münchner Internist und Rheumatologe Prof. Dr. med. Stefan Schewe bereits 2020 der dpa. Zu den häufigsten rheumatischen Erkrankungen zählt die rheumatoide Arthritis. Sie kann auch schon Kinder treffen und wird dann als „Juvenile Idiopathische Arthritis“ bezeichnet. Weit verbreitet ist auch die Psoriasis-Arthritis, die in Zusammenhang mit Schuppenflechte steht. Unter dem Sammelbegriff „Rheuma“ vereinigen sich insgesamt über 100 Krankheitsbilder. Darunter finden sich auch Erkrankungen wie Morbus Bechterew, Fibromyalgie, Gicht und Osteoporose.2
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Hauptsymptome und ihre Diagnose
Wer von Rheuma spricht, meint oft die rheumatoide Arthritis. Dabei sind die Gelenke beziehungsweise Gelenkinnenhäute entzündet. Meist sind zunächst die Finger und Zehen betroffen. Viele finden nachts wegen der Schmerzen keinen Schlaf und können morgens die Gelenke kaum bewegen. Oft sind diese auch sichtbar geschwollen und fühlen sich heiß an. Die Deutsche Rheuma-Liga rät, schnell zu handeln und einen Arzt aufzusuchen. Unbehandelt greife die Entzündung sonst Knorpel und Knochen an und könne beides irreparabel schädigen, in wenigen Jahren sogar völlig zerstören.
Im Blutbild lässt sich die Krankheit über den Rheumafaktor schnell nachweisen. Ultraschallbilder können die Diagnose absichern.
Arthritis oder Arthrose?
Oft werden Arthritis und Arthrose miteinander verwechselt. Im Gegensatz zur rheumatoiden Arthritis ist die Arthrose aber nicht entzündlich. Hier sind die Gelenke abgenutzt. Deswegen gehören Betroffene auch nicht in die Hände eines Rheumatologen, sondern eines Orthopäden. Was hier hilft: Muskeln trainieren, um die Gelenke zu entlasten. Zudem gibt es medikamentöse Behandlungsansätze und je nach Schwere der Arthrose auch verschiedene Operationsmöglichkeiten.
Bei Arthrose als auch rheumatoider Arthritis tritt die Krankheit meist in Schüben auf. Arthrose-Patienten hätten häufig Probleme bei nasskaltem Wetter und merkten Wetterumschwünge deutlich, sagt Prof. Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie. In diesem Fall helfe Wärme – beispielsweise, in dem man die Hände in warmes Wasser hält. Die Arthritis dagegen ist wetterunabhängig. Hier hilft dem Experten zufolge eher Kälte, da sich die Gelenke warm anfühlten.
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Ursachen von Rheuma
Die rheumatoide Arthritis wird durch eine Fehlsteuerung des Immunsystems ausgelöst. Das Immunsystem greift den eigenen Körper an. Das können die Gelenke, aber auch die Sehnen und die Haut sein. Die genauen Ursachen sind nach wie vor nicht geklärt. Es wird von einer erblichen Komponente ausgegangen, aber auch Viren oder Bakterien werden im Zusammenhang mit Rheuma untersucht.
Rauchen als Auslöser
Bestimmte Faktoren können den Verlauf von rheumatischen Erkrankungen negativ beeinflussen. Forscher haben bereits in den 90er-Jahren herausgefunden, dass Rauchen eine rheumatoide Arthritis begünstigt. Dafür hatte man Zwillinge studiert. Das Ergebnis: Raucher haben ein zwölffach höheres Risiko, an einer rheumatoiden Arthritis zu erkranken, als ihre Nichtraucher-Geschwister.3
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Therapiemöglichkeiten bei Rheuma
Medikamentöse Behandlung
Rheumatoide Arthritis ist mit Medikamenten gut behandelbar. Wichtig ist eine frühzeitige Therapie. Häufig kommen sogenannte Biologika zum Einsatz. „Damit lässt sich die Krankheit gut aufhalten, heilbar ist sie aber nicht“, sagt der Rheumatologe Edmund Edelmann vom Rheumazentrum Bad Aibling (Bayern).
Cortison kommt bei der rheumatoiden Arthritis mitunter auch zum Einsatz. Es unterdrückt die Entzündung und wirkt sehr schnell. Wegen der starken Nebenwirkungen sollte Cortison aber nur für kurze Zeit verwendet werden.
Bewegung und die richtige Ernährung
Neben Medikamenten ist bei vielen Rheuma-Formen Bewegung entscheidend. Dabei kommt es nicht so sehr darauf an, ob man lieber schwimmt, läuft oder Fahrrad fährt, denn: „Es gibt nicht die eine Sportart, die besonders gut geeignet ist“, sagt der Münchner Rheumatologe Prof. Dr. med. Stefan Schewe. Häufig kommen zur Physiotherapie noch Ergo- und Psychotherapie dazu.
Ernährung spielt bei Rheuma eine große Rolle. Wer an rheumatoider Arthritis oder Gicht leidet, kann nach Angaben der Deutschen Rheuma-Liga durch seinen Speiseplan gezielt den Verlauf der Krankheit beeinflussen. Auf Fleisch sollte möglichst verzichtet werden. Stattdessen sollte man viel Fisch zu sich nehmen sowie Leinsamen, Walnüsse und Rapsöl. Diese Lebensmittel wirken entzündungshemmend und damit auch schmerzlindernd. Wichtig sei auch, Übergewicht zu vermeiden, um die Gelenke nicht zusätzlich zu strapazieren.
Eine 2018 veröffentlichte Studie hat darüber hinaus ergeben, dass das Öl aus der Mikroalge Schizochytrium die Beschwerden von Patienten mit rheumatoider Arthritis lindern kann. Die Algen sind reich an langkettigen Omega-3-Fettsäuren und als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich.4
*Mit Material von dpa