15. März 2020, 16:27 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Risikopatienten wird empfohlen, sich impfen zu lassen – nicht gegen das Coronavirus SARS-CoV-2, einen entsprechenden Impfstoff gibt es leider (noch) nicht. Aber auch die Vermeidung anderer Krankheiten, die die Lunge angreifen können, ist sinnvoll. Im Speziellen geht es um Pneumokokken. Das Problem: Der Impfstoff geht überall in Deutschland zur Neige.
Vor dem Hintergrund der grassierenden Gefahr auf eine Coronainfektion wäre jede Schwächung der generellen Gesundheit, insbesondere natürlich eine angegriffene Lunge, für Risikopatienten fatal. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat daher einer Empfehlung durch die im Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelte Ständige Impfkommission (STIKO)* noch mal Nachdruck verliehen.
Bürger, die das 60. Lebensjahr überschritten haben oder gesundheitlich vorbelastet sind, sollen sich gegen Pneumokokken impfen lassen. Anders als gegen das Coronavirus SARS-CoV-2, für das es noch keinen Impfstoff gibt, ist die vorbeugende Maßnahme gegen Pneumokokken möglich.
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Was sind Pneumokokken?
Pneumokokken sind Bakterien und der klassische Erreger von Lungenentzündungen. Ihr Vorkommen im Rachen ist auch beim gesunden Menschen nicht ungewöhnlich. Ein funktionsfähiges Immunsystem kann die Erreger in der Regel jedoch unter Kontrolle halten. Ist der Körper geschwächt (und häufig als Folge einer Grippe), können Pneumokokken eine Lungenentzündung auslösen.
Warum gerade jetzt gegen Pneumokokken impfen?
Die Pneumokokken-Impfung hat direkt mit SARS-CoV-2 also nichts zu tun. Dennoch empfehle sie sich im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie: um die Wahrscheinlichkeit auf eine Lungenentzündung als Folgeerkrankung zumindest bestmöglich einzuschränken. Das erklärte Professor Dr. Christian Drosten, Direktor der Virologie an der Berliner Charité, kürzlich im „Coronavirus-Update“-Podcast des NDR. Drosten berät das Bundesgesundheitsministeriums und wendet sich u.a. in Pressekonferenzen und via Twitter auch an die Öffentlichkeit.
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Viele Menschen sind der Empfehlung nachgekommen
Aufgrund der aktuellen Gefahrensituation, und mit dem Nachdruck durch Gesundheitsminister Spahn, sind besonders viele Bürger der Pneumokokken-Impfempfehlung nachgekommen. Die Folge: Der Impfstoff ist schnell knapp geworden. Medizinische Einrichtungen in bald allen Bundesländern vermelden Lieferengpässe.
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Die STIKO erinnert deshalb noch einmal an die Wichtigkeit der Impfung für Risikopatienten. „Auch bei Wiederverfügbarkeit der Impfstoffe sollten Pneumokokken-Impfungen ausschließlich dem Personenkreis vorbehalten bleiben, der in den gültigen Impfempfehlungen der STIKO benannt ist“, heißt es.
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Vielleicht sind Sie ja schon geimpft?
Es ist gut möglich, dass sich Personen über 60 – etwa auf Empfehlung derer Hausärzte – bereits in der Vergangenheit zu einer Pneumokokken-Schutzimpfung entschieden haben.
Und in Panik zu verfallen, bringt ohnehin nichts. Unabhängig von der empfohlenen Pneumokokken-Impfung legen wir JEDEM – ob jünger oder älter als 60 – gleichermaßen nahe, sich an die wesentlichen Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen zu halten, um eine Ansteckung mit dem Coronavirus zu verhindern. Dies haben wir Ihnen hier zusammengetragen.
*Die Ständige Impfkommission trifft sich zweimal im Jahr zur Beratung über gesundheitspolitische Sachverhalte und gibt seine Einschätzungen und Empfehlungen zu Schutzimpfungen im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts heraus.