24. August 2020, 12:28 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In den USA ist ab sofort eine Plasmatherapie bei schweren Covid-19-Verläufen erlaubt. Dabei wird mit den Antikörpern im Blut bereits Genesener gearbeitet. FITBOOK fasst zusammen, was man bisher über die Behandlung (etwa hinsichtlich der Wirksamkeit) weiß.
US-Präsident Donald Trump spricht von einem „historischen Durchbruch“. Es geht um eine aktuell erwirkte Notfallgenehmigung, die es ermöglicht, schwer an Covid-19 erkrankte Patienten mit den Antikörpern von Genesenen zu behandeln. Dieses Verfahren nennt sich Plasmatherapie.
Plasmatherapie – wie funktioniert sie?
In der Theorie funktioniert die Plasmatherapie sehr ähnlich, wie eine Immunisierung per Impfstoff es würde. Es geht darum, das sogenannte Spike-Protein, mit dessen Hilfe das Coronavirus sich im Organismus seines Wirts ausbreitet, am weiteren Replizieren zu hindern. Den Ablauf einer Infektion bzw. möglichen Impfung haben wir in einem ausführlichen Beitrag zum Thema passive Immunisierung für Sie genauer erklärt.
Plasmatherapie bedeutet konkret, dass Antikörper aus dem Blutplasma bereits Genesener in den Blutkreislauf von Covid-19-Kranken gespritzt werden. Man imitiert (und beschleunigt ggf.) somit das, was im Rahmen einer Infektion die körpereigenen Antikörper leisten sollen. Antikörper kämpfen während der aktiven Infektion gegen den Erreger, um eine Genesung herbeizuführen. In vielen Fällen verbleiben sie auch weiterhin im Körper der Genesenen. Dadurch stehen sie dem Immunsystem zur Verfügung, um eine erneute Infektion mit dem Virus zu verhindern.
Corona-Genese gelten daher vorerst als immun, sollen also sich und andere nicht anstecken können. Wie lange die vermeintliche Immunität besteht – hierzu gibt es immer wieder neue vermeintliche Erkenntnisse, es herrscht vor allem Unsicherheit.
Auch interessant: Corona-Antikörper bedeuten womöglich doch längerfristig Immunität
Wirkung von Plasmatherapie bei Covid-19 ungewiss
Es ist nicht wirklich abzusehen, ob sich per Plasmatherapie eine Covid-19-Erkrankung mildern oder gar heilen lässt. Das erklärt Stephan Hahn, Chef der US-Arzneimittelbehörde FDA, in einer offiziellen Stellungnahme. Klinische Studien seien noch nicht abgeschlossen.
Man gehe davon aus, dass die Überlebenschancen von im Krankenhaus behandelten Patienten, die „jünger als 80 Jahre sind und nicht beatmet werden müssen“, um 35 Prozent höher liegen, wenn ihnen zeitnah Antikörper verabreicht werden. Darüber hat auch u.a. „Tagesschau“ berichtet.
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Deutschland wartet noch ab
Auch in Deutschland hofft die Wissenschaft, Antikörper bereits Genesener zu Behandlungszwecken einsetzen zu können. Im April hatte etwa CDU-Politier Friedrich Merz via Twitter angekündigt, seine Covid-19-Erkrankung im Nachgang der Forschung (genauer gesagt dem Universitätsklinikum Münster) nutzbar machen. Was daraus geworden ist – dazu gibt es bislang keine öffentlichen Informationen.