13. Januar 2021, 20:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Dass sexueller Kontakt die Gefahr von Geschlechtskrankheiten birgt, ist bekannt. Offenbar erhöht – vor allem Oralsex – aber auch die Wahrscheinlichkeit, an Mund- und Rachenkrebs zu erkranken. Das haben Forscher der Johns Hopkins University herausgefunden. Männer sind offenbar besonders gefährdet.
Geschlechtsverkehr und Krebs – dieser Zusammenhang ist nicht neu. So können etwa sexuell übertragbare (und im übrigen sehr verbreitete) Humane Papillomviren (HPV) bei Frauen die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken. Wohl weniger bekannt: dass auch Oralsex karzinogene Entwicklungen, sprich die Entstehung von Krebs, fördern kann.
Wechselnde Oralsex-Partner erhöhen Gefahr von Krebs
Menschen, die im Laufe ihres Lebens mit zehn oder mehr Partnern ungeschützten Oralsex hatten, erkranken 4,3 mal häufiger an Mund- und Rachenkrebs. Das wollen Forscher der Johns Hopkins University in Baltimore herausgefunden haben.
Daran seien wieder die oben genannten Viren schuld. Allerdings: Während eine HPV-Infektion der Geschlechtsorgane vor allem für Frauen ein ernsthaftes Problem darstellen kann, sind Männer in erster Linie die Überträger des Erregers. Anders, wenn man(n) sich über Oralsex infiziert. In dem Fall besteht die Gefahr von Krebs im Mund- und Rachenraum offenbar vor allem für Männer.
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Männer mehr gefährdet als Frauen
Ein berühmter Betroffener ist US-Schauspieler Michael Douglas. Der nach eigener Aussage Sexsüchtige erklärte seine Erkrankung an lebensbedrohlichem Rachenkrebs 2013 damit, viel Oralverkehr praktiziert zu haben. Wer das damals komisch fand, dürfte jetzt hellhörig werden.
Warum aber stecken Männer eine HPV-Infektion schlechter weg? Darüber hat Ashish A. Deshmukh, Forscher University of Florida, 2018 gegenüber der britischen „The Sun“ Mutmaßungen angestellt. Eine befriedigende Erklärung gibt es aber offenbar nicht. Männer seien weniger in der Lage, den Erreger mittels eigener zu bekämpfen, während der weibliche Organismus das hartnäckige Virus besser im Zaum halten könne.
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Details zur Untersuchung
Das Forscherteam der Johns Hopkins University gibt an, mit den Angaben von 508 US-Amerikanern rund um deren Sexualleben gearbeitet zu haben. 163 jener Proband*innen litten an einer Krebserkrankung des Rachens und Gaumens, wobei auch die Zunge und Mandeln befallen waren. Detaillierte Informationen zum Ablauf der Studie wurden im Fachblatt „Cancer“ veröffentlicht.
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Laut einer der Autor*innen der Studie, Hals-Nasen-Ohren-Ärztin Virginia E. Drake, spielt neben der Anzahl der Oralsex-Partner auch der Faktor Frequenz einer Rolle. Demnach erkrankten diejenigen Patienten, die relativ schnell zwischen Partnern wechselten, am häufigsten an Krebs.