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Von kanadischen Forschern entwickelt

Online-Tool soll Todeszeitpunkt vorerkrankter Senioren berechnen können

Eine Junge Frau mit einem Tablet in der Hand spricht mit einer älteren Frau und einem älteren Mann
Ein Online-Tool, um den Todeszeitpunkt vorerkrankter Senioren zu berechnen? Genau das stellte jetzt ein kanadisches Forscherteam vor. Foto: Getty Images
Alexander Maß

24. August 2021, 20:29 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Wer kranke ältere Angehörige hat, weiß, wie herausfordernd diese Situation für alle sein kann. Hier soll ein neuer Online-Rechner Unterstützung leisten. Anhand spezifischer Daten kann er offenbar die noch zu erwartende restliche Lebenszeit vorhersagen. So soll Betroffenen Pflege und Behandlung erleichtert und zugleich die Chance gegeben werden, die verbleibende gemeinsame Zeit schön zu gestalten.

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Im hohen Alter stehen viele Menschen und deren Angehörige vor sehr schwierigen Entscheidungen. Wenn der geliebte Mensch verstirbt, kommt womöglich sogar der Gedanke: Hätte ich doch nur gewusst, dass uns nur noch so wenig Zeit bleibt. Genau hier wollen kanadische Wissenschaftler vom kanadischen Bruyère Research Institute (Ottawa) helfen. Zu diesem Zweck haben sie ein neues Online-Tool entwickelt, das das individuelle Sterberisiko bzw. den Todeszeitpunkt vorerkrankter Senioren berechnen kann.

Worauf stützt sich der RESPECT-Algorithmus? 

Das Forscherteam rund um Dr. Amy Hsu stellte den Rechner und das Verfahren dahinter jetzt im „Canadian Medical Association Journal“ vor.1 Bei dem Tool handelt es sich genauer gesagt um einen Online-Fragebogen zur Ermittlung des Sterberisikos. Er ist Teil des Forschungsprojektes „Big Life“ und wurde speziell für sehr alte und gebrechliche Personen, die gepflegt werden, entwickelt.2 Die Forscherinnen und Forscher nannten das zugrundeliegende Berechnungsverfahren RESPECT, was verkürzt für „Risk Evaluation for Support: Predictions for Elder-Life in the Community Tool” steht. Der RESPECT-Algorithmus stützt sich auf eine sehr große Datenbasis. Fast eine halbe Million Hochbetagte und in Pflegeheimen lebende Kanadier wurden zwischen 2007 und 2013 zu ihren detaillierten Gesundheitsdaten befragt. 112.823 Personen starben im Untersuchungszeitraum. Die Analyse der Gesundheitsdaten der Verstorbenen aus den sechs Monaten vor ihrem Tod strukturierte die Indikatoren, nach denen der Rechner nun fragt.

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Mit spezifischen Angaben den Todeszeitpunkt berechnen

Um den Todeszeitpunkt vorerkrankter Senioren möglichst akkurat berechnen zu können, müssen spezifische und wahrheitsgemäße Angaben zum Alter, Bildungsgrad, alltäglichen Entscheidungs- und Verhaltensweisen, der körperlichen Verfassung und aufgetretenen Notfällen gemacht werden. Sehr wichtig sind zudem bereits diagnostizierte Krankheiten oder chronische Erkrankungen, bereits durchgeführte Behandlungen sowie zuvor gestellte Todesdiagnosen.

Hygiene und Bewegung ausschlaggebender als vorliegende Erkrankung

Mögliche Vorerkrankungen sind dabei aus 10 Kategorien wie Schlaganfall, Demenz oder Bluthochdruck wählbar. Wobei die Forschenden auch feststellten, dass Fähigkeiten wie sich waschen, auf die Toilette gegen und sich bewegen stärkere Indikatoren für die restliche Lebenserwartung sind, als die Krankheiten, die eine Person hat.

Gebrechlichkeitsgrad und Mortalitätsrisiko

Mittels dieser Eingaben wird der Gebrechlichkeitsgrad und damit das Mortalitätsrisiko für alle Personen, die dem Nutzer des Tools ähnlich sind, umgehend errechnet. Wann die Person voraussichtlich stirbt, wird auf vier unterschiedliche Arten verständlich dargestellt: der Gebrechlichkeitsgrad auf einer Skala von vier Stufen, das prozentuale Todesrisiko für 3 Monate, 1 Jahr und 5 Jahren und die Lebenserwartung in Jahren. Die App zeigt abschließend an, wieviel von 100 Personen, die die gleichen Antworten gaben, innerhalb eines Jahres starben. 

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Warum sollte man Todeszeitpunkt überhaupt berechnen wollen? 

Zunächst mutet es vielleicht sehr befremdlich an, sich den eigenen oder den Todeszeitpunkt eines Angehörigen auszurechnen. Aber für die Wissenschaftler, die das Online-Tool entwickelt haben, steht die Unterstützung aller Betroffenen im Vordergrund. „Wenn sich eine Person dem Tod nähert, verschiebt sich die Gewichtung von der kurativen Versorgung als primärem Ziel hin zu einer Versorgung, die die Lebensqualität einer Person maximiert,”, erklärt Dr. Peter Tanuseputro, Arzt und Mitautor der Studie.3 Das Wissen um die Länge der restlichen Lebenszeit kann pflegebedürftigen Senioren und ihren Lieben also dabei helfen, den Weg bis zum Tod bewusst zu gestalten.

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Quellen

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