1. Oktober 2020, 17:20 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Mit geräuschvollem Niesen macht man sich nicht gerade beliebt. Viele Menschen neigen deshalb dazu, herannahendes Niesen zu unterdrücken. Das klappt, indem man den Mund geschlossen und die Nase zu hält – ist aber alles andere als ungefährlich. FITBOOK berichtet von den möglichen Verletzungen, die durch unterdrücktes Niesen drohen, und von einem dramatischen Fall aus Großbritannien.
„Beim Niesen oder auch Husten wird ein ganz erheblicher Druck aufgebaut.“ Das erklärt Dr. Michael Deeg, HNO-Arzt in Freiburg und Pressesprecher des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte. „Die Luftgeschwindigkeit kann in etwa Orkanstärke erreichen, da wirken ordentliche Kräfte.“ Es sei entsprechend ungesund, Niesen zu unterdrücken.
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Niesen zu unterdrücken ist gefährlich
Zu den weniger gravierenden Gefahren durch unterdrücktes Niesen gehören geplatzte Äderchen im Auge oder Irritationen durch Überdehnungen des Gewebes. Es sind aber auch viel schwere Verletzungen möglich. Darauf weisen Ärzte vom Krankenhaus Leicester im Fachblatt „British Medical Journal“ hin. So sei nicht auszuschließen, dass durch Einhalten des enormen Drucks eines Niesers das Trommelfell platzt oder gar ein Blutgefäß im Gehirn.
Gerissene Rachenmuskeln durch unterdrücktes Niesen
In dieser Hinsicht ist ein Fall, von dem die Mediziner berichten, sogar noch glimpflich ausgegangen; und dabei hat der 34-Jährige alles andere als einen Spaziergang hinter sich. Der Patient musste mit starken Schmerzen beim Schlucken und ausgeprägten Sprechbeschwerden behandelt werden. Dahinter steckte ein Riss in seiner Rachenmuskulatur – herbeigeführt durch den innerlichen Druck eines unterdrückten Niesens. Es war dadurch quasi zu einer innerlichen Explosion gekommen. Der Mann habe wohl schnell bemerkt, dass es zu einer schweren Verletzung gekommen war: an einem „platzenden Gefühl“ im Nacken sowie einer Schwellung.
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Schlimmeres (z. B. eine Infektion) verhindert
Bei der Untersuchung hörten die Ärzte ein knirschendes, knisterndes Geräusch vom Nacken bis hinunter zum Brustkorb. Dies deutete auf Lufteinschlüsse im Gewebe hin – eine Vermutung, die eine anschließende Computertomografie bestätigte. Um eine Infektion und eine Verschlimmerung der Beschwerden zu verhindern, wurde der Patient stationär aufgenommen, über eine Nasensonde ernährt und prophylaktisch mit Antibiotika behandelt.
Zu einem Riss im Rachenbereich kommt es sehr selten, schreiben die Ärzte in ihrem Aufsatz. Meist seien kräftiges Husten oder Würgen die Ursache. Nach sieben Tagen wurde der Mann mit dem Hinweis entlassen, künftig nie mehr Nase und Mund beim Niesen zu verschließen. Er hatte die ganze Woche lang künstlich durch eine Nasensonde ernährt werden und Antibiotika einnehmen müssen.