10. Mai 2019, 18:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Was bisher mehrere Tage gedauert hat, soll künftig binnen weniger Stunden gelingen: US-Forscher haben eine Testmethode entwickelt, um genau – und vor allem schnell – zu erkennen, an welchen bakteriellen Erregern ein Patient erkrankt ist. FITBOOK erklärt, warum das so eine wichtige Innovation ist.
Fünf Tage kann es bislang schon dauern, bis Blut- oder Gewebeproben eines Patienten im Labor hinreichend untersucht worden sind, sprich: bis eine etwaige Erkrankung auf ein bestimmtes Bakterium zurückgeführt werden kann. So lange ist es entsprechend nicht möglich, ein ganz spezielles, auf eben jenen Erreger ausgerichtetes Antibiotikum zu verordnen. In dieser Zeit kann sich der Zustand des Patienten verschlimmern, was – je nach Art der Erkrankung – gefährliche Folgen nach sich ziehen kann. Um dies zu vermeiden, bleibt Ärzten oft nur die Möglichkeit, ein Breitbandantibiotikum zu verordnen, also ein Präparat, das auf ein breites Spektrum bakterieller Erreger abzielt.
Das Problem: Mit einem Breitbandantibiotikum werden auch Bakterien angegriffen, gegen die akut kein Behandlungsbedarf besteht. Die mögliche Konsequenz davon ist die Entstehung antibiotikaresistenter Keime. Ebenso die Tatsache, dass gewisse Bakterienstämme die Einnahme von solch unspezifischen Wirkstoffen überleben können, trägt zur Ausbildung möglicher Antibiotikaresistenzen bei. Dies würde bedeuten, dass Bakterien im Ernstfall nicht mehr auf eine nötige Medikation reagieren. Umso bedeutungsvoller ist das, was amerikanischen Wissenschaftlern gelungen sein soll, damit künftig weniger (und falls doch: gezielter) Antibiotika eingesetzt werden.
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Bald weniger Antibiotika-Einsatz?
Dr. Pak Kin Wong und sein Biomediziner-Team von der Pennsylvania State University haben ein Gerät entwickelt, mit dem sich per Mikrotechnologie einzelne Bakterienzellen erfassen lassen. Ihre Methode benötigt zusätzlich ein Elektronenmikroskop, um die genauen Umrisse der aufgespürten Bakterien zu untersuchen. So lassen sie sich von anderen Stämmen differenzieren und die Bakterien genau identifizieren.
In einer Pressemitteilung der Universität ist Genaueres zum technischen Stand nachzulesen. Das Gerät soll bereits jetzt so weit technisch ausgereift sein, dass es ein Vorhandensein von Bakterien mit 100-prozentiger Sicherheit feststellen kann – und dies bereits nach nur etwa 30 Minuten. In etwa 83 Prozent der Fälle lasse sich damit nach wenigen Stunden der konkrete Stamm der Bakterien identifizieren und in sogar 100 Prozent definieren, ob es sich bei dem Fund um ein antibiotikaresistentes Bakterium handelt.
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Die Forscher haben bereits ein provisorisches Patent auf ihre Erfindung, eine (Medizin-)Markteinführung ist für die kommenden drei Jahre geplant. Vorher wird u.a. noch an der Größe des Geräts gefeilt, das dann in Arztpraxen und Krankenhäusern zum Einsatz kommen soll.