20. Februar 2023, 5:13 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Netzhaut ist elementarer Bestandteil unseres Auges und unter anderem dafür verantwortlich, dass wir überhaupt Bilder sehen und verarbeiten können. Wird sie beschädigt, hat das fatale Folgen für unser Sehvermögen. Das ist unter anderem bei einer Netzhautablösung der Fall. FITBOOK über Ursachen, Symptome und Behandlungsmethoden der seltenen Augenerkrankung – sowie Möglichkeiten, ihr entgegenzuwirken.
Die Netzhaut ist für die Erstellung des Bildes in unserem Auge verantwortlich. Sie nimmt über lichtempfindliche Zellen (Fotorezeptoren) die eingehende Lichtstrahlung auf und leitet die Signale über den Sehnerv an das Gehirn. Dort werden die Signale umgewandelt, verarbeitet und anschließend zu einem klaren Bild zusammengesetzt. Ergo ist eine Verletzung der Netzhaut mit äußerst unangenehmen Folgen verbunden. Doch genau das passiert bei einer Netzhautablösung: Dabei löst sich nach und nach die Netzhaut von der Aderhaut des Auges ab – mit der Folge, dass Betroffene stetig an Sehvermögen einbüßen – bis hin zum völligen Erblinden. Welche Ursachen kann die seltene Augenerkrankung haben? Woran lässt sie sich frühzeitig erkennen? Und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? FITBOOK klärt auf.
Übersicht
Die häufigsten Ursachen einer Netzhautablösung
Degeneration: Die häufigste Ursache einer Netzhautablösung. Wie der Begriff vermuten lässt, verfällt die Netzhaut langsam, löst sich aber nicht einfach auf. Wenn dann jedoch eine Verformung oder Prellung des Augapfels auftritt, können sich Löcher in der Netzhaut bilden. Der Glaskörper drückt dann auf diese Stellen und die Netzhaut löst sich aufgrund der austretenden Flüssigkeit ab.
Traktionen: Als Traktion beschreibt man die Ablösung der Netzhaut, wenn Zugerscheinungen von Bindegewebssträngen auf die Netzhaut einwirken. Gründe dafür können entstandene Bindegewebs- oder Narbenstränge sein, welche sich verkürzen. Die verkürzten Stränge sind meist Folgen von Netzhauterkrankungen, Verletzungen oder einer wiederholten Netzhautablösung.
Entzündungen: Durch Entzündungen im Auge oder im Bereich der Ader- und Netzhaut kann sich Flüssigkeit zwischen den beiden Bereichen absetzen. Folglich beginnt die Netzhaut, sich abzulösen. Diese Form kommt ebenfalls selten vor und geht mit bereits bestehenden Erkrankungen wie bspw. Aids einher.
Tumore: Im Bereich der Netzhaut können sich primäre aber auch sekundäre Tumore bilden. Ab einer gewissen Größe hebt der Tumor dann die Netzhaut von der Aderhaut ab. Diese Form der Netzhautablösung kommt aber selten vor.
Woran erkennt man eine Netzhautablösung?
Das allgemein auftretende Symptom bei jeder Form dieser Erkrankung ist schleierhaftes sehen bzw. das Gefühl, einen Vorhang vor den Augen zu haben. Dabei kann das einfallende Licht im Bereich der abgelösten Stelle nicht mehr aufgenommen werden und es entsteht ein zunehmender Schleier im Bild. Falls die Ablösung die Makula (Stelle des schärfsten Sehens) betreffen sollte, ist kein scharfes sehen mehr möglich.
Symptome wie Lichtblitze oder „Rußregen“ kommen nur bei einer Netzhautablösung mit Löchern als Ursache vor. Hierbei werden die Sinneszellen durch Zugerscheinungen gereizt und es werden Blitze wahrgenommen, das kann auch bei geschlossenen Augen der Fall sein. Falls die Reize und Risse durch ein Blutgefäß verlaufen, kommt es zu Blutungen, die als „Rußregen“ wahrgenommen werden können. Dieser muss aber nicht immer direkt ein Anzeichen für eine Netzhautablösung sein.
Wer ist besonders gefährdet?
Die Netzhautablösung ist eine seltene Erkrankung, nur etwa einer von 10.000 Personen ist betroffen. Trotzdem ist sie sehr ernstzunehmen und betrifft ein gewisses Schema von Menschen: So sind Männern zwischen 55 und 70 Jahren, die stark kurzsichtig sind (ab minus sechs Dioptrien), besonders stark betroffen. Dass Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene an einer Netzhautablösung erkranken, kommt außergewöhnlich selten vor.
Auch wer bereits eine Kataraktoperation (auch als Grauer-Star-Operation bekannt) hinter sich hatte, besitzt ein erhöhtes Risiko für eine Netzhautablösung. Sie gilt als eine der Komplikationen und Spätfolgen dieses Eingriffs.
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Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Falls eines dieser Symptome auftreten sollte, wird dringlich empfohlen, einen Arzt aufzusuchen. Eine Netzhautablösung kann verhindert werden, wenn Eingriff oder Therapie früh genug erfolgen.
Laserkoagulation
Diese Behandlungsmethode kommt nur infrage, wenn Netzhautrisse und Löcher festgestellt werden, eine Ablösung der Netzhaut in diesem Bereich aber noch nicht stattgefunden hat. Bei der Laserbehandlung werden Netzhaut und Aderhaut miteinander verschweißt, damit man einer Ablösung an diesen Stellen für den Moment vorbeugen kann.
Operationen
Operationen haben das Ziel, Löcher in der Netzhaut abzudichten, damit keine weitere Flüssigkeit zwischen Netz- und Aderhaut gelangt. Zunächst wird jeweils der Glaskörper des Auges entnommen und der zu operierende Bereich verdichtet. Im Falle eines einzelnen Lochs oder Risses wird eine einfache Silikonplombe auf die Lederhaut aufgenäht. Falls bereits mehrere Löcher entstanden sind, wird eine sogenannte Gürteloperation durchgeführt: Dabei wird ein Silikonband um den Augapfel aufgelegt und gekürzt, welcher dadurch zusammengedrückt wird.
Sollte bereits eine Ablösung in der Nähe der Makula stattfinden, muss eine Operation im Augeninneren erfolgen. Der Glaskörper wird dafür gelöst, Verwachsungen entfernt. Anschließend wird ein Druckausgleich innerhalb des Auges durch ein Silikonöl oder Gas ermöglicht. Dadurch wird die Netzhaut wieder an die Aderhaut angedrückt.
Sind Tumore der Grund für die Ablösung der Netzhaut, so müssen diese behandelt werden. Dabei kann es zu operativen Eingriffen kommen, Thermotherapien, Laserbehandlungen und aber auch zu einer Bestrahlung des gesamten Auges, bzw. zu einer lokalen Bestrahlung.
Vorbeugung
Die Netzhaut und allgemein das Auge ist ein hochkomplexes und unfassbar wichtiges Organ, gibt es also die Möglichkeit es vorbeugend zu schützen?
Es gibt auf jeden Fall nichts, was man nicht sonst auch tun sollte. Auch für das Auge gilt, eine ausgewogene und gesunde Ernährung stärkt. Eine Vorbeugung ohne Eingriff ist aber dennoch nicht möglich. Ein regelmäßiger Gang zum Augenarzt ist empfehlenswert und sollte eingehalten werden.
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Quellen
- 1. Augenklinik Charité. Netzhautablösung (Ablatio) (aufgerufen am 13.02.2023)
- 2. Ärzteblatt. Rissbedingte Netzhautablösung – ein opthalmologischer Notfall (aufgerufen am 14.02.2023)
- 3. Luxaugenzentrum. Komplikationen der Grauen Star Operation (aufgerufen am 14.02.2023)
- 4. Universitätsspital Bern. Netzhautrisse (aufgerufen am 17.02.2023)