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Forscher hinterfragten die Regel

Muss man wirklich 2 Liter Wasser pro Tag trinken?

Muss man täglich wirklich zwei Liter Wasser trinken?
8 Gläser bzw. 2 Liter Wasser pro Tag gelten als empfohlen. Doch diese Trinkmenge wäre für die meisten von uns zu viel, erklären Forscher. FITBOOK hat sich die Studie, auf die sich die Aussage bezieht, angesehen. Foto: Getty Images
Laura Pomer

10. Oktober 2024, 11:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Wie viel Wasser müssen wir wirklich trinken, um gesund zu bleiben? 1,5 Liter täglich werden hierzulande gerne als Minimum genannt, in den USA ist eher die Rede von acht Gläsern Wasser pro Tag, mit denen man dann auf 2 Liter kommen soll. Eine Studie der University of Wisconsin mit über fünftausend Probanden zeigt: Der Wasserbedarf von Mensch zu Mensch enorm unterschiedlich. Er kann durchaus geringer sein, als allgemein empfohlen wird.

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Ausreichend zu trinken, gilt als lebensnotwendig. Denn der Körper besteht rund zur Hälfte aus Wasser, wovon große Mengen über die Atmung und das Schwitzen verloren gehen. Damit unsere vitalen Funktionen aufrechterhalten werden können, muss der Wasserverlust kompensiert werden. Aus diesem Grund sollten Erwachsene täglich mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen und je nach Belastung entsprechend mehr – so erklärt es die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE).1 In den USA hält sich dagegen die „8-mal 8“-Regel, die täglich acht Gläser à acht Unzen (entspricht etwa 0,24 Litern) und somit insgesamt rund zwei Liter empfiehlt. Ein internationales Forscherteam hat diese Empfehlung hinterfragt – mit überraschendem Ergebnis.

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Laut Studie müssen es nicht 2 Liter Wasser pro Tag sein

Zwei Liter Wasser pro Tag sind viel. Zum einen subjektiv betrachtet, denn vielen Menschen fällt es schwer, die empfohlenen Flüssigkeitsmengen zu sich zu nehmen. Auf der anderen Seite ist der weltweite Wasserbedarf ein ökologisches Problem, welches vor dem Hintergrund von Überbevölkerung und Klimawandel stetig zunimmt. Mehr als 90 Forscher verschiedener US-amerikanischer und japanischer Universitäten haben sich daher zusammengetan, um zu ermitteln, wie viel Allgemeingültigkeit in der hohen Empfehlung zur Wasserzufuhr steckt. Denn: „Je besser wir verstehen, wie viel benötigt wird, desto besser sind wir darauf vorbereitet, im Notfall zu reagieren“, erklärt Studien-Co-Autor und Ernährungswissenschaftler Dale Schoeller von der University of Wisconsin–Madison in einer aktuellen Pressemitteilung.2 Und wie die Untersuchung zeigte, lässt sich die Empfehlung tatsächlich (zumindest teilweise) herunterkorrigieren.

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Ablauf der Untersuchung

Die Studie, für die die Forscher Gesundheitsdaten von rund 5.600 Personen aus 26 Ländern analysierten, wurde 2022 im Fachblatt „Science“ veröffentlicht.3 Unter den Probanden waren von Säuglingen bis hin zu 96-Jährigen sämtliche Altersgruppen vertreten. Die jeweils dokumentierten Trinkmengen reichten von einem Liter über sechs bis hin zu zehn Litern Wasser pro Tag. Dabei soll die Trinkmenge bei den Männern im Alter von Mitte 20 am größten gewesen sein und bei täglich rund 3,2 Litern gelegen haben. Die weiblichen Probanden dagegen tranken mit 20 so viel wie mit 55 Jahren – durchschnittlich 2,7 Liter pro Tag.

Insgesamt zeigten sich zwischen den Individuen deutliche Unterschiede. Diese sprechen laut Scholler vor allem für eins: dass keine allgemeingültige Empfehlung möglich sei.

Untersuchung mit „markiertem“ Wasser

Gemeinhin arbeiten Forscher mit Angaben von Studienteilnehmern zu deren Trinkgewohnheiten. Doch für diese Studie ging das Forscherteam anders vor: Untersucht wurde nämlich der konkrete „Wasserumsatz“, sprich, wie effizient das Wasser vom Körper genutzt wird. Um diesen Wasserumsatz zu bemessen, arbeiteten die Forscher mit „markiertem“ Wasser. Es enthielt Wasserstoff- und Sauerstoffisotope. Isotope sind Atome einzelner Elemente, deren Gewicht sich von anderen Atomen desselben Elements unterscheiden lassen. Von diesem „nachverfolgbaren“ Wasser sollten die Probanden dann bestimmte Mengen trinken. Über deren Urin konnten die Forscher nachvollziehen, wie viel der Isotope in welchem Tempo ausgeschieden wurden. Dadurch konnten sie unter anderem darauf schließen, wie gut der tatsächliche Wasserumsatz der Studienteilnehmer war.

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Tatsächlicher Wasserbedarf hängt von mehreren Faktoren ab

Bei der Auswertung berücksichtigen die Forscher verschiedene Einflussfaktoren aus der Umgebung der Probanden (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Höhenlage). Sie zogen den sogenannten Human Development Index (HDI) heran, ein auch als Wohlstandsindex bekannter offizieller Indikator zur „menschlichen Entwicklung“ in verschiedenen Staaten. Hier fließen Informationen wie das Pro-Kopf-Einkommen, die durchschnittlicher Ausbildung und Lebenserwartung der Bevölkerung hinein. Ebenso spielten die Parameter Geschlecht, Körpermasse, Alter und Fitnesslevel eine Rolle.

Körperliche Aktivität erhöht den Umsatz

Die Forscher stellten fest, dass die körperliche Aktivität der Probanden und ihr Fitnesslevel den wesentlichsten Einfluss auf ihren Wasserumsatz hatte. Geschlecht und Alter spielten dagegen eine untergeordnete Rolle. In Entwicklungsländern war der Verbrauch höher als in Industrienationen, oder wie die Studienautoren es zusammenfassen: je niedriger der HDI eines Landes, desto höher der individuelle Wasserbedarf. „Das lässt ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren erkennen“, so Schoeller. Demnach lebten Menschen in Ländern mit niedrigem HDI häufiger in Gebieten mit höheren Durchschnittstemperaturen. Sie verrichten vermehrt körperliche Arbeit und hielten sich seltener in klimatisierten Gebäude auf. „Dies sowie auch der schlechtere Zugang zu sauberem Wasser erhöht den Wasserbedarf.“

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Wie viel Wasser soll man also trinken?

Wie viel Wasser man beispielsweise mit einem Bürojob in Deutschland trinken soll, geht aus der Untersuchung nicht hervor. Den Forschern gehe es in erster Linie darum, zu mahnen, nicht (unnötig) viel Wasser zu trinken, bloß weil eine vermeintliche Empfehlung dazu aufruft. „Die Wissenschaft hat die alte 8-Gläser-Richtlinie nie unterstützt“, erklärt Ernährungswissenschaftler Schoeller weiter. Schon allein deshalb nicht, weil darin die Wasserzufuhr über die Ernährung gar nicht berücksichtigt werde. Bekanntlich enthalten verschiedene Gemüse- und Salatsorten reichlich Wasser. Umso weniger müsse demnach – wenn man sich ausgewogen ernährt – noch auf eine zusätzliche Flüssigkeitszufuhr achten.

Quellen

  1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung.Wasser trinken – fit bleiben. (aufgerufen am 08.10.2024) ↩︎
  2. Barncard. C. Stop counting cups. There’s an ocean of difference in our water needs., University of Wisconsin–Madison News (aufgerufen am 10.10.2024) ↩︎
  3. Yamada, Y., Zhang, X., Henderson, M. et al. (2022), Variation in human water turnover associated with environmental and lifestyle factors, Science. ↩︎
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