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Internationale Studie

Mögliche Ursache für Herzmuskelentzündung nach Corona-Impfung gefunden

Corona-Impfung Herzmuskelentzündung grund: Illustration eines Herzen
In etwa ein bis zehn Fällen auf 100.000 Corona-Impfungen kommt es zu einer milden Herzmuskelentzündung. Die Mechanismen dahinter wurden nun aufgedeckt. Foto: Getty Images
Martin Lewicki
Freier Autor

27. September 2022, 17:25 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Corona-Impfungen schützen nachweislich vor einem schweren Covid-Verlauf. Dennoch zögern manche, sich impfen zu lassen. Einer der Gründe dafür sind mögliche Herzmuskelentzündungen als Nebenwirkung. Nun fand eine internationale Studie heraus, wie es dazu kommen kann.

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Obwohl Corona-Impfungen nicht gänzlich vor einer erneuten Ansteckung sowie der Weitergabe mit SARS-CoV-2 schützen, so senken sie doch das Risiko dafür. Vor allem aber schützen sie vor einem schweren Krankheitsverlauf im Fall einer Coronainfektion.1 Doch in seltenen Fällen führte eine Corona-Impfung zur Herzmuskelentzündung. Laut aktueller Zahlen sind etwa 1 bis 10 von 100.000 Geimpften davon betroffen.2 Und es handelt sich dabei meistens um junge Männer im Alter zwischen 14 und 30 Jahren. Warum es dazu kommt, haben deutsche und israelische Wissenschaftler untersucht.

Blutproben von Patienten mit Myokarditis ausgewertet

Selbst nach Millionen verabreichter Corona-Impfungen stehen einige Menschen diesen skeptisch gegenüber. Einer der Hauptgründe dafür sind mögliche Nebenwirkungen. Insbesondere die Gefahr einer Herzmuskelentzündung, fachsprachlich Myokarditis genannt, sorgte für Besorgnis. Doch warum kommt es in seltenen Fällen dazu? Dies haben nun Forscher vom Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg in Zusammenarbeit mit israelischen Universitäten herausgefunden.3

In der Studie wurden Blutproben von 40 Patienten untersucht, bei den nachweislich Myokarditis als Nebenwirkung einer Corona-Impfung auftrat. Die Probanden waren alle zwischen 14 und 79 Jahren alt. Dabei verglich man die Daten aus den Blutproben mit jenen von gesunden Personen sowie anderen Patienten, die nicht aufgrund einer Corona-Impfung ebenfalls an einer Herzmuskelentzündung litten.

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Suche nach speziellen Autoantikörpern

Bei der Auswertung der Blutproben fanden die Wissenschaftler spezielle Autoantikörper, die sie zuvor bei Patienten mit schweren Covid-19-Verläufen und bei Kindern mit dem sogenannten Multisystemischen Entzündungssyndrom (MIS-C) gefunden haben. In der nun vorgestellten Studie wiesen vor allem männliche Jugendliche und jungen Männer mit Myokarditis diese Autoantikörper auf. Diese wirken gegen den körpereigenen Entzündungshemmer Interleukin-1-Rezeptor-Antagonist (IL-1-Ra). Dabei ist Interleukin-1 (IL-1) ein wichtiger Botenstoff, der bei Infekten an der Alarmierung und Mobilisierung des Immunsystems beteiligt ist und etwa Fieber auslöst, teilt die Universität des Saarlandes in einer Pressemitteilung mit.4

„Gerade bezüglich Entzündungen an Herzbeutel, Herzmuskel sowie Gefäßen wissen wir bereits um die zentrale Bedeutung von IL-1. Unser Immunsystem reguliert sich jedoch normalerweise selbst und gerade hochpotente Interleukine haben natürliche Gegenspieler, die gegebenenfalls überschießende Entzündungsreaktionen bremsen können“, erklärt der Studienleiter Dr. Christoph Kessel.

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Fehlgeleitete Immunreaktion führt zur Herzmuskelentzündung

Laut den Wissenschaftlern ist der Entzündungshemmer IL-1-Ra ein natürlicher Gegenspieler von IL-1. Er kann die Andockstelle auf Zelloberflächen blockieren und somit den Signalweg für Entzündungsreaktion stoppen. „Bei den Patienten mit Myokarditis findet sich meist eine atypische Form mit einer zusätzlichen Phosphorylierung des IL-1-Ra. Das Immunsystem bewertet diesen dann als körperfremde Struktur und bildet fälschlicherweise Antikörper dagegen“, sagt der beteiligte Wissenschaftler Dr. Lorenz Thurner. Das führe dazu, dass der körpereigene Entzündungshemmer neutralisiert und die Wirkung entzündungsfördernder Botenstoffe begünstigt wird. Es handelt sich also um eine fehlgeleitete Immunreaktion.

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Trotz seltener Herzmuskelentzündungen überwiegt der Nutzen der Corona-Impfung

Obwohl die Mechanismen hinter einer Herzmuskelentzündung nach einer Corona-Impfung erklärt werden können, ist weiterhin unklar, warum es einige wenige Menschen trifft und andere eben nicht. Die Forscher weisen aber darauf hin, dass Corona-Impfungen unzählige schwere Krankheitsverläufe sowie Todesfälle nach einer Infektion mit SARS-CoV-2 verhindern konnten. Deswegen sei der Nutzen deutlich höher zu bewerten als das Risiko, eine milde Myokarditis zu entwickeln.

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Quellen

Themen Coronavirus Impfen
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