19. März 2022, 16:33 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Es ist eine interessante Frage, die sich sicherlich viele Menschen stellen oder es gar selbst erlebt haben: Warum hat mein Partner Corona und ich nicht – obwohl wir ein Bett teilen? Oder: Warum habe ich mich mit Corona infiziert, aber es nicht an meine Kinder weitergegeben? Wissenschaftler haben mögliche Antworten darauf gefunden, warum einige Haushaltsmitglieder gegen Corona resistenter sind als andere.
Das Coronavirus und insbesondere die Omikron-Variante sind hochansteckend, das ist allen bekannt. Seit zwei Jahren gehören Atemschutzmasken, desinfizierende Mittel und das Abstandhalten zu unserem Alltag. Das alles nur, damit wir uns selbst nicht mit dem Coronavirus anstecken oder es an andere Menschen weitergeben. Paradoxerweise hört man aber immer wieder von Fällen, dass mehrere Personen in einem Haushalt Corona hatten, aber eine Person verschont blieben. Und das, obwohl man auf engstem Raum zusammenlebt und vielleicht sogar das Bett miteinander teilt. Wie ist das möglich? Eine britische Studie liefert nun eine mögliche Erklärung.
Übersicht
Faktoren, die das Ansteckungsrisiko mit Corona reduzieren
„Das Teilen eines Haushalts stellt das höchste Infektionsrisiko dar, aber es gibt viele Gründe, warum sich nicht jeder infiziert“, sagt der Professor Paul Griffin, Experte für Infektionskrankheiten, der australischen Zeitung „The Sydney Morning Herald“. Denn manche Menschen seien ansteckender als andere, was von ihrer Viruslast und ihren Symptomen abhängen kann. Laut dem Experten gibt es eine Reihe von Faktoren, die das Ansteckungsrisiko im selben Haushalt deutlich reduzieren und somit erklären könnten, warum einige Menschen kein Corona bekommen:
- Die infizierte Person niest und hustet nicht viel.
- Die übrigen Haushaltsmitglieder sind dreifach geimpft.
- Es herrscht guter Luftaustausch, der Wohnraum wird häufig durchlüftet.
- Die infizierte Person meidet den Kontakt zu den anderen Haushaltsmitgliedern.
Doch was ist, wenn man den Kontakt nicht vermeiden kann? Insbesondere wer Kinder hat und sich das Bett mit dem (Ehe-)Partner teilt, kann nahezu unmöglich dem engen Kontakt aus dem Weg gehen. Und selbst in diesem Extremfall entkommen einige Menschen der Infektion.
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Mehr spezialisierte T-Helferzellen im Immunsystem
Eine mögliche Antwort auf dieses Phänomen liefert eine neue Studie des Imperial College London.1 So fanden die verantwortlichen Forscher heraus, dass ein hoher Anteil spezialisierter T-Helferzellen im Immunsystem, die sich durch eine frühere Exposition gegenüber Corona-Erkältungsviren bildeten, zum Schutz vor Covid-19 beitragen kann.
Bereits Anfang 2020, als die meisten Menschen in Großbritannien weder mit Corona infiziert noch dagegen geimpft waren, wurden für die Studie 52 Personen rekrutiert. Sie alle lebten mit jemandem zusammen, der positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Dabei fand man heraus, dass jene 26 Personen, die sich nicht infizierten, höhere Werte der entsprechenden T-Helferzellen hatten. Die Erklärung dafür könnten die bereits existierenden Corona-Erkältungsviren sein, die weltweit kursieren und Millionen von Menschen schon vor der Corona-Pandemie infizierten. Sie haben nämlich Ähnlichkeiten mit dem Coronavirus (SARS-CoV-2), das Covid-19 verursacht. Wer sich also schon früher mit einem der Corona-Erkältungsviren infizierte, bildete eben jene T-Helferzellen im Immunsystem, die womöglich auch SARS-CoV-2 erkennen und davor schützen.
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Neue Impfstoffe mit länger anhaltendem Schutz vor Corona möglich
Das Besondere an dieser Entdeckung: Die identifizierten T-Helferzellen zielen zum Schutz vor einer Infektion auf Proteine innerhalb des SARS-CoV-2-Virus ab und nicht auf das sich stark verändernde Spike-Protein an der Virus-Oberfläche. Die Achillesferse der aktuellen Impfstoffe ist dagegen, dass sie nur auf das Spike-Protein abzielen. So weisen die Forscher darauf hin, dass ihre Erkenntnis zu einer neuen Kategorie an Impfstoffen führen könnte. Denn die Immunantwort der T-Helferzellen hält länger an, als die Wirksamkeit der Antikörper. Somit würden die neuen Impfstoffe einen länger anhaltenden Schutz bieten können als die bisherigen. Wie etliche Studien bereits zeigten, sinken nach allen aktuellen Corona-Impfungen (unterschiedlich stark) die Antikörperzahlen des Immunsystems schon nach ein paar Monaten deutlich. Dadurch sinkt die Wirksamkeit der Antikörper, weshalb Auffrischungsimpfungen (Booster) so wichtig sind.
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Trotz der guten Neuigkeiten und einer möglichen Antwort, warum einige Menschen kein Corona bekommen, gibt es einige Einschränkungen: Mit nur 52 Teilnehmern ist die Studie sehr klein und 88 Prozent der Probanden sind weiße Europäer. Somit lassen sich die Ergebnisse nur schwer auf andere Bevölkerungsgruppen übertragen. Insofern ist auch hier weitere Forschung vonnöten.
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Quellen
- 1. Kundu, R., Narean, J.S., Wang, L. et al. (2022). Cross-reactive memory T cells associate with protection against SARS-CoV-2 infection in COVID-19 contacts. Nat Commun 13.