25. Mai 2021, 14:32 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Kefir ist ein dickflüssiges Sauermilchprodukt, das durch einen Gärungsprozess des sogenannten Kefirpilzes mit Milchsäurebakterien und Hefe entsteht. Zahlreiche Studien belegen, dass sich Kefir in verschiedener Hinsicht positiv auf die Gesundheit auswirkt. FITBOOK fasst zusammen, welche Vorteile das genau sind.
Kefir ist gesund – davon sind viele Menschen überzeugt, die das Sauermilchprodukt nicht nur regelmäßig konsumieren, sondern sogar selbst herstellen. Dabei handelt es sich keinesfalls um Wunschdenken. Studien haben bewiesen, dass der Kefir-Konsum unter anderem den Blutdruck und den Cholesterinspiegel senken kann, aber auch einen positiven Einfluss auf den Darm hat.
Übersicht
Kefir senkt Blutdruck und Cholesterinspiegel
2018 haben Forschende des Auburn University College of Veterinary in Zusammenarbeit mit der brasilianischen Universität in Vila Velha bei einer Studie mit Ratten herausgefunden, dass sich Kefir positiv auf den Blutdruck auswirkt. Als Basis der Untersuchung dienten frühere Erkenntnisse, dass ein Bakterienungleichgewicht im Darm bei den Betroffenen zu Bluthochdruck, also Hypertonie, führen kann. Dass hier die Vergabe von Milchsäurebakterien, sogenannten Probiotika, hilfreich sein kann, war ebenfalls bekannt.
Wirkung von Kefir auf Blutdruck zunächst an Ratten untersucht
Die Nagetiere wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Gruppe eins bestand aus Ratten mit Bluthochdruck, denen Kefir verabreicht wurde. Gruppe zwei hatte ebenfalls Hypertonie, bekam jedoch keinen Kefir. In Gruppe drei befanden sich Ratten mit normalem Blutdruck. Das Ergebnis: Nach neun Wochen war im Blut der behandelten Ratten das Vorkommen an bakteriellen Giftstoffen zurückgegangen. Ihr Blutdruck hatte sich deutlich verbessert. Während bei Gruppe zwei und Gruppe drei keine Veränderungen ersichtlich waren, konnten die Forscher bei Gruppe eins zudem ein gesünderes Gleichgewicht an Darmbakterien feststellen. Dadurch hatte sich ein Enzym in ihrem Hirn vermehrt, das für verschiedene Abläufe des Nervensystems zuständig ist. Hieraus ließ sich ablesen, dass Darmflora und Nervensystem gleichermaßen zu einem gesunden Blutdruck beitragen.
Neues Experiment bestätigt Wirkung beim Menschen – und noch mehr
Nach ihrer Ratten-Studie entschied sich die University Vila Velha ihre Erkenntnisse auch an Menschen zu testen. Die Ergebnisse ihrer neuen Studie in Zusammenarbeit mit der Federal University of Espirito Santo (ebenfalls Brasilien) wurden 2021 veröffentlicht. Hierfür teilten die Forschenden 48 Patient*innen mit diagnostiziertem metabolischen Syndrom in zwei Gruppen ein. Die eine Hälfte trank zwölf Wochen lang Kefir mit Quark, während die Kontrollgruppe ein Placebo-Getränk bekam.
Dabei zeigte sich, dass die Teilnehmenden, die Kefir konsumierten, nach zwölf Wochen einen niedrigeren Blutdruck, niedrigere Level von schlechtem Cholesterin sowie einen sich schneller senkenden Blutzuckerwert hatten. Bei den Frauen stieg zudem das Level des guten Cholesterins. „Kefir senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse in den nächsten zehn Jahren“, fassen die Studienautor*innen zusammen.
Auch interessant: Hohe Cholesterinwerte auf natürliche Weise senken – Tipps vom Spezialisten
Kefir enthält viele gesunde Nährstoffe
Was steckt eigentlich in dem Sauermilchprodukt? Die Antwort: Viele Nährstoffe und Protein! Laut „Healthy But Smart“ enthalten 100 Milliliter Kefir unter anderem:
- 67 Kalorien
- 10 Gramm Kohlenhydrate
- 8,3 Gramm Zucker
- 4,58 Gramm Protein
- 1,2 Gramm Ballaststoffe
- 0,83 Gramm Lipide
- 0,13 Gramm Kalzium
- 0,05 Gramm Natrium
Zudem enthält Kefir auch Vitamin A, B und D sowie Folsäure, Eisen, Magnesium, Riboflavin, Phosphor und Jod.
Inhaltsstoffe fördern Aufbau von Zähnen, Knochen und Muskeln
Die gelisteten Nährstoffe wie Kalzium, Eisen, Magnesium und Jod sind wichtig für den Aufbau und die Stärkung von Zähnen und Knochen. Das Protein wird wiederum vor allem von den Muskeln gebraucht.
Auch interessant: Lebensmittel, deren Nährstoffe sich perfekt ergänzen
Positive Wirkung auf das Darmmikrobiom
Kefir enthält viele Probiotika, also Mikroorganismen, die eine gesundheitsfördernde Wirkung haben und im menschlichen Darm leben. Zudem sind auch Milchsäure- und Essigsäurebakterien sowie Hefe in dem Sauermilchprodukt enthalten. Sie haben ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Darmflora, was wiederum ein gestärktes Immunsystem, reine Haut und eine gesunde Verdauung begünstigt.
Kefir werden antibakterielle Eigenschaften zugeschrieben
Eine argentinische Studie aus dem Jahr 2014 kommt zu dem Ergebnis, dass die in Kefir enthaltenen Probiotika sogar vor Infektionen schützen könnten. In ihrer Untersuchung konzentrierten sich die Forschenden auf das Milchsäurebakterium Lactobacillus kefiri, das in Kefir vorkommt und in vielen Supplementen für den Darm enthalten ist. Dieses gutartige Bakterium soll das Wachstum schädlicher Bakterien, wie beispielsweise E.Coli oder Salmonellen, verhindern und sogar vor Infektionen schützen können. Im Fazit ihrer Studie betonen die argentinischen Forscher*innen ausdrücklich, dass Lactobacillus kefiri ein großes probiotisches Potenzial bei Menschen und Tieren hat und empfehlen die Verwendung in der Lebensmittelindustrie.
Auch interessant: Sollte man Taschentücher mit antibakterieller Wirkung verwenden?
Kefir könnte das Krebsrisiko senken
Eine iranische Meta-Analyse zahlreicher Studien ist 2015 zu dem Ergebnis gekommen, dass das Sauermilchprodukt einen Anti-Krebs-Effekt haben kann. Analysiert wurden Studien, die sich mit Brustkrebs, Darmkrebs, Magenkrebs, Hautkrebs und Leukämie beschäftigt haben. „Die Ergebnisse unserer systematischen Überprüfung legen nahe, dass Kefir mit der Vorbeugung von Krebs in Verbindung steht und auch einen vorteilhaften Einfluss auf die Krebstherapie haben kann. Dieser Schutz könnte auf die bioaktiven Verbindungen des Kefirs, darunter Peptide, Polysaccharide und Sphingolipide, zurückzuführen sein“, lautet das Fazit der Analyse.
Nicht nur als Würzmittel gedacht Anwendung, Wirkung und Zubereitung von Thymiantee
Zum Wohl! 7 ½ Getränke, die besonders gesund sein sollen
Probiotika Wunderwaffe für ein starkes Immunsystem
Was ist der Unterschied zwischen gekauftem und selbst gemachtem Kefir?
Wer Kefir selbst züchten möchte, verwendet dazu einen Kefirpilz. Beim industriell hergestellten Kefir, den es in Läden zu kaufen gibt, wird kein Pilz verwendet. Stattdessen entsteht er durch Bakterien und Hefe. Dadurch schmeckt gekaufter Kefir etwas anders als der selbst gezüchtete. Zudem enthält der industriell hergestellte keinen Alkohol, dafür aber Milchzucker. Der durch einen Pilz gezüchtete Kefir ist alkoholhaltig, aber fast laktosefrei – eine gesunde Alternative für Menschen mit Laktoseintoleranz.