12. Oktober 2022, 4:53 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Manchmal hat man einen unangenehmen Geschmack auf der Zunge, der ein wenig an Eisen erinnert. Die Gründe dafür sind zumeist harmlos. In manchen Fällen jedoch kann ein metallischer Geschmack im Mund Hinweis auf eine Erkrankung sein.
Länger andauernde Geschmacksstörungen dagegen können als störend empfunden werden – vor allem dann, wenn die Ursache nicht klar ist. FITBOOK klärt auf.
Übersicht
Metallischer Geschmack im Mund, oder: Dysgeusie
Verschiedene Nahrungsergänzungsmittel, etwa wenn sie die Spurenelemente Kupfer oder Zink enthalten, können nach der Einnahme einen metallischen Geschmack auf der Zunge hinterlassen. Das ist dann natürlich kein Grund zur Beunruhigung und nach wenigen Minuten bis Stunden auch wieder vergessen.
Bei länger andauernden Geschmacksstörungen hingegen sprechen Mediziner von einer sogenannten Dysgeusie. Diese ist nur selten die eigentliche Krankheit, sondern in der Regel die Begleiterscheinung anderer Erkrankungen. Mitunter stecken aber auch bestimmte Lebensumstände oder Gewohnheiten dahinter.
Geschmacksstörungen in der Schwangerschaft
Es sind häufig werdende Mütter, die von einem metallischen Geschmack im Mund berichten. Das erklärt auf FITBOOK-Nachfrage Internist und Ernährungsmediziner Dr. med. Matthias Riedl. Denn die hormonellen Verschiebungen während der beginnenden Schwangerschaft, insbesondere der verstärkte Ausstoß an Östrogen, kann die Geschmackswahrnehmung verändern.
Einige Mediziner deuten dies als ein evolutionäres Signal des Körpers, spezielle Nährstoffen zu sich zu nehmen, die für die Entwicklung des Babys vorteilhaft sind. Dieser Theorie zufolge fördert der ungewöhnliche Geschmack im Mund den Appetit auf bestimmte Lebensmittel.
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Nebenwirkung von Medikamenten
Laut Dr. Riedl sind Dysgeusien nicht selten mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten. Dazu zählen allen voran Antidepressiva und Mittel zur Behandlung schwerer psychiatrischer Erkrankungen, daneben aber auch Antibiotika.
Weiterhin können verschiedene Formen von Krebsbehandlungen die Geschmacksstörungen auslösen. Dazu zählen (platinhaltige) Chemotherapien, Strahlentherapien im Bereich von Kopf, Hals und Brust sowie die Vergabe bestimmter Arzneimittel, die gegen Krebs und verschiedene entzündliche Erkrankungen eingesetzt werden. Genaueres dazu ist bei der Krebsgesellschaft1 nachzulesen.
Wenn Sie die Therapie benötigen, sind die Geschmacksstörungen leider etwas, womit Sie für die Dauer der Anwendung leben müssen. Verschiedene, einfache Maßnahmen können helfen, die Beschwerden zumindest ein wenig zu lindern. Trinken Sie viel, um den Speichelfluss anzuregen, und lutschen Sie zuckerfreie Bonbons. Viele Betroffene empfinden den Geschmack von Zitrusfrüchten als angenehm.
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Hinweis auf Infektionen im Mundraum
Geschmacksstörungen können auch Hinweis auf eine akute Infektion im Mundraum sein, etwa eine Parodontitis. Die Zahnbettentzündung ist ernst zu nehmen, denn sie kann unbehandelt zu Zahnverlust und einem Abbau von Knochensubstanz führen sowie weitere allgemeinmedizinische Erkrankungen begünstigen.
Weiterhin zählt ein metallischer Geschmack im Mund zu den möglichen Symptomen einer nekrotisierenden ulzerierenden Gingivitis (NUG). Es handelt sich hierbei um eine akute, schmerzhafte Entzündung des Zahnfleischs, die mit Blutungen im Mund und einem fauligen Atem einhergehen kann. Betroffene sollten sich umgehend in zahnärztliche Behandlung begeben und auch darüber hinaus internistisch durchchecken lassen. Denn eine NUG kann laut der Zahnärzte-Fachzeitschrift „ZWP“2 auch Hinweis auf beispielsweise eine Infektion mit dem HI-Virus sein.
Schmeckstörungen aufgrund von Nebenhöhleninfektionen
Ebenso kann eine Verkühlung Geschmacksstörungen begünstigen, wenn sie eine Infektion der Atemwege in den Nasennebenhöhlen zur Folge hat. Wer erkältet ist, dürfte es daher kennen, dass manches nicht so schmeckt wie gewohnt. Nach der Genesung sollte sich das normale Geschmacksempfinden wiederherstellen. Falls nicht, sprechen Sie bitte mit Ihrem Haus- oder einem Facharzt. Womöglich ist die Infektion doch noch nicht ganz überstanden, sodass vielleicht die Einnahme eines Antibiotikums sinnvoll wäre.
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Allergien auf bestimmte Lebensmittel
Schalentiere und verschiedene Nussarten können bei Menschen, die (unentdeckt) dagegen allergisch sind, einen metallischen Geschmack im Mund hinterlassen. Das erklärt Allgemeinmedizinerin Dr. Natasha Bhuyan in einem Betrag des Nachrichtenportals „Insider“3. Sie mahnt, dies nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn das gestörte Geschmacksempfinden könne ein Hinweis auf eine schwere Lebensmittelallergie sein. In dem Fall könnte der Kontakt mit entsprechenden Allergenen bei den Betroffenen einen anaphylaktischen Schock auslösen, und ein solcher schlimmstenfalls Todesfolge haben.
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Geschmacksstörung aufgrund von Nierenerkrankungen
Zuletzt können Geschmacksstörungen auch Hinweis auf eine Nierenerkrankung4 oder Nierenversagen sein. Denn mit Fortschreiten der Erkrankung kommt es zu einer Anreicherung von Stoffwechselabbauprodukten im Blut, die neben verschiedenen weiteren Symptomen auch einen metallischen Geschmack im Mund verursachen können.
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Quellen
- 1. Geschmacksstörung als Nebenwirkung einer Krebstherapie. Krebsgesellschaft Onko Internetportal. (aufgerufen am 11.10.2022)
- 2. Nekrotisierende Parodontalerkrankungen. ZWP. (aufgerufen am 11.10.2022)
- 3. The mysterious metallic taste in your mouth could be caused by (…). Insider. (aufgerufen am 11.10.2022)
- 4. Chronische Nierenerkrankung, Ausgabe für Patienten. msdmanuals. (aufgerufen am 11.10.2022)