30. Oktober 2023, 12:57 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Als Chandler Bing in der US-Serie „Friends“ begeistert er bis heute Fans auf der ganzen Welt. Matthew Perry selbst betonte stets, wie sehr er es geliebt habe, die Rolle zu spielen. Doch privat kämpfte er seit seiner Jugend mit Suchtproblemen. Jetzt ist der Schauspieler im Alter von 54 Jahren gestorben.
Die genauen Umstände seines Todes werden noch untersucht. Bekannt ist laut dem US-Portal „TMZ“, das sich auf polizeiliche Quellen beruft, dass Matthew Perry leblos in seinem Whirlpool gefunden wurde und Reanimationsversuche erfolglos blieben. Außerdem scheint man nach aktuellem Stand Fremdverschulden auszuschließen. Weiterhin fand man keine illegalen Drogen bei dem Verstorbenen, dafür aber eine Anzahl von Medikamenten – darunter Antidepressiva, Arzneimittel gegen Angststörungen und zur Behandlung von OCPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung). Damit fand ein tragisches Leben ein tragisches Ende. Denn wie Matthew Perry in seiner Autobiografie „Friends, Lovers, and the Big Terrible Thing“ darlegte und worüber er in zahlreichen Interviews offen sprach: Er litt an starken Suchtproblemen, die ihm schon häufiger fast das Leben gekostet hätten.
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Übersicht
Neun Millionen Dollar ausgegeben, um nüchtern zu werden
Vor Veröffentlichung seines Buches hatte sich „Friends“-Schauspieler Matthew Perry sich u. a. in einem Interview mit der „New York Times“ ausführlich zu seiner Suchterkrankung geäußert. „Ich habe wahrscheinlich neun Millionen Dollar oder so ausgegeben, um nüchtern zu werden“, sagte der zu diesem Zeitpunkt 53-Jährige. Weiterhin erklärte der Schauspieler damals, dass er seit 18 Monaten nicht mehr trinke und keine Drogen nehme. Entsprechend ist aktuell – bevor die Untersuchung der Todesumstände Klarheit bringt – davon auszugehen, dass Matthew Perry seit 2021 clean war. Diesen Status betonte er auch auf seiner Buchtour, wobei er immer auch ehrlich beschrieb, dass die Dämonen eines Suchtkranken wohl nie ganz verschwinden würden. Doch seine neue Aufgabe – anderen Betroffenen zu helfen – gab ihm, so erklärte er, die Kraft, weiterzumachen.
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Sucht begann schon mit 14 Jahren
Angefangen zu trinken hat Perry eigenen Angaben zufolge mit 14, danach folgten Schmerz- und Beruhigungsmittel. „Ich tat es nicht, um mich high zu fühlen oder um mich gut zu fühlen. Denn ich war sicher kein Partygänger. Ich wollte einfach nur auf meiner Couch sitzen, fünf Vicodin nehmen und einen Film schauen“, sagte Perry. Das sei der Himmel für ihn gewesen.
Schwere Sucht auch während seiner „Friends“-Zeit
In seiner Autobiografie warf Perry auch einen Blick hinter die Kulissen der US-Kultserie „Friends“, in der Perry Chandler Bing spielte. Die Sitcom lief zwischen 1994 und 2004. Im Mai 2021 kamen alle sechs „Freunde“ in der Sondersendung „Friends: The Reunion“ vor der Kamera zusammen.
In einem Interview mit Diane Sawyer gab Matthew Perry dann vor laufender Kamera mit eigenen Worten wider, was sein Buch auf bewegende Weise darlegt – nämlich, dass er während „Friends“ auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt war, sich aber privat an einem absoluten Tiefpunkt befunden hatte: „Ich hatte einen Nummer-Eins-Film, eine Nummer-Eins-Serie – zu der Zeit hätte ich der King der Stadt sein müssen. Stattdessen saß ich in einem dunklen Raum, traf mich nur mit Drogendealern – und war vollkommen einsam.“ Eine Situation, die er bereits damals fast nicht überlebt hätte. „Ich war in einem Koma und bin dem Tod wirklich nur ganz knapp entkommen.“
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Matthew Perry dankte Jennifer Aniston
„Es waren sechs Freunde und einer war krank“, zitierte Sawyer, was Perry in seinem Buch über die Serie „Friends“ geschrieben hat. Und weiter: „Es waren Freunde, die versucht haben, zu helfen. Vor allem Jennifer Aniston. Sie sagte: ‚Wir wissen, dass du trinkst‘. Ein Augenblick, der sich beim Chandler-Bing-Darsteller offenbar eingebrannt hat. „Jenni, ja! Stellen Sie sich vor, wie beängstigend dieser Moment war. Sie war diejenige, die sich am meisten gekümmert hat. Dafür bin ich ihr wirklich dankbar.“
Nicht nur Alkoholsucht
Nicht nur der Alkohol hatte Matthew Perry über jahrzehntelang immer wieder im Griff. Auch andere Drogen spielten im Leben des Schauspielers eine Rolle. Nachdem er 1997 einen schweren Jetski-Unfall erlebt und starke Schmerzmittel erhalten hatte, wurde er medikamentenabhängig. In den schlimmsten Zeiten nahm er 55 Pillen pro Tag! Damals wog Perry bei einer Körpergröße von rund 1,80 nur noch 58 Kilogramm. Fans von „Friends“ werden sich sicher noch an die Staffel der Serie erinnern, in denen der Schauspieler erschreckend abgemagert wirkte. Die sichtbaren Zeichen seiner Suchterkrankung waren übrigens auch der Grund, warum Matthew Perry sich die beliebte Serie selbst nie ansehen konnte. „Ich konnte Staffel für Staffel einordnen danach, wie ich aussah: ‚Alkohol, Opiate, Alkohol, Kokain’“, offenbarte er in Interviews.
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Matthew Perry sprach über seinen Tod
Ein sehr bewegendes Interview über sein Leben sowie lebensbedrohliche Momente gab Matthew Perry vor etwa einem Jahr auch Podcaster Tom Power. Darin gab der auch zu erkennen, dass der Gedanke an den Tod für ihn nicht fern war. Er betonte, dass er häufig nur durch Glück überlebt habe. Entsprechend hatte sich Matthew Perry bereits Gedanken darüber gemacht, wie er nach seinem Tod in Erinnerung bleiben wolle: „Wenn ich sterbe, weiß ich, dass die Leute über ‚Friends‘, ‚Friends‘, ‚Friends‘ reden werden. Und darüber bin ich froh. Ich bin froh, dass ich solide Arbeit als Schauspieler geleistet und den Leuten viele Gelegenheiten gegeben habe, sich im World Wide Web über meine Kämpfe lustig zu machen … Aber wenn ich sterbe, wäre es schön, wenn meine sogenannten Errungenschaften weit hinter den Dingen, die ich getan habe, um anderen Menschen zu helfen, aufgeführt würden. Ich weiß, dass das nicht passieren wird, aber es wäre schön.“
Mit dem Überwinden seiner Sucht hatte Matthew Perry ein neues Ziel gefunden: anderen Betroffenen eine helfende Hand zu reichen. „Ich habe in meinem Leben viele Höhen und Tiefen erlebt, aber das Beste an mir ist, dass ich, wenn ein Alkoholiker oder Drogensüchtiger zu mir kommt und fragt: ‚Hilfst du mir?‘, immer sage: ‚Ja, ich weiß, wie man das macht.‘ Ich werde das für dich tun, auch wenn ich es nicht immer selbst tun kann. Also tue ich das, wann immer ich kann. In Gruppen oder unter vier Augen.“ Aus diesem Grund entschied sich der Schauspieler, in seiner Autobiografie alles ganz ehrlich zu beschreiben und gründete in Malibu das „Perry House“, ein Entzugsheim für Männer.
Sollten Sie oder jemand aus Ihrem Freundes-/Familienkreis Unterstützung bei einem Suchtproblem benötigen, zögern Sie bitte nicht, sich an eine (anonyme) Hilfe-Stelle zu wenden. Angebote gibt es u. a. bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. oder beim Notdienst für Suchtmittelgefährdete und -abhängige Berlin e.V. unter der Telefonnummer 030/19237 (24 Stunden am Tag besetzt).