29. Januar 2020, 8:03 Uhr | Lesezeit: 2 Minuten
Dass Geräuschbelästigung Stress für Körper und Psyche bedeutet, überrascht wohl niemanden mehr. Eine neuere Erkenntnis: dass vor allem nächtlicher Lärm der Gesundheit schaden kann. Das gibt aktuell ein Team europäischer Forscher bekannt.
Wissenschaftler der Universitätsmedizin Mainz, des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) und des Krebsinstituts Dänemark haben anhand ihrer Patientendaten ermittelt, dass Lärmbelästigungen (z.B. durch Straßenverkehr) besonders schwerwiegende Auswirkungen auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit haben, wenn sie nachts auftreten, sprich wenn die innere Uhr des Körpers auf Schlafen eingestellt sein sollte.
Hormonchaos und Bluthochdruck durch Nachtlärm
Prof. Dr. Thomas Münzel hat die Untersuchung zusammen mit seinem Team der Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz geleitet und auch als Studienautor fungiert. Dem Abstract nach (aktuell erschienen in der Fachpublikation „Annual Review of Public Health“) habe die Auswertung deutlich gezeigt, dass nächtlicher Fluglärm neben Erkrankungen des Herzens auch ein gesteigertes Risiko auf psychische Erkrankungen wie Depressionen mit sich bringe. Vor allem soll Nachtlärm mit einem erhöhten Blutdruck, Gefäßversteifung sowie einem vermehrten Ausstoß von Stresshormonen assoziiert werden können.
Studie Schmutzige Luft fordert mehr Todesopfer als Rauchen
Mehr als durch Krieg, Drogen und Krankheiten zusammen! Umweltbelastungen sorgen laut Studie für 9 Millionen Tote pro Jahr
Schadstoffe Ist Laufen in der Stadt überhaupt noch gesund?
Lärm als Risikofaktor lange unterschätzt
Die neuen Erkenntnisse konkretisieren, was bereits eine Zusammenarbeit der Swiss-TPH-Forscher mit der Universität Basel hervorgebracht hat: Geräuschbelastung durch Flug-, Schienen- und Straßenverkehr erhöht das Risiko auf Herzinfarkt und Diabetes (weiterer Auslöser: Schadstoffbelastung).
„In Studien, in denen die Auswirkungen der Luftverschmutzung untersucht werden, ohne die Auswirkungen von Lärm auf die Gesundheit ausreichend zu berücksichtigen, könnten die langfristigen Auswirkungen der Luftverschmutzung überschätzt werden“, hieß es damals in einer Pressemitteilung.
Auch interessant: Luftverschmutzung soll millionenfach Diabetes mitauslösen
Prof. Münzel und Kollegen fordern nun bessere Vorkehrungsmaßnahmen gegen Nachtlärm. Für die Politik würde das bedeuten, strengere Vorschriften für den Flug- und Straßenverkehr durchzusetzen, damit insbesondere die Stunden zwischen 22 Uhr und 6 Uhr eine buchstäbliche Nachtruhe ermöglichen.