7. November 2023, 18:04 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Körpergeruch kann sich aus unterschiedlichen Gründen verändern – etwa aufgrund einer Ernährungsumstellung oder eines hormonellen Prozesses. Mitunter kann aber auch eine ernste Erkrankung hinter dem Mief aus Haut, Atem oder Urin stecken. FITBOOK fragte bei einer Medizinerin nach, welcher Geruch auf welche Krankheit hindeutet.
Süßlich, faulig oder Geruch nach Azeton – es gibt Krankheiten, bei denen man einen unangenehme, fast schon penetrante Körpergerüche entwickelt. Aber woran liegt es, dass Urin, Schweiß oder Atem auf einmal streng riechen? Das hat vor allem mit Abbauprodukten zu tun, die durch den veränderten Stoffwechsel entstehen. Und die müssen irgendwie raus, zumeist geschieht das über das größte Organ. „Ein erkrankter Körper sondert die unangenehm riechenden Stoffwechsel-Produkte vor allem über die Haut, aber auch die Schleimhäute ab“, erklärt Dr. Anne Fleck.
Übersicht
- Bakterien der Hautflora beteiligt
- Schlechter Atem kann unterschiedliche Ursachen haben
- Welche Ursachen haben veränderter Urin- oder Körpergeruch?
- Uringeruch durch Medikamente und zu wenig Flüssigkeit
- Vererbbare Stoffwechsel-Erkrankung bei süßlichem Uringeruch
- Kann Schweiß nach Urin riechen?
- Riechen Hunde eine Erkrankung am Körpergeruch?
Bakterien der Hautflora beteiligt
Die Ärztin und Buchautorin („Schlank! und gesund mit der Doc Fleck Methode“) ist Expertin auf dem Gebiet Krankheitsprävention und der gesunden Ernährung. Fleck erklärt, dass auch Bakterien der Hautflora den strengen Körpergeruch bei einer Krankheit beteiligt sein können. So riechen zum Beispiel viele Menschen anders aus den Poren, wenn sie an Grippe erkranken. Mundgeruch wiederum kann auf gefährlichere Krankheiten hindeuten.
Schlechter Atem kann unterschiedliche Ursachen haben
Die Zähne sind tiptop gepflegt und dennoch riecht man streng aus dem Mund? Dann könnte das Problem tiefer liegen. Denn der Atem beginnt ja nicht erst im Mund, sondern in der Lunge. Nicht weit davon entfernt liegen die an der Atmung beteiligten Bauchorgane. Dort könnte die Wurzel des Übels liegen. Dabei ist zu beachten: Atem ist nicht gleich Atem. Verschiedene Geruchsnoten in der Atemluft weisen auf unterschiedliche Ursachen hin.
Fleck sagt: „Hinter Mundgeruch steckt oftmals eine Zahnfleisch-Entzündung. Jedoch nicht immer. Hat der Zahnarzt nichts gefunden, könnte eine Magenschleimhautentzündung den schlechten Atem verursachen. Bei einem fauligen Atemgeruch wiederum ist eine Infektion der Atemwege möglich. Und riecht es aus dem Mund nach „Leber“, kann eine Hepatitis oder Leberentzündung vorliegen.“
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Welche Ursachen haben veränderter Urin- oder Körpergeruch?
Es gibt noch einen weiteren, unangenehmen Körpergeruch, der eine ernste Erkrankung als Ursache haben könnte. „Erinnert der Geruch nach Aceton wie bei einem Nagellack-Entferner, deutet das auf Diabetes hin“, erklärt Anne Fleck. Der Körper kann in dem Fall nicht ausreichend Insulin ausschütten. Als Folge bilden sich Fettsäuren, die nicht richtig abgebaut werden.
Auf eine Diabetes-Erkrankung kann noch etwas anderes Hinweise geben: „Urin wie auch Stuhl wurden in früheren Zeiten regelmäßig in der ärztlichen Diagnose eingebunden“, so Fleck. Sie ergänzt jedoch, dass bei einem intensiven Uringeruch nicht immer eine Krankheit dahinter stecken muss. „Auch Lebensmittel können einen markanten Geruch verursachen.“ Beispiele, die jeder kennt: Spargel, Knoblauch, Kaffee.
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Uringeruch durch Medikamente und zu wenig Flüssigkeit
Wer Medikamente einnimmt, kann ebenfalls einen streng riechenden Urin entwickeln. „Das könnte bei der Einnahme von Penicillin der Fall sein“, weiß Anne Fleck. Und auch wer zu wenig trinkt, lässt mitunter müffelndes Wasser. „Nach Erbrechen oder mangelnde Trinkmenge dehydriert der Körper schnell. Im Harn konzentrieren sich dann die Abbaustoffe und entwickeln einen Eigengeruch“, sagt die Medizinerin Anne Fleck.
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Vererbbare Stoffwechsel-Erkrankung bei süßlichem Uringeruch
Nicht immer muss Urin bei einer Erkrankung, falscher Ernährung oder Medikamenteneinnahme penetrant stichig und sauer riechen. Manchmal ist auch das Gegenteil der Fall: Ein intensiv süßlich riechender Urin kann Hinweis sein, dass man unter der sogenannten „Ahornsirup-Krankheit“ leidet. Diese Erbkrankheit verursacht Störungen im Stoffwechsel. Anne Fleck rät: „In diesem Fall empfiehlt sich eine weiterführende Diagnostik durch einen erfahrenen Genetik-Facharzt. Zudem sollten sich Betroffene an eine Spezialsprechstunde für seltene Erkrankungen wenden. Solche Einrichtungen findet man an vielen Universitätskliniken.“
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Kann Schweiß nach Urin riechen?
Ja. Riecht man aus den Poren nach Harn, muss das medizinisch abgeklärt werden. Denn dahinter verbirgt sich womöglich eine ernste Erkrankung der Entgiftungsorgane. „Riecht der Schweiß nach Urin, sollte man sich dringend ärztlich vorstellen“, rät Anne Fleck. „Optimal ist in dem Fall ein Nephrologe, also ein Spezialist für Nierenerkrankungen. Auch ein Urologe kann hier weiterhelfen.“
Und es gibt noch einen unangenehmen Körpergeruch. Verbreitet man eine Wolke, die nach Ammoniak riecht, kann es sein, dass der Harnstoffgehalt im Körper zu hoch ist. Dann sind entweder die Nieren geschädigt, oder mit der Leber stimmt etwas nicht: „Bei einem Körpergeruch nach Ammoniak kann auch eine erkrankte Leber die Ursache sein“, erklärt Anne Fleck. „Klassischerweise liegt hier eine Leberentzündung, Hepatitis oder eine Leberzirrhose vor.“ Dabei verhärtet und schrumpft das Organ. Im Endstadium einer Zirrhose ist die Leber zerstört. Auslöser einer Leberzirrhose ist oftmals ein langjähriger Alkoholmissbrauch. Im Fachjargon heißt die Diagnose „Alkohol-Abusus“.
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Riechen Hunde eine Erkrankung am Körpergeruch?
Unbestritten: Hunde verfügen über einen sehr sensiblen Geruchssinn. Lange war jedoch nicht klar, ob sie auch den veränderten Körpergeruch bei Krankheiten wie Krebs erschnüffeln können. Mittlerweile gehen viele Mediziner jedoch davon aus, dass dies tatsächlich der Fall ist. Vor allem Brust-, Blasen- oder Lungenkrebs können die Vierbeiner frühzeitig wahrnehmen. Besonders geschulte Hunde sollen sogar einen epileptischen Anfall erkennen können, bevor dieser ausbricht.
Am ehesten werden die Tiere jedoch als Assistenzhunde für Diabetiker ausgebildet. Die Hunde warnen dann rechtzeitig vor einem diabetischem Koma. Wie sie das machen? Mit ihrem extrem sensiblen Riechorgan nehmen Diabetiker-Warnhunde bereits kleinste Veränderungen der Blutzuckerwerte des Patienten wahr. Sie stupsen ihren Besitzer dann mit der Schnauze sanft an oder legen diesem die Pfote auf das Knie.