28. März 2020, 10:00 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Bei einem schweren Krankheitsverlauf sind Covid-19-Patienten zum Überleben auf künstliche Beatmung angewiesen. Die Geräte werden daher in vielen Kliniken knapp. Forscher des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) hoffen nun, die Behandlung mit Medikamenten überbrücken zu können, die in der Medizin bereits Einsatz finden. Womöglich lassen sich mit Gerinnungshemmern gefährliche Nebeneffekte der Infektion behandeln.
Ein Ende der Coronavirus-Pandemie ist nicht abzusehen. Täglich steigen die Zahlen an Covid-19-Erkrankungen rapide an, was den enormen Bedarf an Beatmungsgeräten unterstreicht.
Das große Problem: Aktuellen Schätzungen zufolge stehen weltweit auf Dauer nicht genügend dieser Maschinen zur Verfügung. Im französischen Elsass, wo die Lage sich besonders dramatisch darstellt, sehen Mediziner daher keine Möglichkeiten mehr, Corona-Patienten jenseits des 80. Lebensjahrs zu beatmen.
Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) suchen deshalb dringend nach Methoden, den Mangel an Beatmungsmöglichkeiten zu kompensieren. Diesem Ziel käme man wohl am schnellsten mit Medikamenten näher, die bereits eingesetzt werden – und damit alle nötigen Tests für eine Zulassung bereits durchlaufen haben. Idealerweise sind diese vielerorts auch schon – oder noch – vorrätig. Und dabei setzen sie nun ihre Hoffnung auf Gerinnungshemmer (fachsprachlich Antikoagulanzien).
Wie könnten Gerinnungshemmer gegen Covid-19 helfen?
Entsprechende Medikamente wären somit nicht gegen Covid-19 an sich wirksam. Sie könnten allenfalls – sofern sich erste positive Ergebnisse bestätigen sollten – die Wahrscheinlichkeit auf mögliche (durch Gerinnsel begünstigte) Covid-19-Komplikationen reduzieren. Dazu können Lungenversagen, Herz- und Niereninfarkte sowie Thrombosen gehören.
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Gerinnungshemmer therapiebegleitend gegen Covid-19 denkbar
Das Team um Michael Yaff veröffentlichte seine Untersuchung aktuell im Fachblatt „Journal of Trauma and Acute Care Surgery“. Darin wird auf eine Therapie-Dokumentation aus dem Jahr 2001 verwiesen, bei dem Patienten mit drohendem Lungenversagen Gerinnungshemmer verabreicht bekamen. In 30 Prozent der (insgesamt 20) Fälle soll die Medikation Wirkung gezeigt haben.
„Der schwierige Teil besteht logischerweise darin, die richtige Dosierung (…) zu ermitteln. Aber das Ziel, das wir anstreben, ist gut validiert“, erklärt Yaffa dem Journal.
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Experte hilft bei der Einschätzung
„Es ist gut vorstellbar, dass eine Therapie mit Gerinnungshemmern Komplikationen einer Coronavirus-Infektion abmildern kann“, glaubt auch Enrico Zessin, Arzt für Innere Medizin und Dipl.-Molekularbiologe.
Wichtig: Andere (intensiv-)medizinische Maßnahmen wären dadurch nicht ersetzt, könnten aber womöglich verringert oder deren Dauer verkürzt werden. Und ganz sicherlich ist man dank Gerinnungshemmern nicht vor einer Infektion mit dem Virus geschützt.
„Zudem beruhen die Ergebnisse in dem Artikel auf einer sehr kleinen Fallzahl“, betont der Experte, „es bedarf also weiterer Studien mit deutlich mehr Patienten.“