4. März 2019, 12:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Gehirn ist im Erwachsenenalter, spätestens im fortgeschrittenen Alter voll entwickelt? Das dachten wir bislang. Eine Neurologin aus Seattle jedoch behauptet, man könne mit der richtigen Ernährung und noch ein paar weiteren Angewohnheiten die Produktion neuer Hirnzellen anregen. FITBOOK hat das Ganze noch einmal gegengecheckt.
Zunächst zäumt Dr. Ilene Ruhoy auf dem Lifestyle-Portal „MindBodyGreen“ das Pferd von hinten auf und erklärt, welche Gewohnheiten schädigende Auswirkungen auf die bereits vorhandenen Hirnzellen haben können. Vor allem warnt sie vor gesättigten Fettsäuren (stecken u.a. in verschiedenen Fleisch- und Milchprodukten) und raffiniertem Zucker in der Ernährung, da dies „oxidativen Stress“ für den Organismus bedeuten würde. „Und dadurch werden für die Bildung von Nervenzellen schlechte Bedingung geschaffen“, sagt Dr. Ruhoy.
Auf der guten Seite stünden Vitalstoffe wie Carotinoide, sekundäre Pflanzenstoffe wie Polyphenole oder Flavonoide (beide gehören zu den wertvollen Bestandteilen etwa von Äpfeln) und ungesättigte Fettsäuren (beispielsweise aus Fisch, Pflanzenölen, Nüssen oder Avocados). Laut Ruhoy sollen diese Inhaltsstoffe eine wichtige Rolle bei der Neurogenese spielen, also bei der Neubildung von Nervenzellen.
Wie man ihr Wissen konkret auf einen gesunden (sprich „hirnzellenwachstumsförderlichen“) Alltag übertragen könne, hat die Wissenschaftlerin in Form von 13 erstaunlich einfachen Tipps zusammengetragen:
1. Streichen Sie gesättigte Fettsäuren aus Ihrer Ernährung.
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2. Essen Sie stattdessen mehrfach ungesättigte Fettsäuren, also beispielsweise Walnüsse und Paranüsse, Leinsamen oder Chiasamen.
3. Verzichten Sie auf Lebensmittel mit raffiniertem Zucker.
4. Nehmen Sie die Vitamine E, C, B12, B2 und B9 zu sich, beispielsweise in Form von Nahrungsergänzungsmitteln.
5. Setzen Sie auf dunkles Blattgemüse, Trauben und Beeren, weil sie viele wertvolle Pflanzenstoffe enthalten sollen.
6. Denken Sie an Ihre tägliche Dosis Traubenkernextrakt und Heiliges Basilikum (auch als Tulsi oder Indisches Basilikum bekannt), was beides antibakteriell und verjüngend wirken soll.
7. Trinken Sie täglich einen Ingwer-Shot mit Kurkuma. Vor allem in Kombination sollen die beiden Superfoods einige gesundheitsförderliche Wirkungen mitbringen, u.a. die Verdauung und das Immunsystem anregen.
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8. Bereiten Sie sich Smoothies aus Beeren (reich an Antioxidantien), grünem Gemüse und Banane zu – und pimpen das Ganze mit gemahlener Löwenmähne auf. Es handelt sich dabei um eine Pilzart, die laut Dr. Ruhoy ein bestimmtes Nervenwachstumsprotein stimulieren soll.
9. Gönnen Sie sich jeden Tag ein Stück dunkle Schokolade. Je höher der Kakaoanteil, desto mehr Flavonoide sollen drin stecken – und somit reichlich Antioxidantien. Deren Zweck ist das Fangen freier Radikale im Körper und somit der Schutz der Hirn- und Herz-Kreislaufgesundheit. Das soll bereits in verschiedenen Studien belegt worden sein.
10. Beginnen Sie mit intermittierendem Fasten. Lange Essenspausen sollen im Körper Selbstreinigungsprozesse in Gang treten und einer Verjüngungskur für die Zellen gleichkommen.
11. Ruhoy empfiehlt zudem tägliches Meditieren …
12. … und eine halbe Stunde Sport
13. Last but not least: Schlaf. Laut der Neurologin ist eine erholsame Nachtruhe das A und O für die Hirngesundheit.
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FITBOOK holte sich eine zweite Meinung
FITBOOK sprach mit Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Svenja Caspers. Die Hirnforscherin aus Düsseldorf stimmt zu, dass Lebensmittel einen Einfluss auf die Hirnfunktion haben können – sowohl einen positiven als auch einen negativen. „Das sind keine neuen Erkenntnisse“, fügt sie noch hinzu.
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Es handele sich um ein sehr komplexes Feld. Um noch konkretere Aussagen darüber treffen zu können, welche molekularen und biochemischen Prozesse die Ernährung auslöst, plant Frau Prof. Caspers für die kommenden Jahre einige Studien. Allerdings: Dass man mithilfe der Ernährung die Neuproduktion von Hirnzellen anregen können soll – „das halte ich im Hinblick auf das menschliche erwachsene Gehirn eher unwahrscheinlich“, sagt sie uns, auch ohne die diesbezügliche Datenlage zu kennen.
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Fazit
Die Ernährung beeinflusst Funktion und Erhalt von Hirnzellen, dies gilt inzwischen landläufig als bewiesen. Die Tipps der US-Ärztin darf man besten Gewissens in seine Routine aufnehmen – auch wenn sie im Zweifelsfall wohl eher keine neuen Hirnzellen entstehen lassen, fühlt man sich dadurch sicherlich besser.