18. April 2020, 7:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Viel wurde debattiert in den vergangenen Tagen: Sollten Schulen und Kitas wieder öffnen oder ist das Risiko für eine Beschleunigung der Corona-Welle zu groß? Ersten Daten zufolge sind Kinder von dem Virus möglicherweise seltener betroffen – und erkranken kaum. Sind sie (in gewisser Weise) immun?
Erste Datenanalysen weisen darauf hin, dass Kinder weniger vom Coronavirus SARS-CoV-2 betroffen sind als Erwachsene. Forscher um Kári Stefánsson vom isländischen Unternehmen deCODE Genetics in Reykjavik hatten bei bevölkerungsbezogenen Tests rund 13.000 Personen untersucht.
Dabei waren 0,6 Prozent der Frauen und 0,9 Prozent der Männer infiziert. Bei Kindern unter 10 Jahren gab es keinen einzigen positiven Befund, bei Menschen ab 10 Jahren waren es 0,8 Prozent, wie es im Fachjournal „New England Journal of Medicine“ heißt.
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Kaum infizierte Kinder unter Corona-Fällen
Island hatte gegen die Ausbreitung des Virus Maßnahmen wie das Verbot von Versammlungen mit mehr als 20 Teilnehmern verhängt, Schulen und Kindergärten blieben aber mit Einschränkungen weitgehend geöffnet.
Zuvor hatten bereits andere Analysen auf eine vergleichsweise geringe Beteiligung von Kindern am Infektionsgeschehen hingewiesen. Unter den erfassten Covid-19-Fällen hätten Kinder nur einen sehr kleinen Anteil, heißt es von der EU-Gesundheitsbehörde ECDC. Nur rund ein Prozent der Fälle seien bei Kindern unter 10 Jahren erfasst, vier Prozent bei 10- bis 19-Jährigen. Kinder scheinen genauso wahrscheinlich infiziert zu werden wie Erwachsene, haben aber ein wesentlich geringeres Risiko als Erwachsene, Symptome zu entwickeln oder ernsthaft zu erkranken. Unsicherheiten gebe es derzeit noch bei der Beurteilung, in welchem Ausmaß infizierte Kinder mit kaum oder keinen Symptomen andere Menschen anstecken können.
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Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte es in einem Vergleich von Covid-19 und Influenza im März geheißen, dass Kinder bei der Corona-Pandemie anders als bei der Grippe wohl keine bedeutsamen Treiber für Übertragungen seien. Erste Auswertungen hätten gezeigt, dass Kinder weniger betroffen sind als Erwachsene und nur selten deutliche Symptome entwickeln. Vorläufige Daten ließen zudem annehmen, dass Kinder sich vor allem bei Erwachsenen anstecken. Zudem stecken sich Erwachsene demnach möglicherweise kaum bei Kindern an.
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Dazu passt, was der renommierte und mittlerweile deutschlandweit bekannte Virologe Prof. Dr. Christian Drosten, Leiter der Virologie in der Berliner Charité, in der aktuellen Folge seines NDR-Podcasts „Corona-Virus-Update“ berichtete. Er verwies auf die Möglichkeit, dass man Kinder bei der zu infizierenden Bevölkerungszahl (Stichwort Herdenimmunität) eventuell ausklammern könne:
„Wir wissen von anderen Coronavirus-Erkrankungen, ganz besonders von der MERS-Erkrankung, dass Kinder nicht nur kaum betroffen sind, sondern auch kaum infiziert werden. Jetzt ist natürlich die Frage: Ist das bei dieser Erkrankung auch so, dass sie nicht nur keine Symptome kriegen und deswegen nicht so auffallen in den Statistiken, sondern dass sie irgendwie auf eine bestimmte Art resistent sind und dass man die gar nicht mitzählen muss, bei der zu infizierenden Bevölkerungszahl? Also was sind 70 Prozent der Bevölkerung? Kann man da die 20 Prozent Kinder schon mal als erledigt betrachten, weil die sich gar nicht infizieren? In Wirklichkeit müssen sich nur 50 Prozent der Bevölkerung infizieren? Das ist eine große Lücke, die kann man auch als große Hoffnung auslegen.“
Hoffnung besteht also auf ein (hoffentlich baldiges) Ende der Corona-Krise. Vor allem aber auch die offensichtliche Notwendigkeit, möglichst schnell Antworten auf die vielen offenen Fragen zu finden. Dazu zählt auch: Welche Rolle spielen Kinder bei der Ausbreitung von Corona?