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Laut Studien

Ketogene Ernährung kann chronische Krankheiten hervorrufen

Mediziner und Ernährungswissenschaftler warnen, dass die ketogene Ernährung ernsthafte Erkrankungen verursachen kann
Mediziner und Ernährungswissenschaftler warnen, dass die ketogene Ernährung ernsthafte Erkrankungen verursachen kann Foto: Getty Images/500px

22. Mai 2024, 10:45 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Die ketogene Ernährung ist eine populäre Diät zum Abnehmen. Doch ist die Ernährungsform, die auf einem sehr geringen Kohlenhydrat-, moderaten Protein- und hohen Fett-Anteil der Nahrung basiert, womöglich gefährlich? Wissenschaftler warnen auf Grundlage neuer Studienergebnisse vor ernsthaften gesundheitlichen Schäden durch die „Keto-Diät“. FITBOOK-Medizin-Redakteurin Melanie Hoffmann und FITBOOK-Ernährungsexpertin Sophie Brünke erklären den aktuellen Stand der Wissenschaft.

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Low-Carb-Ernährungsweisen wie „Keto“ erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit. Auch Medizin-Redakteurin Melanie Hoffmann hat sie ausprobiert und bei FITBOOK von ihren Erfahrungen berichtet. Der Ernährungsform wird nachgesagt, beim Abnehmen zu helfen, mehr Energie zu verleihen und gesundheitsfördernd zu sein. Doch genau an diesem letzten Punkt widersprechen Mediziner und Ernährungswissenschaftler aus den USA und Kanada. Sie warnen, dass die ketogene Ernährung schwerwiegende Erkrankungen auslösen könne.

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Die Keto-Diät kann die Ernährungsqualität schmälern

In ihrem Paper, das sie 2021 in dem Fachmagazin „Frontiers in Nutrition“ veröffentlichten, setzte sich ein Team aus sieben Wissenschaftlern ganz genau mit der „Keto-Diät“ auseinander.1 Dabei betonen sie, dass die Qualität der Ernährung leiden könne, wenn man die Kohlenhydrate stark einschränke. Denn bei der Keto-Diät wird zumeist der Verzehr von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten eingeschränkt, während der Konsum von tierischen Produkten erhöht wird. So enthält eine kohlenhydratarme Ernährung oft wenig Thiamin, Folat, Vitamin A, Vitamin E, Vitamin B6, Kalzium, Magnesium, Eisen und Kalium. Damit besteht die Gefahr eines Nährstoffmangels, weil dem Körper wichtige Vitamine, Mineralien, Ballaststoffe und sekundäre Pflanzenstoffe fehlen. Auch für den Darm scheint die ketogene Ernährung laut der Analyse der Mediziner und Ernährungswissenschaftler nicht von Vorteil zu sein.

Auch interessant: FITBOOK-Redakteurin: »Wie ich die Keto-Diät für meinen Alltag abwandle

Welche Erkrankungen kann die ketogene Ernährung auslösen?

Aufgrund der erwähnten Auswirkungen auf den Nährstoffhaushalt des Körpers ist die Keto-Diät laut den Forschenden nicht gut für die Gesundheit. Auch wenn die ketogene Ernährung – wie entsprechende, ausgewertete Daten zeigen – kurzfristig gegen die Symptome von Epilepsie (FITBOOK berichtete) zu helfen scheint und zudem Fettleibigkeit vorbeugen kann, überwiegen auf Dauer offenbar die Risiken für ernsthafte Erkrankungen. Die Autoren des Fachartikels stellten fest, dass die kohlenhydratarme Ernährungsform Herz- und Nierenerkrankungen genauso fördern wie Diabetes, Krebs und Alzheimer.

Ketogene Diät und Diabetes

Bei Diabetes scheint sich die ketogene Ernährung zunächst positiv auszuwirken. So zeigen die analysierten Untersuchungen, dass sie die Blutzuckerwerte senkt. Dies wird darauf zurückgeführt, dass sich ketogen ernährende Personen oft an Gewicht verlieren. Der vorteilhafte Effekt auf den Blutzucker zeigt sich zwar in den ersten Monaten der Ernährungsumstellung, nimmt aber mit der Zeit wieder ab. Zusätzlich scheint die Keto-Diät die Glukosetoleranz zu beeinträchtigen und Entzündungsmarker im Körper zu erhöhen. Der Grund könnte in den Grundnahrungsmitteln der Ernährungsform liegen: Konzentrierte Fette, Fleisch, Geflügel, Fisch, Eier und Käse werden mit einem erhöhten Diabetesrisiko in Verbindung gebracht.

Ketogene Ernährung und Krebs

Was den Zusammenhang von ketogener Ernährung und Krebserkrankungen angeht, fehlen aktuell noch langfristige Daten. Allerdings betonen die Wissenschaftler in ihrer Arbeit, dass der verstärkte Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch mit einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung stehe. Krebshemmende Lebensmittel, wie Vollkorngetreide und Obst, seien dagegen kaum oder gar nicht Teil der „Keto-Diät“.

Ketogene Ernährung und Alzheimer

Auch beim Thema Alzheimer scheint die ketogene Ernährung eher auf die falschen Lebensmittel zu setzen. Fleisch, Eier, fettreiche Milchprodukte wie Butter und Käse – sie gehören typischerweise alle zu der Ernährungsform und werden auf Grundlage der aktuellen Studienlage mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko in Verbindung gebracht.

Interessant ist jedoch, dass die ketogene Ernährung bei bereits an Alzheimer erkrankten Menschen laut einer Studie kurzfristige Verbesserungen der Symptome bewirken kann.2 Allerdings hält dieser positive Effekt laut Studien nur kurzfristig an.

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Ketogene Ernährung und Herzgesundheit

Wer Gewicht verliert, tut seiner Gesundheit eigentlich etwas Gutes – gerade auch im Hinblick auf sein Herz. Allerdings zeigen eine Reihe von Forschungen, die die Wissenschaftler für das Paper auswerteten, dass dieser Effekt bei einer kohlenhydratarmen Ernährung leider nicht auftritt. Zwar hilft sie beim Abnehmen, wirkt sich aber sowohl kurz- als auch langfristig negativ auf das Cholesterin aus. Mit dem Ergebnis, dass sich das Risiko für Herzerkrankungen erhöht.

Ketogene Ernährung und Nierenerkrankungen

Während die Keto-Diät in der Medizin gezielt zur Behandlung von Epilepsie zum Einsatz kommt, zeigte sich gleichzeitig ein weiterer negativer Effekt. Sie führte häufig zur Entwicklung von Nierensteinen, was die Wissenschaftler auf den Verzehr fettreicher, tierischer Lebensmittel zurückführen. Auch eine chronische Nierenerkrankung könnte genau durch dieses Essverhalten gefördert werden, warnen die Forschenden.

Ketogene Ernährung vor und während einer Schwangerschaft

Zu guter Letzt warnt das Forschungsteam auch davor, sich vor oder während einer Schwangerschaft ketogen zu ernähren. So habe die Auswertung von Studien ergeben, dass sie das Risiko für Geburtsfehler und für Schwangerschaftsdiabetes erhöhen kann.

Aktuelle Studie zeigt Alterung der Zellen lebenswichtiger Organe

Eine Studie aus dem Jahr 2024 an Mäusen kommt zu dem Ergebnis, dass ketogene Diäten in verschiedenen Organen zu zellulärer Seneszenz führen können. Das meint eine Einstellung der Zellteilung und somit ein vorzeitiges Altern der Zellen. In verschiedenen lebenswichtigen Organen der Mäuse, einschließlich der Nieren und des Herzens, konnte eine Ansammlung alternder Zellen festgestellt werden. Diese führten zu Entzündungsprozessen, die nach Ansicht der Autoren klinische Auswirkungen hatte. Dies geschah im Übrigen unabhängig davon, ob die Mäuse eine Keto-Diät erhielten, die reich an (ungesunden) gesättigten oder (gesunden) ungesättigten Fetten war.3 Auch in dieser Forschungsarbeit bestätigten sich also negative Effekte der Ernährungsform: auf Herz und Nieren.

Diäten, die die Auswahl der Lebensmittel stark einschränken, sind fehleranfällig

Jede Ernährungsform, die nur eine gewisse Auswahl an Lebensmitteln zulässt und ganze Gruppen ausschließt, kann zu Nährstoffmängeln führen. Beispielsweise kann dies auch bei einer veganen Ernährung passieren, wenn sich vorab nicht ausreichend informiert wird. Die Keto-Diät ist in meinen Augen jedoch prädisponiert für Mangelerscheinungen, da sie sogar Obst und Gemüse limitiert. Müdigkeit, Haarausfall, Muskelschwäche und zahlreiche weitere Symptome können die Folge sein.

Auch die Darmflora leidet unter einer eingeschränkten Auswahl an Obst und Gemüse sowie einer mit der Keto-Diät einhergehenden geringen Zufuhr an Ballaststoffen. So kann die Darmbarriere geschwächt und durchlässiger für Krankheitserreger werden. Obendrein ist Fleisch, welches bei dieser Diät regelmäßig auf dem Speiseplan steht, schwer verdaulich. Die hohe Zufuhr an Purinen über das Fleisch kann weiterhin die Entstehung von Gicht begünstigen.

Letztlich ist der hohe Anteil tierischer Produkte auch aus ökologischen Gründen nicht zeitgemäß. So hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung erst kürzlich ihre lebensmittelbezogenen Ernährungsempfehlungen aktualisiert, welche sowohl Gesundheits- als auch Umweltaspekte berücksichtigen. Die neue Goldregel ist: Dreiviertel pflanzliche und maximal ein Viertel tierische Lebensmittel sollten auf dem Teller landen.

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Fazit: Zu viel Fleisch macht die Keto-Diät ungesund

Ob in der Schwangerschaft oder mit Blick auf die Vermeidung ernsthafter Erkrankungen – besonders kritisch an der ketogenen Ernährung scheint der hohe Fleischkonsum zu sein. Denn viele der beschriebenen negativen Effekte zeigten sich nicht bei Personen, die zwar auf Kohlenhydrate verzichteten, zugleich aber überwiegend pflanzliche Lebensmittel aßen. Die Autoren der erstgenannten großen amerikanischen Studie aus dem Jahr 2021 schlussfolgerten jedoch, dass für die meisten Menschen die Risiken einer ketogenen Ernährung ihren Nutzen überwiegten.

Themen #AmazonNutrition Ketogene Diät

Quellen

  1. Crosby, L., Davis, B,, Joshi, S. et al. (2021). Ketogenic Diets and Chronic Disease: Weighing the Benefits Against the Risks. Frontiers in Nutrition. ↩︎
  2. Rutkowsky J.M., Roland Z., Valenzuela A., et al. (2024). The impact of continuous and intermittent ketogenic diets on cognitive behavior, motor function, and blood lipids in TgF344-AD rats. Aging. ↩︎
  3. Sung-Jen, W., Schell, J., Chocron, S. et al. (2024). Ketogenic diet induces p53-dependent cellular senescence in multiple organs. Science Advances. ↩︎
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