16. April 2021, 15:38 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Auf Youtube, WhatsApp und Tiktok zirkulieren Videos, in denen Nutzer angeblich Würmer oder Maden in unbenutzten FFP2-Masken finden. Eigentlich lösen alleine die Qualität der Videos und das oft hektische Sprechen der filmenden Person schon Skepsis aus. Warum die Beiträge aber auch aus wissenschaftlicher Sicht Quatsch sind, erklärt Kriminalbiologe Mark Benecke FITBOOK.
Maden und Würmer in FFP2-Masken klingen erst einmal eklig – wenn es denn Realität wäre. Zahlreiche Expert*innen warnen online vor den Videos, die Fake News verbreiten und Ängste schüren sollen. Denn während einige der Beiträge schon fast lachhaft unglaubwürdig sind, wirken andere auf den ersten Blick sogar seriös. Etwa wenn Nutzer ihre Masken unter dem Mikroskop betrachten und sich bewegende Fädchen entdecken.
Die Fäden unter dem Mikroskop sind keine Würmer
In Videos wie diesem hier, legt eine Person eine FFP2-Maske (alternativ auch Teststäbchen) unter ein Mikroskop und entdeckt dunkle Fädchen, die sich bewegen. Im ersten Moment wirken sie tatsächlich wie Würmer, sind es allerdings nicht. Stattdessen handelt es sich dabei schlicht um Textilfasern. Das hat der CORRECTIV Faktencheck im Versuch mit Dr. Mark Benecke, Kriminalbiologe und Sachverständiger für biologische Spuren, an mehreren Testtupfern festgestellt.
Aber warum bewegen sich die Stofffasern? Dafür gibt es sogar zwei mögliche wissenschaftliche Erklärungen. Zum einen können schon leichte Luftzüge, wie beispielsweise der Luftausstoß beim Sprechen, die Fasern in Bewegung bringen. Zum anderen könnten elektrostatische Kräfte verantwortlich sein. Da die dunklen Fasern nicht Teil der Maske sind, lassen sie sich im Gegensatz zu den weißen Textilfasern bewegen. In das Produkt hinein gelangt sind sie vermutlich beim Herstellungs- oder Verpackungsprozess. Zudem lassen sich bei den angeblichen Würmern unter dem Mikroskop keine Merkmale erkennen, die ein lebender Organismus haben würde, wie z. B. ein Mund.
Wir atmen den ganzen Tag über Fasern und Staub ein – man bedenke, wie viele Flusen ein Sonnenstrahl im Zimmer sichtbar macht. Daher ist es völlig normal und nicht gefährlich, sollte man eine der dunklen Textilfasern einatmen. Würmer finden sich jedenfalls schon einmal nicht in FFP2-Masken, aber wie sieht es mit Maden aus?
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Maden schlüpfen nicht mal eben im Backofen
Noch um einiges ekliger sind Videos, wie dieses, in denen vermeintliche Würmer nicht erst unter dem Mikroskop sichtbar werden, sondern dicke Maden in der FFP2-Maske herumwuseln. Die Behauptung des Nutzers: Er habe eine frische Maske für 90 Minuten bei 40 bis 50 Grad in den Backofen gelegt. Vor laufender Kamera schneidet er die Maske auf und findet mehrere Zentimeter große Maden. Im Gegensatz zu den vorherigen Videos, in denen das Mikroskop zumindest ein wenig Seriosität erweckte, wirken diese Beiträge auch auf Nicht-Experten sehr unseriös. Im vorliegenden Beispiel liegt die angeblich frische Maske zum Beispiel auf einem Holztisch in der Natur. Außerdem sind die Maden alle an derselben Stelle, recht deutlich zu sehen an der Innenseite der Maske, nicht in der Füllung.
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Hier liegt natürlich die Erklärung nahe, dass jemand Maden eingesammelt, sie in die Maske gelegt und dann von der Seite hineingeschnitten hat. Kriminalbiologe Benecke schätzt auf Anfrage von FITBOOK sogar, dass es sich um einen gruseligen Spaß handele, „da es leicht und für jede*n messbar ist, dass die Angaben nicht stimmen“. Seine Erklärung: „Schmeißfliegen-Larven überleben 90 Minuten bei 40 bis 50 Grad Celsius in einer trockenen Umgebung nicht.“ Wer dem Video dennoch Glauben schenke, könne es zu Hause mit Angel-Maden selbst ausprobieren.