21. Juli 2020, 6:13 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Eingeschlafene, kribbelnde oder taube Hände bis hin zu Schmerzen – wer unter einem Karpaltunnelsyndrom leidet, klagt genau über diese Beschwerden. Eine Expertin für Verletzungsprophylaxe klärt über die Ursachen auf und zeigt Übungen, die helfen.
Der Karpaltunnel verbindet den Unterarm mit der Hand. Ein verengter Karpaltunnel im Handgelenk drückt dabei auf den mittleren Armnerv. Dieser mittlere Armnerv zieht von der Schulter durch den Karpaltunnel bis in die Finger. Wird hier also Druck auf den Nerven ausgeübt, kann es zu einer Nervenreizung und Schädigung kommen. Ein Grund kann auch ein verdicktes und entzündetes Band sein, das den Karpaltunnel verengt. Das so genannte Karpaltunnelsyndrom kann lästige Schmerzen verursachen, doch es gibt Übungen, die Abhilfe schaffen können.
Mögliche Ursachen für das Karpaltunnelsyndrom
Aber wie entstehen diese Beschwerden überhaupt? Die häufigste Ursache für ein Karpaltunnelsyndrom ist eine ständige Überlastung des Handgelenkes, beispielsweise durch einseitige Belastung bei der Arbeit. Weitere Ursachen können Verletzungen, Übergewicht und Diabetes sein – ein Karpaltunnelsyndrom kann umgekehrt auch Hinweis auf ein erhöhtes Diabetesrisiko sein.
Auch vermehrtes Schreiben am Rechner oder das Tippen am Handy kann zur Überbeanspruchung führen. Der Unterarmmuskel, das Handgelenk und die Hand werden dabei deutlich mehr belastet als üblich. Die Verspannung der stabilisierenden Muskeln kann zudem die Griffkraft schwächen.
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Vorsicht bei diesen Symptomen
Wenn die Hände mitten in der Nacht einschlafen oder wenn Kribbeln, Ziehen und Schmerzen in der Hand nach ein paar Tagen nicht verschwinden, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen. Dieser kann die entsprechend betroffenen Strukturen diagnostizieren. Eine verzögerte Behandlung kann zu langfristigen Schäden und chronischen Schmerzen führen und sollte daher nicht auf die lange Bank geschoben werden.
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Karpaltunnelsyndrom – was Übungen bewirken können
Ziel der folgenden Übungen ist es, den mittleren Armnerv und die von ihm angesteuerten Muskeln aktiv zu mobilisieren sowie das umliegende Gewebe anzuspannen und locker zu lassen. Damit können sich fasziale Verklebungen lösen und die Durchblutung bzw. der Stoffwechsel in dem Bereich verbessert werden.
Worauf ist bei den Übungen zu achten?
Führen Sie die Übungen bitte nur ganz langsam und behutsam aus. Gehen Sie nur soweit in die Bewegung, wie Sie sich sicher und wohlfühlen. Sollten sich die Schmerzen verstärken, beenden Sie die Übung.
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Karpaltunnelsyndrom – 5 Übungen, die helfen können
1. Anspannung des mittleren Armnervs
Stellen Sie sich aufrecht hin und strecken Sie die Finger und die Hand der betroffenen Seite. Drehen Sie das Handgelenk nach außen, sodass die Finger von Ihnen weg zeigen. Strecken Sie den Ellenbogen durch. Drehen Sie den Oberarm nach außen und ziehen Sie das Schulterblatt nach unten. Arm leicht zur Seite abspreizen, Kopf leicht von der betroffenen Seite wegneigen. Drehen Sie den Kopf leicht zur betroffenen Seite hin. Gehen Sie nun in eine leichte Mobilisation, indem Sie langsam und gleichmäßig Ihr Schulterblatt nach oben und unten bewegen.
Wenn Ihnen diese Anspannungsübung unangenehm ist, probieren Sie, den Nerv mit der folgenden Übung zu entlasten:
2. Lockerung des mittleren Armnervs
Stellen Sie sich aufrecht hin und beugen Sie die Finger und die Hand der betroffenen Seite. Drehen Sie das Handgelenk nach innen, sodass die Finger zu Ihnen zeigen. Ellenbogen beugen, Oberarm nach innen drehen. Ziehen Sie das Schulterblatt nach oben und führen Sie den Arm leicht zur Körpermitte heran. Neigen Sie den Kopf leicht zur betroffenen Seite hin und drehen ihn wieder weg. Gehen Sie nun in eine leichte Mobilisation, in dem Sie langsam und gleichmäßig Ihr Schulterblatt nach oben und unten bewegen.
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3. Dehnung des Handgelenkes
Stellen Sie sich aufrecht vor einen Tisch und legen beide Hände darauf ab. Die Fingerspitzen zeigen zum Körper, der Daumen ist zu den Fingern gezogen. Spüren Sie die Dehnung und atmen Sie durch die Nase ein paar mal tief ein und aus.
Intensiver wird die Dehnung, wenn Sie die Schulterblätter nach unten ziehen. Sie steigern die Dehnung weiter, indem Sie Ihren Oberkörper leicht nach hinten lehnen.
Achten Sie darauf, die Dehnung nur langsam zu steigern und nicht in den Schmerz zu gehen. Nehmen Sie sich Zeit und intensivieren Sie die Übung Schritt für Schritt.
4. Hand-Achter
Stellen Sie sich eine liegende Acht vor und fahren diese mit der betroffenen Hand nach. Achten Sie darauf, dass Sie die Bewegung entspannt ausführen und das Handgelenk nicht verkrampft.
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5. Fingerkreisen mit gestrecktem Handgelenk
Strecken Sie das Handgelenk und führen Sie nun nacheinander mit den einzelnen Fingern Fingerkreise aus. Es ist darauf zu achten, dass das Handgelenk die ganze Zeit gestreckt bleibt. Zur Steigerung können Sie statt Fingerkreisen auch Achten mit den Fingern nachfahren.
Zur Person: Luise Walther ist Personal Trainerin in Berlin mit Schwerpunkt funktionelle Neurologie und neuronales Bewegungstraining. Sie verfügt über Fachwissen in der Rehabilitation, Verletzungsprophylaxe sowie Performance-Steigerung.