29. Januar 2021, 17:09 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Laut einer aktuellen Studie aus Deutschland können schwer verlaufende Coronavirus-Infektionen die Qualität der Spermien erheblich mindern, sodass betroffene Männer – zumindest vorübergehend – quasi unfruchtbar werden. Allerdings stößt die Untersuchung auf Kritik.
Covid-19 ist keine sexuell übertragbare Krankheit. Das berichteten FITBOOK und zahlreiche andere Medien bereits zu Beginn der Pandemie. Untersuchungen zufolge sollte das Coronavirus gar nicht erst in die Geschlechtsorgane gelangen – hieß es damals. Laut einer Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen scheint die Krankheit in den Hoden zumindest doch etwas Schaden anzurichten. So könne das Coronavirus Männer zeitweise unfruchtbar machen.
Je schwerer der Verlauf, desto stärker die Veränderungen der Spermien
Die Ergebnisse dazu wurden in der Fachzeitschrift „Reproduction“ veröffentlicht, wie unter anderem CNN berichtet. Die Forschenden untersuchten das Sperma von 84 fruchtbaren Männern unter 40 Jahren mit einer Covid-19-Erkrankung und verglichen sie mit dem Sperma von 105 fruchtbaren Männern ohne Virusinfektion. Das Sperma der Infizierten wurde sechs Mal alle 10 Tage analysiert. Das Ergebnis: Je schwerer die Covid-19-Erkrankung, desto mehr krankhafte Veränderungen fanden sich in den Spermien. Sprich: verringerte Anzahl, schlechtere Beweglichkeit, auffällige Verformungen. „Dieser Bericht liefert den ersten direkten Beweis dafür, dass eine Corona-Infektion die Samenqualität und das männliche Fortpflanzungspotential beeinträchtigt“, zitiert CNN die Studie weiter.
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Droht das Coronavirus Männer auf Dauer unfruchtbar zu machen?
Unbeteiligte Experten stehen der Studie skeptisch gegenüber. „Wenn Sie an einem Virus wie der Grippe erkrankt sind, kann dies die Spermienzahl vorübergehend oder sogar manchmal auf Null für einige Wochen oder Monate senken. Dies macht es schwierig herauszufinden, wie stark die in dieser Studie beobachteten Reduktionen für COVID-19 spezifisch waren und nur ein vorübergehendes Anzeichen von Krankheit“ , erklärt die britische Forscherin Dr. Channa Jayasena dem Nachrichtensender.
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Sinkende Spermien-Qualität bei Fieber ganz normal
Und tatsächlich: Im Laufe des Untersuchungszeitraums erholte sich die Spermienqualiät der infizierten Männer nach und nach – wenn auch nicht vollständig. Was allerdings daran liegen könnte, dass die Studie nur 60 Tage andauerte. Männer müssen nach einer überstandenen Coronavirus-Infektion demnach nicht befürchten, unfruchtbar zu sein, heißt es weiter. „Jede Fiebererkrankung geht mit Beeinträchtigung der Spermien einher“, merkt zudem Allan Pacey, Fruchtbarkeitsspezialist der Universität Sheffield an. Daher bestünde kein Grund zur Beunruhigung. Es brauche manchmal eben ein paar Monate Geduld.
Bei einer Teilnehmerzahl von 80 Probanden sei die Studie wenig aussagekräftig. Männer mit Kinderwunsch, die Corona durchgemacht haben, sollten ohnehin ein Check-up-Termin beim Urologen bzw. Reproduktionsmediziner machen. Zumal nach Infektionen mit früheren Coronaviren Hodenentzündungen dokumentiert sind.