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Anti-Aging-Studie aus Yale

Der erstaunliche Einfluss der täglichen Kalorienmenge auf die Langlebigkeit

Mehre Generationen sitzen glücklich am Esstisch
Sich gesund und ausgewogen zu ernähren, reicht allein nicht – es kommt auch auf die Menge der Kalorien an. Foto: Getty Images
Friederike Ostermeyer
Freie Autorin

11. Februar 2022, 15:34 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Eine gesunde Ernährung ist der Schlüssel für ein langes Leben. Allerdings scheint es fast egal zu sein, für welche Form man sich entscheidet. Eine Studie der Uni Yale konnte beweisen: Eine leicht kalorienreduzierte Ernährung hat derart starke Anti-Aging-Effekte, dass sie nicht nur die Immunantwort verbessert und Entzündungen reduziert, sondern sogar ein wichtiges Organ verjüngt.

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Von Mäusen, Würmer und Fliegen weiß man es schon lange: Wenn Wissenschaftler ihnen unter Laborbedingungen etwas weniger Kalorien zur Verfügung stellten, als sie in „freier Wildbahn“ zu sich nehmen würden, gingen ihre Entzündungswerte zurück, die Zellen verjüngten sich und die Lebenserwartung stieg an. Gilt das auch für Menschen? Ein Forscherteam der Uni Yale wollte herausfinden, ob sich besagter Anti-Aging-Effekt übertragen lässt und setzte gesunde, normalgewichtige Erwachsene über einen Zeitraum von zwei Jahren auf eine leicht kalorienreduzierte Ernährung. Die Entdeckungen, welche die Forscher daraufhin machten, können sie selbst kaum glauben.

Erste kontrollierte Studie zu Kalorieneinschränkung bei gesunden Menschen

Für die erste Untersuchung dieser Art weltweit rekrutierten die Forscher 200 gesunde Männer und Frauen mit Normalgewicht. Von diesen ermittelten sie jeweils die durchschnittliche Kalorienzufuhr. Dann wurde ein Großteil der Gruppe auf Basis dessen gebeten, täglich 14 Prozent weniger Kalorien zu sich zu nehmen. In der Praxis bedeutet dies, sich lediglich einen mittleren Snack zu verkneifen, ist also machbar. Der Rest durfte als Kontrollgruppe wie gewohnt weiteressen. Zwei Jahre später erfolgten umfassende Untersuchungen und Analysen, um zu ermitteln, welche gesundheitlichen bzw. Anti-Aging-Auswirkungen die leicht kalorienreduzierte Ernährung auf den Körper hatte. Die Ergebnisse zur Studie erschienen jetzt im Fachmagazin „Science“. 1

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Alterungsprozess des „Immunschutz-Organs“ Thymus teilweise umgekehrt

Die Forscher begannen mit der Analyse des Thymus, einer Drüse, die über dem Herzen sitzt und T-Zellen produziert. Sie sind eine Art weißer Blutkörperchen und ein wesentlicher Bestandteil des Immunsystems. Der Thymus altert schneller als andere Organe. Wenn gesunde Erwachsene das 40. Lebensjahr erreichen, ist meist 70 Prozent der Thymusdrüse bereits verfettet und produziert dementsprechend weniger T-Zellen. Das ist einer der Gründe, warum ältere Menschen schneller krank werden. Bei der kalorienreduzierten Gruppe zeigte sich im MRT ein ganz anderes Bild: Die Thymusdrüse war regelrecht entfettet und produzierte bei den Probanden mehr T-Zellen als zu Beginn der Studie. „Die Tatsache, dass dieses Organ verjüngt werden kann, ist meiner Meinung nach erstaunlich“, merkt Studienleiter und Anti-Aging-Forscher Prof. Vishwa Deep Dixit in der Universitätsmitteilung an.2 „Dass das überhaupt möglich ist, ist sehr spannend.“

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Kalorienreduktion hemmt gefährliches Protein

Eine Gen-Analyse offenbarte eine weitere Anti-Aging-Wirkung der kalorienreduzierten Ernährung: Dixit und sein Team entdeckten eine signifikante Abnahme eines Proteins namens PLA2G7. Dieses wird seit langem mit Stoffwechsel- und Immunerkrankungen in Verbindung gebracht, darunter Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie einige Krebsarten. Die Forscher vermuten auch, dass ein hoher PLA2G7-Spiegel zur Gewichtszunahme beiträgt. „Diese Ergebnisse helfen uns zu verstehen, wie das Stoffwechselsystem und das Immunsystem miteinander kommunizieren, was uns auf potenzielle Ziele hinweisen kann, die die Immunfunktion verbessern, Entzündungen reduzieren und möglicherweise sogar das Leben verlängern können“, so Dixit.

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Vereinfacht: Ein verjüngter Thymus bedeutet mehr T-Zellen, mehr T-Zellen führen zu einer verbesserten Immunantwort und geringeren Entzündungswerten, was vermutlich wiederum die schädlichen Proteine in Schach hält. Je besser dieses System funktioniert, desto seltener kommt es zu Erkrankungen und desto langsamer schreitet das Altern voran. Und alles nur, weil man sich täglich ein paar Kalorien verkneift.

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Ist Maßhalten das Maß aller Dinge?

Keiner der Teilnehmer musste hungern, es war keine bestimmte Ernährungsform, wie beispielsweise Keto, Intervallfasten, Mittelmeerkost usw. vorgeschrieben. Es geht auch nicht hervor, wie hoch der pflanzliche Anteil ihrer kalorienreduzierten Ernährung war oder welche Rolle Weißmehl, Zucker, Kohlenhydrate, Fette oder rotes Fleisch spielten. „Im Moment zeigt unsere Studie, dass eine einfache Reduzierung der Kalorien und keine spezifische Diät eine bemerkenswerte Wirkung auf unsere Gesundheit hat“, so das Resümee. Dixit schließt allerdings nicht aus, dass eine kalorienreduzierte Ernährung in Verbindung mit bestimmten Lebensmitteln den lebensverlängernden Anti-Aging-Effekt noch verstärken könnte.

Für die Forschung bedeutet dies, nun einen Weg zu finden, die Vorteile der Kalorienbeschränkung zu nutzen, ohne die Kalorien tatsächlich einschränken zu müssen. Kostengünstiger und zudem sofort umsetzbar ist es allerdings, mit den Kalorien bewusst maßzuhalten – auf gesunde Weise, versteht sich.

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Quellen

  1. Rhoads TW, Anderson RM. (2022.) Caloric restriction has a new player. Science.
  2. Yale News. (2022.) Calorie restriction trial reveals key factors in extending human health.
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