28. Januar 2022, 12:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Auf Kaffee verzichten, wenn auch nur für eine Zeit lang? Für viele undenkbar. FITBOOK erklärt, warum ein Kaffeeentzug ratsam sein kann und mit welchen Entzugssymptomen zu rechnen ist.
Während der Verzicht auf das Gläschen Wein an dem ein oder anderen Abend nicht schwerfallen sollte, sieht es beim Kaffee am Morgen schon anders aus. Allein der Gedanke, den Tag ohne den heiß geliebten Wachmacher zu starten, sorgt für schlechte Stimmung. Auf das koffeinhaltige Getränk zu zu verzichten ist hart – dennoch hat ein Kaffeeentzug auch viele Vorteile.
Übersicht
Mit diesen fünf Symptomen müssen Sie nach der letzten Tasse Kaffee rechnen
Koffein wirkt als Stimulanz direkt im Gehirn, erhöht die Wachsamkeit, reduziert Müdigkeit und lässt die Blutgefäße im Gehirn verengen, was den Blutfluss verlangsamt.1 Und das bei den meisten Menschen mehrmals am Tag. Der Körper ist also bestens an die Wirkung gewöhnt und erwartet sie auch dementsprechend nach dem Aufstehen. Bleibt das tägliche Tässchen plötzlich aus, können zwischen zwölf und 24 Stunden später folgende Symptome auftreten:
- Kopfschmerzen (aufgrund der plötzlichen Änderungen des Blutflusses)
- Müdigkeit ( Adenosin, ein Neurotransmitter, der unter bestimmten Umständen Müdigkeit verursachen kann, wird nun nicht mehr vom Koffein blockiert)
- Ängstlichkeit
- Konzentrationsschwäche (aufgrund der fehlenden anregenden Wirkung des Koffeins, welche die aktivierenden Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin ausschütten lässt, bleibt das Gehirn zunächst etwas verwirrt zurück2)
- Schlechte Laune und Reizbarkeit (Verzicht im Generellen und Kaffeeentzug im Speziellen sorgen am Anfang immer für miese Stimmung, das liegt in der Natur der Sache)
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Wann ist das Schlimmste vorbei?
Es kommt natürlich ganz auf den vorherigen Konsum an, wie lange es dauert, bis die Entzugssymptome nachlassen. Laut Studien halten die unangenehmen Zustände zwischen zwei und neun Tagen an.3 Allerdings reicht schon eine Tasse weniger am Tag, um sie bei Verzicht hervorzurufen. Daher raten die Experten der Studie, lieber schrittweise zu reduzieren, statt von einem auf den anderen Tag aufzuhören. Dann fallen auch die Symptome milder aus.
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Der Kaffeeentzug hat Vorteile für Körper und Gesundheit
Koffein ist eine Droge – wenn auch nur mit geringfügigen Auswirkungen auf die Gesundheit. Es gibt sogar jede Menge Belege dafür, dass hier und da ein Tässchen Demenz vorbeugen, die Fettverbrennung ankurbeln und das Leben verlängern kann. Warum also damit aufhören? Weil ein Verzicht – wenn auch nur zeitweise – dem Körper ebenso guttut. Und nicht zuletzt ist es immer besser, die Kontrolle über seinen Konsum behalten zu können, statt von etwas abgängig zu sein – ganz egal, um welche Substanz es sich handelt.
Weniger Nervosität
Die bereits oben erwähnten Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin sind auch unsere „Kampf-oder-Flucht“-Hormone. Sie sorgen zwar für jede Menge Action, sind aber auch bei Nervosität, Angstzuständen und Panikattacken beteiligt. Bei Menschen mit einem nervösen Grundwesen verschlimmert Koffein die Symptome.4 Ein wesentlicher Vorteil von Kaffeeentzug ist also, dass man sich wieder gelassener und entspannter fühlt.
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Besserer Schlaf
Studien zeigen, dass der tägliche Kaffeekonsum den Schlafzyklus verändern und zu unruhigem Schlaf und Tagesmüdigkeit führen kann – selbst wenn die letzte Tasse bereits Stunden her ist.5 Ohne Kaffee fällt die Nachtruhe viel tiefer aus und es braucht weniger Zeit, einschlafen zu können. Für die Lebensqualität ein enormer Zugewinn.
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Der Körper kann bestimme Nährstoffe besser aufnehmen
Koffein stört die Aufnahme von Kalzium (für die Knochen), Eisen (Blutbildung) und B-Vitamine (Nervensystem) aus der Nahrung. Das kann besonders für ältere Menschen problematisch werden, die täglich viele Tassen trinken und sich auch sonst nicht besonders ausgewogen ernähren.6 Mit dem Verzicht auf Koffein stellt man sicher, dass besagte Nährstoffe optimal verwertet werden.
Weißere Zähne
Ein weiterer Vorteil von Kaffeeentzug sind gesunde, weiße Zähne. Kaffee enthält viel Tannine, welche sich als unschöne Verfärbungen auf den Zähnen ablagern. Ohne das schwarze Gebräu bleiben die Beißerchen nach einer professionellen Zahnreinigung schön weiß.
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Weniger Falten
Noch ein Beauty-Argument: Koffein greift in die Kollagenbildung ein und trägt dazu bei, dass der Körper weniger davon herstellt.7 Viel Kollagen bedeutet eine straffe, glatte Haut. Mit dem Alter lässt die Produktion natürlicherweise nach. Der Verzicht auf die morgendliche Tasse Kaffee könnte diesen Prozess etwas verlangsamen.
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Eine ausgeglichene Hirnchemie
Es ist keine Überraschung, dass Koffein einen Einfluss auf die Stimmung hat. All diese „Sprich nicht mit mir, bis ich meinen Kaffee getrunken habe“-Slogans stehen nicht ohne Grund auf Tassen. Koffein greift in die Hirnchemie ein und verändert sie – so wie alle Stimulanzien. Es gibt sogar Forscher, die sagen, dass Koffein einige der Kriterien erfüllt, die zur Messung der Drogenabhängigkeit verwendet werden.8
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Fazit
Es muss nicht heißen, dass es einem nach einem Koffeinentzug auf ganzer Linie besser geht. Kaffee ist ein wichtiger Teil unserer Genusskultur. Sich für einen Verzicht zu entscheiden, ist vor allem eine gute Möglichkeit, sich sprichwörtlich den Kopf freizumachen. Denn nur ohne künstliche Eingriffe und Stimulanzien von außen, lässt sich herausfinden, wie er eigentlich wirklich „tickt“. Allein das ist eine Erfahrung wert.
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Quellen
- 1. Addicott M.A., Yang L.L., Peiffer A.M., et al. (2009) The effect of daily caffeine use on cerebral blood flow: How much caffeine can we tolerate? Hum Brain Mapping.
- 2. Volkow N.D., Wang G.J., Logan J., et al. (2015) Caffeine increases striatal dopamine D2/D3 receptor availability in the human brain. Translational Psychiatry.
- 3. Sajadi-Ernazarova KR, Anderson J, Dhakal A, et al. (2021 Caffeine Withdrawal. StatPearls.
- 4. Ferré, S. (2007), An update on the mechanisms of the psychostimulant effects of caffeine. Journal of Neurochemistry.
- 5. Roehrs T., Roth T. (2008) Caffeine: Sleep and daytime sleepiness. Sleep Medicine Reviews.
- 6. Massey L.K. (2001), Is caffeine a risk factor for bone loss in the elderly?, The American Journal of Clinical Nutrition.
- 7. Donejko M., Przylipiak A., Rysiak E., et al. (2014) Influence of caffeine and hyaluronic acid on collagen biosynthesis in human skin fibroblasts. Drug Design, Development and Therapy.
- 8 Nehlig A. (1999) Are we dependent upon coffee and caffeine? A review on human and animal data. Neuroscience & Biobehavioral Reviews.