
24. Januar 2025, 20:41 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Für viele Menschen startet der Tag erst nach einer guten Tasse Kaffee. Zum Glück schmeckt diese nicht nur gut, sondern scheint laut Studien auch gut für die Gesundheit zu sein. Mit Bezug auf ein bestimmtes Erkrankungsrisiko scheinen v. a. Frauen von dem koffeinhaltigen Getränk profitieren. Dafür liefern diverse Studien Hinweise.
Die Wirkung von Kaffee auf die Gesundheit ist ein beliebtes Forschungsfeld. Kein Wunder: Weltweit zählt er zu den beliebtesten Getränken. In Deutschland liegt der Kaffeekonsum bei 164 Litern pro Kopf im Jahr.1 Diverse Studien konnten u. a. bereits aufzeigen, dass Kaffee gut für die Leber ist. Auch das Demenz- sowie das generelle Sterberisiko kann er offenbar verringern. Weitere Untersuchungen zeigen – die neueste stammt von 2022 aus China – dass insbesondere auch Frauen ruhig die eine oder andere Tasse mehr trinken dürfen.2 Sie kommen zu dem Ergebnis, dass Kaffee das Risiko für Gebärmutterkrebs senken kann.
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Übersicht
Chinesische Untersuchung: Analyse von 24 Kaffee-Studien
In der Studie aus China analysierten die Wissenschaftler 24 Studien zum Thema Kaffeekonsum. Zwölf davon bildeten den Fokus der Studie, die anderen zwölf Studien dienten der Kontrolle. Insgesamt betrachteten die Forscher Daten von 699.234 Frauen aus Europa, Japan, Kanada und den USA. 9833 von ihnen waren an Gebärmutterkrebs erkrankt.
Schützt Kaffee vor Gebärmutterkrebs?
Tatsächlich ergab die Datenauswertung einen Zusammenhang zwischen dem Kaffeekonsum der untersuchten Frauen und ihrem Risiko, Gebärmutterkrebs zu bekommen. So hatten die Probandinnen mit dem höchsten Kaffeekonsum ein 29 Prozent geringeres Erkrankungsrisiko als Frauen, die am wenigsten Kaffee tranken.3 Der geringste Konsum betrug dabei durchschnittlich eine Tasse Kaffee am Tag. Die Frauen, die am meisten Kaffee tranken, konsumierten durchschnittlich vier oder mehr Tassen täglich. Bemerkenswert: Der Effekt zeigte sich nur bei Kaffee mit Koffein, nicht bei entkoffeiniertem.
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Faktor Körpergewicht
Besonders gesundheitlich förderlich scheint Kaffee laut der Analyse für Nichtraucherinnen, ehemalige Raucherinnen und solche, die noch nie eine Hormontherapie gemacht hatten, zu sein. Etwas paradox klingt die Erkenntnis, dass sich auch bei Frauen mit höherem Body-Mass-Index (BMI) ein stärkerer positiver Effekt des Kaffeekonsums zeigte. Dies führen die Forscher darauf zurück, dass die Probandinnen aufgrund ihres BMI bereits Störungen des Stoffwechsels hatten, die durch die im Kaffee enthaltenen Stoffe vermindert werden konnten.
Einschränkungen der Studie
Wie die Forscher selbst in ihrer Studie betonen, unterliegt ihre Untersuchung einigen Einschränkungen. So enthielten die 24 analysierten Studien sehr unterschiedlich große Probandengruppen. Außerdem wurden alle möglichen Kaffeezubereitungsarten berücksichtigt und nicht gesondert untersucht. Deshalb ist nicht klar zu sagen, welche Inhaltsstoffe im Kaffee den positiven Effekt auf das Gebärmutterkrebsrisiko haben. Auch das Zusammenspiel von Kaffee und unterschiedlichen Ernährungsweisen konnte in der Untersuchung nicht abgebildet werden. Und schließlich erklären die Wissenschaftler, dass es zudem weiterer Forschung bedürfe, um herauszufinden, ob die offenbar schützende Wirkung des Kaffees für alle Arten von Gebärmutterkrebs gelte.

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Frühere Studien zum Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Gebärmutterkrebs
Die zuvor beschriebene Studie reiht sich zu anderen Untersuchungen, die schon Effekte von Kaffeekonsum auf das Gebärmutterkrebsrisiko gezeigt hatten.
Studie von 2009
So etwa eine Studie von 2009, die für ihre Untersuchung Daten von 60.634 Frauen aus der „Swedish Mammography Cohort“-Langzeitstudie verwendet hatten. Das Alter der Teilnehmerinnen lag zu Studienbeginn zwischen 40 und 76 Jahren. Die Nachbeobachtungszeit lag bei 17,6 Jahren. Mittels Fragebögen hatte man Informationen zum Kaffeekonsum der Probandinnen erfasst. Sie wurden mit Daten des Nationalen Schwedischen Krebsregisters abgeglichen, um eine mögliche Korrelation zwischen der Menge des täglich getrunkenen Kaffees und Fällen von Gebärmutterkrebs zu ermitteln. 677 Krebsfälle fanden in der Untersuchung Berücksichtigung.4
Die Analyse ergab, dass Kaffeetrinken mit einem geringeren Risiko für Gebärmutterkrebs verbunden war. Dieses Risiko minimierte sich mit jeder weiteren täglich getrunkenen Kaffee (200 Gramm) um weitere zehn Prozent. Frauen, die täglich vier Tassen Kaffee tranken, hatten ein 25 Prozent geringeres Erkrankungsrisiko als Frauen, die pro Tag eine Tasse oder weniger tranken. Besonders übergewichtige und fettleibige Probandinnen schienen vom Kaffeekonsum zu profitieren.
Studie von 2015
Bei dieser Dosis-Wirkungs-Meta-Analyse werteten Forscher die Ergebnisse von 13 in Europa, den USA und Japan durchgeführten Studien aus. Damit umfasste sie die Daten von insgesamt 1.534.039 Studienteilnehmerinnen. Ihr Alter lag zu Studienbeginn zwischen 30 und 79 Jahren. Der Nachbeobachtungszeitraum hatte zwischen 11 und 20 Jahren gelegen, in denen insgesamt 10.100 Fälle von Gebärmutterkrebs dokumentiert worden waren.5
Auch bei der Meta-Analyse zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Kaffee und Gebärmutterkrebs. Das Risiko, zu erkranken, sank pro 100 Milligramm konsumierten Koffeins täglich um vier Prozent. Mit jeder täglich getrunkenen Tasse Kaffee (mit oder ohne Koffein) sank es um fünf Prozent, bemerkenswerterweise sank das Risiko auch mit jeder Tasse entkoffeinierten Kaffees – nämlich um vier Prozent. Eine Tasse koffeinhaltigen Kaffees war mit einem um fünf Prozent verringerten Krebsrisiko verbunden. Ähnlich wie in den anderen erwähnten Studien spielten auch der Faktor Hormontherapie und hoher BMI eine Rolle – hier war die Risikoreduktion durch Kaffee am stärksten ausgeprägt.
Studie von 2017
Ähnlich wie bei der Untersuchung von 2015 handelte es sich auch hier um eine Meta-Analyse. Die Arbeit von 2017 umfasste 12 Studien mit 1.404.541 Teilnehmerinnen (Alter zwischen 25 und 74 Jahren) und 10.548 Fällen von Gebärmutterkrebs.6
Auch bei dieser Analyse ergab sich ein verringertes Gebärmutterkrebsrisiko durch Kaffee. Die Reduktion verstärkte sich mit jeder weiteren täglich getrunkenen Tasse. Frauen, die sich bereits in der Postmenopause befanden oder übergewichtig waren, profitierten am stärksten vom Kaffeekonsum.

Genießen Sie Ihren Kaffee, erwarten Sie aber keine wundersame gesundheitliche Wirkung
„Kaffeekonsum scheint tatsächlich das Risiko für Gebärmutterkrebs senken zu können, insbesondere bei Frauen mit höherem BMI, in der Postmenopause oder ohne Hormontherapie. Es scheint, dass der positive Effekt dabei vor allem auf koffeinhaltigen Kaffee zurückzuführen zu sein und mit steigender Konsummenge zuzunehmen. Dennoch bleiben einige Fragen offen, etwa zur Wirkung spezifischer Kaffeeinhaltsstoffe und Zubereitungsarten. Nicht nur deshalb würde ich dazu raten, Kaffee nicht als Wundermittel zu betrachten. Denn wie so oft gehen positive und negative Effekte Hand in Hand. So kann ein übermäßiger Kaffeekonsum etwa den Schlaf stören, was langfristig ebenfalls ungesund ist und das Risiko für Krankheiten erhöht. Da ein Lebensmittel weder alleiniger Heilsbringer noch Übeltäter sein kann, würde ich auch beim Kaffee raten: Genießen Sie ihn, aber in Maßen. Und achten sie vor allem auf die bei Ihnen individuell mit Koffein verbundenen Effekte.“