7. Juli 2019, 9:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die probiotischen Bakterien im Joghurt sind gut für die Darmflora, das hat wohl jeder schon einmal gehört. Aber Joghurt gegen Krebs? Zwei Portionen pro Woche sollen die Entwicklung von Geschwulsten im Magen-Darm-Trakt hemmen, die sich in bösartigen Krebs umwandeln können. Allerdings nur bei Männern.
Forscher der Washington University School of Medicine in St. Louis (US-Bundesstaat Missouri) haben analysiert, inwiefern sich ein regelmäßige Verzehr von Joghurt auf die Darmgesundheit auswirkt. Ausgewertet wurden zwei Langzeitstudien, die insgesamt Daten von mehr als 87 000 Teilnehmern lieferten.
Bei den 32 606 Männern und 55 743 Frauen war im Untersuchungszeitraum zwischen 1986 und 2012 eine Endoskopie des Darms durchgeführt worden. Außerdem waren sie im Abstand von vier Jahren zu ihrer Ernährung – und in diesem Zusammenhang zum Konsum von Joghurt – befragt worden. Die Ergebnisse wurden im Fachblatt „The BMJ“ veröffentlicht.
Das fanden die Wissenschaftler heraus
Xiaobin Zheng und sein Team schauten sich zunächst an, wie viele sogenannte Adenome sich bei den Teilnehmern im gesamten Zeitraum entwickelt hatten: gutartige Wucherungen, die sich aus dem Drüsengewebe des Darms herausbilden können. Werden sie größer, können sie sich zu einem Karzinom weiterentwickeln, also Darmkrebs. Bei den Frauen hatten sich insgesamt 8116, bei den Männern 5811 Adenome gebildet.
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Dann stellten sie die Zahlen dem individuellen Joghurt-Konsum gegenüber. Besonders ins Auge fielen den Forschern die Männer. Die tüchtigen Joghurt-Esser unter ihnen hatten besonders wenig Adenome gebildet! Genauer gesagt: Jene, die angegeben hatten, pro Woche zwei oder mehr Portionen Joghurt konsumiert zu haben. Und: Der Anteil derer, bei denen sich das Adenom später zum ein Karzinom wurde, waren unter den männlichen Joghurt-Liebhabern nochmal geringer. Und die Frauen? Werden nicht weiter erwähnt – offenbar sind die Ergebnisse hier nicht signifikant. Auch zu den Joghurtsorten (Fettgehalt, Natur oder Obst) gibt es keine Angaben.
Mögliche Erklärung
Welche Erklärungen gibt es für den Zusammenhang zwischen den männlichen Joghurt-Essen und ihrem geringeren Adenom-Risiko? Die Forscher haben jene probiotischen Milchsäure-Bakterien im Blick, die zur Herstellung von Joghurt verwendet werden: Lactobacillus bulgaricus oder Streptococcus thermophilus sollen von enormer Bedeutung für das Ökosystem im Darm sein – über das man bisher nur sehr wenig weiß. Möglicherweise haben sie eine antientzündliche Wirkung.
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Sauermilchprodukte wirken auch Blutdrucksenkend
2018 hatten amerikanische und brasilianische Forscher in einer Studie nachgewiesen, dass sich der Konsum von Kefir positiv auf die Darmgesundheit auswirkt und sogar den Blutdrucksenken kann. Das fermentierte Getränk zählt wie Joghurt zu den Sauermilchprodukten, das heißt: es werden Milchsäurebakterien zugesetzt.
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Anspruch auf Darmkrebs-Früherkennung
Darmkrebs ist das zweithäufigste Tumorleiden bei beiden Geschlechtern in Deutschland. 2014 wurde bei etwa 61 000 Menschen in Deutschland die Diagnose gestellt. Das Risiko steigt mit fortschreitenden Alter stetig an. Frauen und Männer haben ab dem 55. Lebensjahr alle zwei Jahre Anspruch auf die von der gesetzlichen Krankenversicherung angebotene Darmspiegelung zur Früherkennung. Von 50 bis 54 Jahren kann man einen Test auf verstecktes Blut im Stuhl durchführen lassen.