29. April 2021, 19:49 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Impfpass verloren? Das kann vorkommen und ist kein Grund zur Panik. Es gibt Möglichkeiten, an die wichtigen Gesundheitsdaten wieder heranzukommen.
Wegen der angelaufenen Covid-19-Impfungen schauen viele Menschen aktuell mal wieder in ihren Impfpass. Farblich ist das Dokument kaum zu übersehen – aber was selten gebraucht wird, kann auch schnell mal unauffindbar sein oder ganz verloren gehen. Sind mit einem verlorenen Impfpass alle bisher dokumentierten Impfungen hinfällig? Und was ist jetzt zu tun?
Übersicht
- Was wird überhaupt in den Impfpass eingetragen?
- Der Impfpass ist verloren – was nun?
- Was ist mit speziellen Impfungen wie z.B. Gelbfieber?
- Was, wenn man nicht an die Impfdaten herankommt?
- Ist Über-Impfen schädlich?
- Welche Impfungen sollten bei Erwachsenen immer auf dem neuesten Stand sein?
- Impfpass mit anderen wichtigen Dokumenten aufbewahren
- Wie ist es eigentlich bei der Covid-19-Impfung?
- Kein Foto vom Impfpass in sozialen Netzwerken posten
Was wird überhaupt in den Impfpass eingetragen?
In den Impfausweis wird beispielsweise eingetragen, wann die letzte Tetanus-Impfung erfolgte. Oder wann man zuletzt gegen Diphtherie geimpft wurde. Beide Impfungen sollten generell alle zehn Jahre aufgefrischt werden, empfiehlt die „Ständige Impfkommission“ am Robert Koch-Institut (RKI) Berlin. In das Impfdokument werden zudem wichtige Impfungen eingetragen, die man im Ausland braucht: die sogenannten Reiseimpfungen. Hinzu kommen Immunisierungen gegen Grippe, Pneumokokken oder Masern.
Der Impfpass ist verloren – was nun?
Erstmal: Keine Panik! Ist der Impfausweis nicht mehr auffindbar, sollte man zunächst seinen Hausarzt informieren. Dieser hat in der Regel einen Überblick über die bei ihm geleisteten Impfungen – im Idealfall seit der Kindheit. Diese dokumentierten Impfungen kann er dann in einen neuen Impfpass eintragen. Es gibt zudem spezielle Software, auf die Ärzte unter Umständen zurückgreifen: Sie erinnert daran, wann die nächste Impfung fällig ist. Müssen die Impfungen nachgetragen werden, kommt in der Regel die zuständige Krankenkasse für die Kosten auf.
Was ist mit speziellen Impfungen wie z.B. Gelbfieber?
Gerade bei Reisen in die Tropen braucht man oftmals Impfungen gegen Krankheitserreger, die in den jeweiligen Ländern vorherrschen; Stichwort Gelbfieber. In der Regel bekommt man die jeweilige Impfung dann bei einem Reisemediziner. Wer seinen Impfpass verloren hat, kann auch bei dem Spezialisten nach den bereits vorhandenen Impfungen nachfragen und diese nachtragen lassen. Der stellt dazu dann ein gültiges Impfsiegel aus.
Auch interessant: Wie lange ist die Gelbfieberimpfung gültig? (via TRAVELBOOK)
Was, wenn man nicht an die Impfdaten herankommt?
Wer häufig umgezogen ist und/oder den Hausarzt gewechselt hat, muss sich schließlich die Mühe machen und bei den zurückliegend praktizierten Ärzten nachfragen. Generell sind Ärzte verpflichtet, allgemeinmedizinische Unterlagen zu Patienten mindestens zehn Jahre aufzubewahren. Das Problem: Wichtige Impfungen liegen teils viel länger zurück. Und wer weiß noch, ob und wann und gegen was er in den 1980er oder 1990er Jahren geimpft wurde?
Ist es nicht möglich, die alten Impfdaten in Erfahrung zu bringen, müssen notwendige Impfungen nachgeholt werden. Und zwar so, wie es die Mediziner empfehlen. Auch die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut (RKI) rät: Fehlen Informationen über Impfungen, die für den Patienten empfohlen – also indiziert – sind, dann sollten sie nachgeholt werden. „Nur dokumentierte Impfungen gelten als durchgeführt.“
Warum gibt es keine digitale Impfpass-Lösung?
Abhilfe schafft womöglich die Anfang des Jahres ins Leben gerufene E-Patientenakte: Ab 2022 sollen Krankenversicherte dort auch ihre Impfdaten elektronisch hinterlegen können. So können diese Informationen nicht mehr samt Pass in irgendeiner Kiste verschwinden. Einige Krankenkassen bieten bereits einen E-Impfpass an.
Mit dem digitalen und elektronisch speicherbaren Impfpass ist es noch nicht so weit. Ein Problem dabei: Für jede Arztpraxis ist die separate Anschaffung eines zusätzlichen Impfmoduls zur Verwendung zusammen mit dem Praxis-Verwaltungssystem erforderlich.
Ist Über-Impfen schädlich?
Nein. Bei vielen Impfungen muss tatsächlich mehrmals in kurzen Abständen geimpft werden, bevor der Körper eine stabile Immunisierung aufgebaut hat. Insofern besteht prinzipiell keine Gefahr, wenn mehrmals geimpft wird. Auch die Experten des RKI sagen, dass von zusätzlich verabreichten Impfstoff-Dosen generell kein erhöhtes Risiko ausgeht. Bei einigen Impfungen – wie zum Beispiel gegen Tetanus – kann es jedoch zu Nebenwirkungen kommen. Meistens handelt es sich dabei um Schwellungen, die mitunter schmerzhaft sein können, nach einer Weile jedoch wieder verschwinden. Die Mediziner empfehlen in dem Fall vor weiteren Impfungen eine Antikörper-Bestimmung durchzuführen.
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Welche Impfungen sollten bei Erwachsenen immer auf dem neuesten Stand sein?
Es sind übrigens mehr Impfungen nötig, als die meisten Menschen auf dem Zettel haben. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) empfiehlt, bei folgenden Krankheiten auf einen umfassenden und aktuellen Impfschutz zu achten. Gerade auch in Zeiten der Corona-Pandemie!
Wichtige Impfungen für Erwachsene
- Diphterie
- FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)
- Grippe
- Gürtelrose
- Keuchhusten
- Masern
- Pneumokkoken
- Polio (Kinderlähmung)
- Röteln
- Tetanus
Impfpass mit anderen wichtigen Dokumenten aufbewahren
Und noch ein Tipp, um dem ganzen – mitunter zeitaufwändigen – Schlamassel vorzubeugen: Bewahren Sie den Impfpass immer mit anderen wichtigen Dokumenten wie beispielsweise der Steuernummer und der Geburtsurkunde auf.
Wie ist es eigentlich bei der Covid-19-Impfung?
Bei einer Covid-19-Impfung erhalten Patienten momentan immer eine Impfbescheinigung. Das ist ein DIN-A4-Blatt, auf dem die erste und zweite Impfung gegen das Virus bestätigt werden. Dies kann zusätzlich immer in den Impfpass eingetragen – sofern der Impfling ihn dabei hat.
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Kein Foto vom Impfpass in sozialen Netzwerken posten
Auch wenn die Freude groß ist und man alle daran teilhaben lassen möchte: Bilder des Eintrags der Covid-19-Impfung im Impfpass sollte man nicht in sozialen Netzwerken teilen.
Zum einen könnte das Kriminellen in die Karten spielen, die anhand daraus ersichtlicher Informationen wie der Chargennummer oder dem Stempel gefälschte Impfpässe herstellen oder die Infos auf andere Art und Weise missbrauchen. Zum anderen handelt es sich schlicht um persönliche Gesundheitsdaten – diese sind sensibel und sollten geschützt werden, erklärt das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage. Das gelte auch für die Daten aus dem Impfpass.
Leichtes Spiel für Datendiebe
Deutlicher wird Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz: „Niemand ist davor geschützt, dass persönliche Gesundheitsdaten missbräuchlich verwendet werden. Deshalb ist bei hochsensiblen Daten im Netz auf Sparsamkeit und Vorsicht zu achten.“ Schließlich gehe es bei Krankenversicherungskarten, ärztlichen Befunden und Impfpässen um vertraulichste Informationen. „Diese haben nichts in sozialen Medien zu suchen. Datendiebe haben sonst leichtes Spiel.“
Warnung an potenzielle Käufer
Recherchen des ARD-Magazins „Report Mainz“ hatten unlängst ein Schlaglicht auf den illegalen Handel mit gefälschten Impfpässen geworfen. Die Fälschungen, die es zu teils horrenden Preisen im Internet zu kaufen gibt, enthalten dem Bericht zufolge Einträge über Covid-19-Impfungen inklusive vermeintlich echter Aufkleber mit Chargennummer, Stempel und Unterschriften.
Das Deutsche Rote Kreuz als Betreiber des unter anderem betroffenen Frankfurter Impfzentrums hat Strafanzeige gegen unbekannt gestellt. Die Stadt Frankfurt warnte in einer Mitteilung potenzielle Käufer solcher gefälschten Impfausweise: Schon der Erwerb sei Betrug und damit eine Straftat.
mit Material von dpa