16. Februar 2021, 11:21 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Frage, wie lange man nach einer Corona-Infektion immun ist, beschäftigt die Wissenschaft (und Genesene) schon länger. Nun gibt eine neue Studie Entwarnung: Offenbar ist die Ansteckungsgefahr lange und maßgeblich reduziert.
Die Immunreaktion im Verlauf einer Erkrankung kann von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark oder schwach ausfallen. Das betrifft auch das Coronavirus und die Frage, ob und wie dauerhaft man nach einer Corona-Infektion immun ist gegen das Virus. Wie lang schützen die Antikörper, die sich im Zuge einer Covid-19-Erkrankung bilden, tatsächlich vor einer erneuten Ansteckung? Wissenschaftler der Universität Graz haben darauf neue Antworten gefunden.
Übersicht
Monatelang immun nach Corona-Infektion
Die aktuelle Untersuchung aus Österreich stimmt optimistisch: Offenbar ist man für viele Monate immun, wenn man eine Corona-Infektion hinter sich hat.
Studie der Uni Graz mit Patienten der zweiten Infektionswelle
Noch ungefähr sieben Monate nach ihrer Sars-CoV-2-Erstinfektion haben Covid-19-Genesene ein um 91 Prozent niedrigeres Risiko für eine erneute Ansteckung. Das berichten die Studienautor*innen um Stefan Pilz von der Medizinische Universität Graz im „European Journal of Clinical Investigation“.
An der Studie nahmen Menschen teil, die sich in der ersten Infektionswelle (Februar bis April 2020) mit dem Virus infiziert hatten. Während der zweiten Infektionswelle von September bis November vergangenen Jahres verglichen die Forscher sie mit der übrigen österreichischen Allgemeinbevölkerung. Bisher hat man in Österreich insgesamt über 400.000 Menschen positiv auf Sars-CoV-2 getestet.
Weiterführende Untersuchungen nötig
Die Ergebnisse seien noch vorsichtig zu interpretieren, hieß es am Montag von der Universität. Dazu mahnt auch Franz Allerberger von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. Zwar zeigte sich eine „aufbauende Immunität gegen Sars-CoV-2 in der österreichischen Bevölkerung“. Man wisse aber noch nicht, inwieweit man immun bleibt, wenn eine Corona-Infektion mit einer Mutation des Erregers droht. Es seien weitere Auswertungen über längere Zeiträume sowie von Daten aus anderen Ländern erforderlich.
Bis zu 8 Monate nach Corona-Infektion immun – ähnliches Ergebnis in US-Studie
Erst im Januar waren Forscher*innen mehrerer Universitäten in den USA zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt. Deren Daten deuten ebenfalls darauf hin, dass man nach einer Corona-Infektion für zwischen fünf und acht Monate immun ist. Bei 95 Prozent der untersuchten Proband*innen waren nach dieser Zeit noch mehr als die Hälfte der Zellen aktiv, die für die Immunabwehr notwendig sind. Das bedeutet einen relativ zuverlässigen Schutz vor einer erneuten Infektion.
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Wie haben die Forscher die Daten erhoben?
Die Wissenschaftler untersuchten 180 Männer und Frauen in den USA untersucht, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Bei den meisten verlief die Erkrankung relativ mild. Einige erkrankten jedoch so schwer, dass sie auf der Intensivstation behandelt werden mussten.
Details zur Studie wurden im Fachmagazin „Science“ veröffentlicht. Demnach wurde den infizierten Personen mehrmals und zu unterschiedlichen Zeitpunkten Blut abgenommen. Acht Monate nach der nachgewiesenen Erkrankung war dabei die größte Zeitspanne.
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Bestimmte Zelltypen entscheiden über Immunität
Die Forscher untersuchten das Blut der Patienten auf die drei wesentlichen Zelltypen und Antikörper, die für eine Immunreaktion von Bedeutung sind.
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T-Zellen
Das sind zum einen T-Zellen, auch unter der Bezeichnung „Killerzellen“ bekannt. Sind ausreichend viele T-Zellen im Körper vorhanden, verläuft eine Erkrankung nach einer Corona-Infektion in der Regel milder. Die Hälfte dieses Zelltyps ist meistens nach drei bis fünf Monaten nicht mehr nachweisbar. Mit der Frage, wie lang man nach einer Corona-Infektion immun ist, haben sie also eher weniger zu tun.
Antikörper
Wichtig für eine erfolgreiche Immunabwehr sind auch die Antikörper. Diese Abwehr-Elemente fangen das Coronavirus ab, bevor es in die Körperzellen eindringen kann. Heißt: Sie sind es, die dafür sorgen, dass man eine Weile lang immun ist, wenn man eine Corona-Infektion hinter sich hat.
B-Zellen
Schließlich untersuchten die Wissenschaftler die B-Zellen, auch „Gedächtniszellen“ genannt. Warum B-Zellen so wichtig sind? Nach einer überstanden Corona-Infektion merken sie sich die Krankheitserreger. Wird der Körper erneut von Sars-CoV-2-Viren angegriffen, kann er mit Hilfe der Gedächtniszellen schnell eine Immunantwort ausbilden.