20. Juni 2022, 11:18 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Haustiere bringen Freude in den Alltag, im Fall von Hunden „zwingen“ sie den Besitzer zudem zu regelmäßiger Bewegung an der frischen Luft – was auch Vorteile für die menschliche Gesundheit hat. Schon Kinder profitieren vom Zusammenleben mit Tieren. Wie genau, brachte jetzt eine neue Studie zutage.
Bei Morbus Crohn handelt es sich um eine Entzündung des Magen-Darm-Traktes. In den meisten Fällen sind der untere Dünndarm und der Übergang zum Dickdarm betroffen. Bauchkrämpfe, Durchfall und Erbrechen – und das über Wochen – zählen zu den typischen Symptomen.1 Nun haben kanadische Forscher einen erstaunlichen Zusammenhang zwischen dem Aufwachsen von Kindern mit Hunden und einem gesunden Darm festgestellt. Dadurch sinke das Risiko, an Morbus Crohn zu erkranken. Es gibt aber noch einen weiteren Einflussfaktor, der vor der Darmkrankheit schützt.
Übersicht
Einfluss von Umweltfaktoren auf das Risiko, an Morbus Crohn zu erkranken
Wissenschaftler von der kanadischen University of Toronto haben Daten von 4300 Personen gesammelt, die Verwandten ersten Grades von Menschen mit Morbus Crohn sind. Die Erkrankten nahmen an einer großen Untersuchung Teil, die sich mit den Ursachen der Darmkrankheit beschäftigt. Dazu zählen genetische und mikrobielle Faktoren genauso wie Umwelteinflüsse. Im Rahmen der Untersuchung mussten Familienmitglieder der Patienten einen umfangreichen Fragenkatalog ausfüllen. Dabei ging es vor allem um Umweltfaktoren wie:
- Größe der Familie
- Haustiere wie Hund oder Katze
- Anzahl der Badezimmer im Wohnhaus
- Leben auf einem Bauernhof
- Verzehr von nicht pasteurisierter Milch
- das Trinken von Brunnenwasser
Bei der Befragung wurde auch das Alter zum Zeitpunkt der Exposition mit den jeweiligen Umwelteinflüssen festgehalten.
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Wer mit Hunden aufwächst, hat eine gesündere Darmflora
Die Auswertung der Daten ergab, dass insbesondere die Exposition gegenüber Hunden im Alter von fünf bis 15 Jahren für eine ausgewogene Darmflora und ein gesundes Immunsystem sorgen. Beides Faktoren, die vor einer Erkrankung an Morbus Crohn schützen. Auch wenn der Zusammenhang in diesem Zeitfenster am stärksten war, hatten Hunde in jeder Altersgruppe positive Auswirkungen auf die Darmgesundheit und das Immunsystem.
Interessanterweise konnten die Forscher keinen ähnlich positiven Einfluss bei Katzen feststellen: „Wir haben bei Katzen nicht die gleichen Ergebnisse vorgefunden, obwohl wir immer noch versuchen herauszufinden, warum“, wird der verantwortliche Studienautor Dr. Williams Turpin in einer Pressemitteilung zitiert.2 „Es könnte möglicherweise daran liegen, dass Hundebesitzer öfter mit ihren Haustieren nach draußen gehen oder in Gebieten mit mehr Grünflächen leben, was sich früher als Schutz vor Morbus Crohn erwiesen hat“, erklärt Dr. Turpin.
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Auch das Aufwachsen in großen Familien schützt vor Morbus Crohn
Bei der Auswertung der Umfrage kam noch ein weiterer wichtiger Einflussfaktor zum Vorschein. Das Aufwachsen mit drei oder mehr Familienmitgliedern insbesondere im ersten Lebensjahr hatte positiven Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora. Und das hilft nicht nur dabei, das Risiko für Morbus Crohn zu senken. Denn es wird angenommen, dass die Bakterien im Darm auch bei anderen Krankheiten wie Darmkrebs, Diabetes, Bluthochdruck und sogar Depressionen eine wichtige Rolle spielen.
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Studie bestätig die„Hygienehypothese“
Aber warum sind Hunde als Haustier und das Aufwachsen in großen Familien insbesondere im jungen Alter gut für unsere Darmgesundheit und das Immunsystem? Die Wissenschaftler können das noch nicht genau erklären, haben aber eine Vermutung: „Unsere Studie scheint andere zu ergänzen, die die ‚Hygienehypothese‘ untersucht haben. Diese deutet darauf hin, dass der Mangel an Kontakt mit Mikroben in jungen Jahren zu einer fehlenden Immunregulation gegenüber Umweltmikroben führen kann“, sagt Dr. Williams Turpin.
Oder anders ausgedrückt: Wer als Kind mit vielen Mikroben in Berührung kommt (z. B. durch Tiere und weniger penible Hygienemaßnahmen), der hat womöglich später im Erwachsenenalter eine besser ausgebildete Darmflora und verfügt dadurch über eine bessere Immunreaktion.
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Trotz der interessanten Erkenntnisse weisen die verantwortlichen Forscher darauf hin, dass die Studie nur auf Befragungen basiert. Da es bei den Befragten zu einer gewissen Verzerrung der Vergangenheit kommen kann, sind die Ergebnisse mit Vorsicht zu betrachten. Und so bleibt es bislang unklar, warum die Hundehaltung und das Leben in großen Familien vor Morbus Crohn schützen, wohingegen bei Katzenhaltung kein Zusammenhang gefunden wurde.
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Quellen
- 1. Kompetenznetz Darmerkrankungen: Morbus Crohn – Ursachen, Symptome, Therapie (aufgerufen am 16.6.2022)
- 2. Digestive Disease Week 2022: Living with Dogs (But Not Cats) as a Toddler Might Protect Against Crohn’s Disease (aufgerufen am 20.6.2022)