9. November 2022, 20:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Tückische an Alzheimer ist, dass die körperlichen Prozesse, die zu der Entstehung der Erkrankung führen, schleichend und unbemerkt vonstattengehen. Umso emsiger beschäftigen sich Forscher mit der Frage, wie man diesen entgegensteuern und die Demenzerkrankung verhindern kann.
Alzheimer entsteht nach Ansicht der meisten Demenz-Forscher, wenn die Produktion des Beta-Amyloid-Proteins im Gehirn aus der Balance gerät und es zur Ansammlung von Amyloid-Plaques kommt. Beta-Amyloid bzw. Amyloid-β wird deshalb auch als „Demenz-Protein“ bezeichnet. Genau an diesem Vorgang hoffen Wissenschaftler andocken zu können, genauer: Sie wollen einen Weg finden, den Prozess zu verhindern. In diesem Zusammenhang stehen auch gesundheitsfördernde Lebensmittel im Fokus, wie z. B. Hopfen. Dieser soll laut einer aktuellen Studie offenbar vor Alzheimer schützen können.
Übersicht
Gesundheitsfördernde Lebensmittel (Nutrazeutika)
Bei Nutrazeutika handelt es sich um ein Kunstwort aus „nutrition“ (Englisch: Nahrung) und pharmazeutisch. Es steht für Lebensmittel oder Bestandteile von Lebensmitteln, die nicht nur nähren, also die zum Leben nötige Energie und Nährstoffe liefern, sondern darüber hinaus noch gesundheitsfördernde oder sogar heilende Wirkung haben.1 Es gibt keine feststehende Definition, was genau als ein Nutrazeutikum bezeichnet werden darf und was nicht. Allgemein werden aber folgende Nährstoffe hinzugezählt:
- Vitamine und Mineralien
- Proteine aus Pflanzen und Milchprodukten
- Aminosäuren
- Fettsäuren wie Omega-3
- Antioxidationsmittel
- Ballaststoffe
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Auch Hopfen gilt als gesundheitsfördernd
Hopfen enthält u. a. ätherische Öle und Flavonoide. Auch Letztere zählen laut Forschungserkenntnissen zu den Nutrazeutika.2 Hopfen soll bspw. beruhigen und den Schlaf unterstützen.3 Außerdem konnten Untersuchungen zeigen, dass er kognitive Funktionen verbessert und als Extrakt bei Mäusen die Beta-Amyloid-Produktion hemmt.4,5 Deswegen rückte Hopfen nun in den Fokus der neuen Alzheimer-Studie aus Mailand.
Inwiefern kann Hopfen vor Alzheimer schützen?
Im Rahmen ihrer Studie prüfte das Forschungsteam aus Italien vier verschiedene Hopfensorten, die sie aus den Pflanzen mithilfe einer Technik gewannen, die dem Bierbrauen sehr nahekommt. Bei den Sorten handelte es sich um zwei US-amerikanische (Cascade und Summit), eine tschechische (Saaz) und eine deutsche (Tettnanger). In-vitro-Experimente mit den Hopfensorten und Zellkulturen ergaben, dass Hopfen antioxidative Eigenschaften besitzt und verhindern kann, dass sich Beta-Amyloid-Proteine um Zellen herum ablagern. Besonders gut scheint laut der Untersuchungen der deutsche Hopfen, der häufig für das Brauen von Lagerbieren und hellen Bieren Verwendung findet, vor Alzheimer auslösenden Prozessen zu schützen.
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Als die Wissenschaftler den Tettnanger Hopfen genauer analysierten, zeigte sich, dass er einen hohen Gehalt an Polyphenolen enthielt und am stärkten antibiotisch und amyloid-beta-blockierend wirkte. Außerdem ergab die Untersuchung des Hopfenextraktes, dass es die Fähigkeit des Körpers, fehlgefaltete (in ihrer Struktur und daher in ihrer Funktion gestörte) und toxische Proteine auszuscheiden, verstärkte.
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Sollten wir nun alle mehr Bier trinken?
Offenbar enthält Hopfen großes Potenzial, die Alzheimer-Vorbeugung zu unterstützen. Allerdings nutzten die Forscher für ihre Studie Hopfenextrakt. Dieses wurde zwar auf ähnlich Weise gewonnen wie Hopfen, der für die Herstellung von Bier verwendet wird, kam aber pur zum Einsatz – und nicht etwa in Kombination mit Alkohol.
In welchen Mengen Hopfenextrakt gesundheitsförderlich ist, kann die Studie nicht beantworten. Weitere Forschung ist nötig, um zu verstehen, wie genau die Anwendung von Hopfen Menschen vor Alzheimer schützen kann. Eins scheint aber klar zu sein: Erhöhter Bierkonsum ist nicht die Lösung.
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Quellen
- 1. Brenntag Food & Nutrition. Nutrazeutika. (aufgerufen am 9.11.2022)
- 2. Kaleem, M., Ahmad, A. (2018). Chapter 8 – Flavonoids as Nutraceuticals. Therapeutic, Probiotic, and Unconventional Foods.
- 3. Melzer, M., Allwang, M. (2020) Hopfen: Pflanzliches Mittel bei Schlafproblemen. Apotheken Umschau (aufgerufen am 9.11. 2022)
- 4. Fukuda, T., Ohnuma, T., Obara, K. et al. (2020). Supplementation with Matured Hop Bitter Acids Improves Cognitive Performance and Mood State in Healthy Older Adults with Subjective Cognitive Decline. Journal of Alzheimer’s Disease.
- 5. Sasaoka, N., Sakamoto, M., Kanemori, S. et al. (2014). Long-Term Oral Administration of Hop Flower Extracts Mitigates Alzheimer Phenotypes in Mice. PLoS One
- 6. Palmioli, A., Mazzoni, V., De Luigi, A. et al. (2022). Alzheimer’s Disease Prevention through Natural Compounds: Cell-Free, In Vitro, and In Vivo Dissection of Hop (Humulus lupulus L.) Multitarget Activity. ACS Chemical Neuroscience.