20. Juni 2024, 11:06 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Seit ein paar Jahren wird Gurkenwasser als Art Geheimwaffe gegen Wadenkrämpfe gehandelt. Das Essigwasser, in das die Gurken eingelegt werden, soll sogar präventiv – beispielsweise vor einem kräftezehrenden Workout – wirksam sein.
Die englische Fußballnationalmannschaft hat wohl Wind von den gesundheitlichen Vorteilen des Gurkenwassers bekommen – und trinkt dieses während der EM wohl regelmäßig. Doch ist Gurkenwasser tatsächlich ein geeignetes Mittel gegen Wadenkrämpfe? Und hilft es gegen die Muskelschmerzen – und ist es dem üblichen Anti-Krampf-Mittel, nämlich Magnesium, womöglich überlegen? FITBOOK geht diesen Fragen auf den Grund.
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Übersicht
Was ist Gurkenwasser?
Um Gurken haltbar zu machen, werden sie in einem Mix aus Salz und Essig eingelegt. Damit die sauren Gurken besonders aromatisch schmecken, kommen typischerweise noch Gewürze wie Pfefferkörner, frischer Dill und Senfsamen dazu. Ebenfalls konservierend wirkt der Zucker, der die Säure des Essigs geschmacklich ausbalanciert – für einen harmonischen Genuss.
Kauftipp saure Gurken
Neben klassischen sauren Gurken, für die man Gürkchen bzw. Snackgurken verwendet, gibt es auch in Essigwasser eingelegte, zerkleinerte dünne oder dicke Salatgurken-Scheiben. Beim Kauf von Essiggurken sollten gesundheitsbewusste Verbraucher möglichst auf Bio-Qualität achten. Ebenfalls wichtig: Auf einen möglichst niedrigen Zuckergehalt und den Verzicht auf künstliche Zusatzstoffe wie Geschmacksverstärker und Süßstoffe im Essigwasser achten.
Häufig wird das Essigwasser einfach weggeschüttet oder zum Verfeinern von selbst gemachtem Kartoffelsalat genutzt. Doch wäre es in puncto Gesundheit nicht besser, das Gurkenwasser zur Prävention von Wadenkrämpfen zu verwenden?
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Gurkenwasser als Hausmittel bei Wadenkrämpfen
Erste Studien deuten darauf hin, dass Gurkenwasser das Potenzial besitzt, die unangenehme Krampfdauer zu reduzieren. Wie genau das Essigwasser Wadenkrämpfe lindert, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt. Fest steht: Aufgrund der Sofortwirkung hat der Körper zu wenig Zeit, um die Inhaltsstoffe aufzunehmen und zu verstoffwechseln. Daher muss die Wirkung unabhängig von der Verdauung erfolgen.
Ursache von Wadenkrämpfen
Wissenschaftliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass Muskelkrämpfe die Folge eines fehlerhaften Rückenmark-Reflexes sind.1 Im Rahmen eines Ungleichgewichtes zwischen aktivierenden und inhibitorischen (hemmenden) Muskelsensoren komme es demnach zu einer anhaltenden, starken und schmerzhaften Muskelkontraktion.
Wie wirkt Gurkenwasser?
Es wird vermutet, dass die Linderung von Wadenkrämpfen durch Essigwasser auf neuronale Impulse zurückgeht. Nach dem Trinken des sauren Gurkenwassers kommt es aufgrund eines Reizes in der Speiseröhre wahrscheinlich zu einer Hemmung bzw. einer Abnahme der Impuls gebenden Nervenzellen. Das Ergebnis: Krampflösende, schmerzhemmende Effekte setzen ein und die Wadenmuskulatur kann sich wieder entspannen.
Der beschriebene Mechanismus auf Nervenebene würde allerdings nur die Sofortwirkung bei einem akuten Muskelkrampf und nicht die präventive Wirkung gegenüber nächtlichen Wadenkrämpfen erklären. Die zugrunde liegenden physiologischen und biochemischen Prozesse von Gurkenwasser auf die Wadenmuskulatur müssen in weiteren Untersuchungen erforscht werden.
Zusatztipp
Wer gerade kein Gurkenwasser zur Hand hat, sollte unbedingt die Waden bei einem akuten Krampf dehnen. Prophylaktische Dehnübungen können zudem nächtliche Wadenkrämpfe vorbeugen: Dafür jede Wade vor dem Schlafengehen mindestens dreimal für zehn Sekunden dehnen.
Hilft Essigwasser besser als Magnesium?
Eine ausreichende Versorgung mit Magnesium galt lange Zeit als Mittel der Wahl bei Muskelkrämpfen – sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch. Es wird allerdings aufgrund der neuen Theorien zur Ursache von Wadenkrämpfen diskutiert, ob Magnesium gänzlich wirkungslos ist.
Magnesium wurde bisher empfohlen, da man davon ausgegangen ist, dass Muskelkrämpfe auf eine Dehydratation bzw. einen Elektrolytmangel zurückgehen. In diesem Fall könnte ein magnesiumhaltiges Nahrungsergänzungsmittel Abhilfe schaffen – zwar nicht bei einem akuten Krampf, dennoch präventiv.
Gurkenwasser besser als Magnesium
In Anlehnung an die neuen Theorien der Ursache von Wadenkrämpfen ist Magnesium wirkungslos. Im Gegensatz dazu soll Gurkenwasser aufgrund des Säurereizes in der Lage sein, den Muskelkrampf über die beschriebene neuronale Hemmung zu lösen.
Da stellt sich natürlich zwangsläufig die Frage, ob andere säurehaltige Flüssigkeiten – etwa ein großer Schluck Zitronensaft – ebenfalls das Potenzial besitzen, Wadenkrämpfe zu lindern.
Bei unseren Freunden von myHOMBEOOK lesen Sie, welche Haushaltstricks es sonst noch mit Gurkenwasser gibt.
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Wie ist die Studienlage?
Verschiedene Studienergebnisse untermauern die Theorien. In einer US-amerikanischen Studie mit dehydrierten Personen konnte gezeigt werden, dass elektrisch induzierte Muskelkrämpfe schnell durch Gurkensaft gehemmt und die Krampfdauer um ca. die Hälfte auf 85 Sekunden reduziert werden kann.2
Die Wissenschaftler sprechen sich ebenfalls dafür aus, dass die entkrampfende Sofortwirkung nicht auf die im Gurkensaft enthaltenen Elektrolyte zurückzuführen ist. Es wird in Anlehnung an die oben stehenden Theorien vermutet, dass Gurkenwasser den Muskelkrampf über neurale Signale hemmt.
Dosierung von Gurkenwasser bei Wadenkrämpfen
Um den krampfartigen Schmerz zu verkürzen, lautet die empfohlene Dosierung laut der Studie: ein Milliliter Gurkenwasser pro Kilogramm Körpergewicht.3