1. Juni 2023, 10:55 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Einige haben es bereits am eigenen Leib erfahren: Plötzlich schießt ein Schmerz in den Rücken – und in der Folge ist die Bewegungsfähigkeit meist stark eingeschränkt. Dieser Zustand kann mitunter mehrere Tage lang anhalten. FITBOOK hat einen Orthopäden gefragt, wie es zu einer Rückenblockade kommt und wie man diesen Zustand so schnell wie möglich beendet.
Wer schon mal eine Rückenblockade hatte, weiß, wie unangenehm und schmerzhaft sie sein kann. Zum Glück ist der Körper in den meisten Fällen in der Lage, die Blockierung selbst zu lösen. Man kann aber auch etwas nachhelfen. Dabei sollte eines jedoch vermieden werden.
Übersicht
Was ist eine Blockade im Rücken überhaupt?
„Der Begriff der Blockade stammt aus der Manuellen Medizin, und einfach erklärt, handelt es sich dabei um eine Bewegungseinschränkung einzelner Segmente der Wirbelgelenke“, so Dr. med. Angelos Tachtatzis, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in Stuttgart, zu FITBOOK. Er weist jedoch darauf hin, dass noch nicht genügend fundierte wissenschaftliche Untersuchungen vorlägen. „In der Manuellen Medizin wird die Gelenkblockierung als eine segmentale Dysfunktion oder reversible hypomobile artikuläre Dysfunktion beschrieben“, erklärt Dr. Tachtatzis. „Durch diese Dysfunktion entsteht ein Schmerz, der über die Nerven der kleinen Wirbelgelenke an die Muskulatur weitergegeben wird.“ Wichtig sei hier aber das Wort reversibel, was bedeutet, dass es wieder rückgängig gemacht werden könne.
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Wie kommt es überhaupt zu einer Blockierung?
Dr. Tachtatzis räumt ein, dass die Ursache für die Blockierung wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt sei. Sicher jedoch sei, dass dabei kein Wirbel aus seiner ursprünglichen Position rauskomme, wie es gerne im Volksmund beschrieben werde. Stattdessen könne eine „ruckartige Bewegung oder eine dauerhafte Über- bzw. Fehlbelastung“ zu einem Schmerzreiz führen. „In der Folge kann es durch den dazugehörigen Nerv zu der Verspannung der Muskulatur und schließlich der Blockierung kommen.“ Laut dem Orthopäden gibt es bestimmte Risikofaktoren, die eine Blockade begünstigen, so etwa:
- Veränderungen der Gelenkflächen, zum Beispiel nach Verletzungen, Überlastung und/oder Entzündungen
- Verkürzung oder Verspannung der Muskulatur
- Schmerzen der inneren Organe
- psychosomatische Erkrankungen und Stress
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Was bei einer Blockade im Rücken hilft
Im Fall einer akuten Blockierung helfen laut Dr. Tachtatzis:
- Dehnen
- Wärmebehandlungen (bspw. Wärmepflaster)
- Schmerzmittel
- muskelentspannende Mittel
- Bewegung
- Faszientherapie
Und wenn das alles nicht hilft? „Dann kann der Besuch beim Physiotherapeuten Abhilfe schaffen“, so der Orthopäde. Auch Manuelle Therapie, Stoßwellentherapie und Tapeverbände könnten dazu beitragen, den Schmerz zu reduzieren und die Gelenkfunktion wiederherzustellen. Und sollte eine Ursache identifizierbar sein, müsse diese behoben werden.
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Was man bei Rückenblockaden auf keinen Fall tun sollte
Wer unter einer Blockade im Rücken leidet, möchte mitunter nur eines: sich schonen. Doch das ist kontraproduktiv. Dr. Angelos Tachtatzis rät zu Bewegung. „Man sollte dem Körper die Möglichkeit geben, die gestörte Gelenkfunktion zu beheben. Liegen und Ruhen sollte man, wenn möglich, vermeiden.“
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In welchen Fällen man zum Arzt gehen sollte
Zum Arzt gehen sollte man laut Dr. Tachtatzis, wenn die Schmerzen nach einigen Tagen nicht besser, sondern sogar schlimmer würden und Symptome wie Taubheitsgefühl, Lähmungserscheinungen und Probleme der Blasen – oder Darmfunktion hinzukämen. „Im Fall von häufigen Blockierungen sollte eventuell eine körperliche und/psychosomatische Ursache ausgeschlossen werden.“